Wie der Name schon sagt: Meisen mögen (M)Eisen. Jedenfalls nistet in diesem Jahr ein Meisenpaar ausgerechnet in unserer alten Pumpe, mit der wir Wasser für den Gartenbedarf fördern. Ich muss wohl eine Zeit lang die Pumpe außer Acht gelassen haben. Als ich sie wieder in Betrieb nehmen wollte kroch mit ein wenig Mühe eine Meise aus der wirklich sehr engen Öffnung, durch den die Kolbenstange geführt wird. Als ich mich der Pumpe ungläubig näherte und durch das Loch blickte, hörte ich ein irgendwie zischendes Geräusch des kleinen Vogels aus dem Innern des Zylinders, das die Luftsäule darin in Schwingung versetzte und daher merkwürdig außerirdisch klang.
Mir war sofort klar, dass die Wasserförderung per Pumpe in diesem Frühjahr tabu sein würde. Um die Vögelchen im Rohr zu schützen, band ich dann auch gleich den Schwengel fest, damit ja kein anderer auf die Idee kommt, diesen zu betätigen. Das wäre vermutlich verheerend für die Vogelfamilie, die hier ihr Zuhause gefunden hat.
Mittlerweile wechseln sich die beiden Eltern ab und tauchen mit Futter im Schnabel ins Eisenrohr ab, um kurz danach wieder aufzutauchen. So wie Eisen in Meisen steckt steck auch Eis in Eisen. Dies ging mir in den letzten Tagen durch den Kopf, als wir nachts einige Minusgrade zu verzeichnen hatten. Mein Gedanke war, dass durch die perfekte Wärmeleitung des massiven Eisens es im Rohr ziemlich kalt werden würde. Ich spielte schon mit den Gedanken, die Pumpe mit Stroh zu umgeben, nahm aber dann von dem Gedanken Abstand, weil der Eingriff in das Pumpenreich der Meisen vermutlich noch verheerender gewesen wäre als die Kälte. Und offenbar haben die Vögelchen alles im Griff. Ich denke, dass das Nest genügend wärmedämmend ausgestattet ist.
Wieder einmal ein Beispiel dafür, dass die Tiere ebenso wie die Pflanzen die technischen Errungenschaften der Menschen (in diesem Fall sehr alte Technik) fraglos (?) in ihr Leben integrieren.
Da die Meisen sehr scheu sind, war es sehr schwierig sie zu fotografieren. Daher ist das Foto, das den Einstieg einer Meise zeigt, qualitativ nicht besonders gut. Es gibt aber einen Eindruck von dem, was sich hier seit vielen Tagen abspielt. Den Gedanken, wie ich später die Hinterlassenschaften der Meisenfamilie aus der Pumpe wieder herausbekomme, verfolgen ich vorerst noch nicht weiter.
Als ich heute Morgen die Zeitung las, fiel mir sofort in der Rubrik „Tage wie dieser“ eine kurze dpa-Meldung unter der Überschrift „Meisenascher“ ins Auge. Ich zitiere sie hier kommentarlos, weil ich ansonsten eine Lawine von weiteren Gedanken lostreten würde (Warum erscheint die Notiz gerade heute, als ich diesen Beitrag schreibe? Warum habe ich früher von derartigen Merkwürdigkeiten nichts gehört?):
„Da will Feuerwehrmann in Ruhe seine Kippe abknicken – und plötzlich piept’s im Ascher? Gibt’s das? Ja, in Herdecke. Bei der dortigen Feuerwehr hat sich eine Meisenfamilie eingenistet. Das Gezwitscher , das aus der Raucherecke ertönte, habe die Einsatzkräfte stutzig gemacht, auf der Suche nach der Quelle des Geräuschs wurden sie schließlich fündig: Die neuen Untermieter sind fünf Blaumeisen-Küken. Um diese zu schützen, wurde der Aschenbecher abgesperrt und ein Hinweisschild aufgestellt. Ein Feuerwehrmann, der Tierpfleger ist, wolle nun regelmäßig nach ihnen schauen, hieß es“. (FR vom 13. Mai 2019, S. 36)
Meisen haben viel Sinn für aussergewöhnliche Nistplätze. Meine Eltern mussten ihnen alljährlich für einige Wochen den Briefkasten überlassen.
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Erstaunlich ist mit welcher Sicherheit die Vögelchen einschätzen, dass diese Orte gut für sie sind. Ich frage mich, wie demnächst die Jungen es schaffen aus dem eisernen Zylinder herauszukommen. Immerhin müssen sie in dem beengten Raum ein Stück hochfliegen. Andererseits müssen sie auch fliegen lernen, was nur außerhalb des Nestes geschehen kann.
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Man kann ihnen nur alles Gute wünschen und hoffen, dass die Eltern beim Nestbau das richtige Augenmass hatten.
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Das hoffe ich auch.
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Ob die Redensart „Du hast wohl eine Meise?“ irgendwie was mit den merkwürdigen Nistplätzen dieser allerliebsten Vögelchen zu tun hat? jedenfalls kannst du dich glücklich schätzen, gleich eine ganze Meisenfamilie zu haben. Und was die Synchronizität anbetrifft: die gibt es, ist halt eine Frage der Aufmerksamkeit, ob man sie bemerkt. Wenn man aber anfängt, drauf zu achten, tritt sie noch und nöcher in Erscheinung. Liebe Abendgrüße!
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In der Tat, wenn es bei einem piept, hat sich bei ihm im Kopf bestimmt eine Meise eingenistet, die er dann hat. Insofern könnte deine Vermutung richtig sein. Das mit der Synchronizität leuchtet mir ebenfalls ein. Die durch aktuelle Ereignisse geprägte Aufmerksamkeit beim Zeitunglesen – man liest ja nicht alles – lenkt sicherlich die Wahrnehmung und lässt einen häufiger in der passenden Weise fündig werden. Deine Abendgrüße kann ich nur mit lieben Morgengrüßen beantworten.
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Passt gut zu einem Buch von j. Ackermann „Genies der lüfte“. Dort erzählt sie ähnliches über Spatzen.
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Danke für den Buchtipp. Werde ich mir demnächst beorgen.
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Warnung ist angebracht: Sie beschreibt eine Unsumme an Intelligenzleistungen bestimmter Vogelarten, kann aber selten mit wissenschaftlicher Erklärung, sondern meist nur mit Hypothesen aufwarten.
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Vielen Dank, lieber Gerhard, solche Hinweise sind natürlich nützlich. Ich werden im Buchladen mal einen Blick hineinwerfen.
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Das ist ja goldig. Scheinbar gibt es zu wenig natürliche Brutstätten…
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…obwohl ich mehrere Brutkästen aufgehängt habe. Vielleicht reizt die Meisen die ungewöhnliche Behausung. So etwas gibt es doch auch beim Menschen.
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Auch wenn die Funktion der Pumpe nun nicht gegeben ist, finde ich diese Untermieter doch sehr unterhaltsam. Sicherlich wäre ich ständig am Beobachten. Ich wünsche viel Erfolg bei der Aufzucht und würde mich über weitere Informationen zum aktuellen Stand wirklich freuen. LG Glitzer
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Es ist in der Tat ein ständiges Kommen und Gehen der Eltern. Die Kleinen scheinen sehr hungrig zu sein. Das geht nun schon viele Tage so. Ich warte auf den Tag, dass die Kleinen mit eigener Kraft aus der Behausung herauskommen. LG, Joachim.
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