„…während ich persönlich ja finde, dass Tulpen sehr wohl reimen. Das eine Blatt wächst dahin, das andere dorthin. Ihre Formen halten ein Zwiegespräch. Es herrscht Symmetrie. Es gibt in der Mitte den Stängel, es gibt das Spiegelbildliche. Ganz ohne Frage reimen sich Tulpen. Die Natur steckt überhaupt voller Reime„*.
Das gilt nicht nur für Tulpen. Auch andere natürliche und künstliche Objekte können sich reimen. Um den Reim zu entdecken, muss man über ein entsprechendes Sensorium, u.a. ein Gefühl für Symmetrien verfügen. Das muss allerdings nicht unbedingt explizit, bewusst oder mitteilbar werden.
*Nicholson Baker. Der Anthologist, München 2010.
Im Dreitakt zierlich tanzen den Reigen
Drei Blütenblätter im Kreis und verneigen
Sich höflich, doch die anderen drei
Streben hinaus aus der sittsamen Reih
Biegen sich, wenden sich, bleiben gebunden
An den Kreistanz der seine Mitte gefunden
In den Sechsen, die selbst um die Krone kreisen
Den Insekten den Weg ins Zentrum zu weisen
Zum Dreierdiadem, das dort drinnen erblüht
Während der Blätterreigen rotorange erglüht.
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Offenbar reimen sich Tulpen nicht nur, sondern regen auch zum Reimen an. Jedenfalls hat dich, liebe Gerda, die dürre Feststellung gleich zum Handeln in Form von Verse schmieden herausgefordert und uns ein passendes Gedicht geliefert. Ich danke dir für die passende poetische Untermalung.
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Immer gern 🙂
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Man kann einen Sachverhalt wohl auf „tausend“ verschiedene Weise ausdrücken – immer wieder mag es eine neue Wendung, eine Umschreibung, eine Gestalt geben, die diesen Sachverhalt wiedergibt oder von ihm redet.
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Oups, den Kommentar habe ich erst jetzt entdeckt. Ich würde dem noch hinzufügen, dass jede Ausdrucksweise einen je besonderen Akzent setzt.
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