„In die Röhre zu schauen“ ist heute weitgehend negativ konnotiert im Sinne von „leer ausgehen“. Geht man weiter in die Geschichte zurück, so hat die Röhre in Form des Fernrohres jedoch eine eher positive Entwicklung hinter sich. Das beginnt bereits vor der Zeit, als das Rohr mit Linsen ausgestattet wurde und zu einer enormen Steigerung des Sehvermögens geführt hat. So schlägt Aristoteles in „De generatione animalium“ eine Vorform des Fernrohrs vor, wenn er folgendermaßen argumentiert: „Wer seine Augen mit der Hand beschattet oder durch eine Röhre schaut, wird keine verbesserte oder verschlechterte Farbwahrnehmung feststellen, doch weiter sehen können […] Am besten müssten entfernte Objekte zu sehen sein, wenn man eine Art durchgängiges Rohr vom Auge zum Objekt benutzte, denn dann gingen die Bewegungen [Strahlen], die von dem Objekt ausgehen, nicht verloren“.
Als ich das ausprobieren wollte, und durch die erstbeste Röhre, die zu Hand war, einen Trinkhalm blickte, stellte ich einen von Aristoteles wohl nicht gemeinten Effekt fest. Denn solche innen glatten Rohre gab es noch nicht. Bei einer späteren Wiederholung des Experiments, verstärkte ich die spiegelnde Reflexion dadurch, dass ich durch eine zu einem Rohr aufgerollte Spiegelfolie blickte. Die Wirkung war phänomenal (siehe Foto) und ging weit über die aller bisherigen Röhren hinaus: Durch das Rohr beispielesweise auf eine Blume blickend erlebt man ein wahres Fest der Farben und Formen. Die Blume erscheint gleich mehrfach an den Wänden des Rohrs reflektiert und deformiert, wobei nichts weniger als ein Kunstwerk entsteht – zumindest für diejenigen, die es auf sich nehmen, in die Röhre zu blicken. Wir haben es gewissermaßen mit einem „kontinuierlichen“ Kaleidoskop zu tun. Die Zahl der Spiegel ist einfach von drei auf unendlich gesteigert worden.
ein tolles Experiment, lieber Joachim … sehr inspirierend!
liebe Grüße
Ulli
Danke, liebe Ulli! Wenn man nur eine Blume hat, kann man sich so die Illusion eines ganzen Straußes verschaffen. Naja, Illusion eben.
Liebe Grüße, Joachim.