Bei Wanderungen im Spätsommer ärgere ich mich schon seit Jahren, dass – von den ökologischen Problemen einmal abgesehen – die Landschaft durch den massenhaften Anbau von Mais so uneinsichtig wird wie die Politik, die so etwas nicht zu verhindern weiß. Außer zwei grünen Maismauern ist auf große Strecken nichts mehr von der ansonsten schönen Gegend zu sehen. Im vorliegenden Fall bin ich ein wenig versöhnt, weil die grüne Mauer durch neugierig blickende Sonnenblumen aufgelockert wird und meine Augen durch andere Farbeinsprengsel vor dem völligen Ermüden bewahrt werden. Ob hier die Uneinsichtigkeit der Landschaft den Bauern insofern einsichtig gemacht hat, als er die fehlende Aussicht durch eine bunte Ansicht ersetzte?
Die Sonnenblumen zeigen übrigens, dass ich mit meiner Ablehnung der grünen Wand nicht allein bin. Auch sie wenden sich bis auf einige Ausnahmen von ihr ab und schauen sich lieber an, was auf der Straße passiert, auch wenn sie manchmal nur müde Wanderer zu Gesicht bekommen.
Bei dem Gang durch diese von Sonnenblumen gesäumte Flucht ging mir einmal mehr die starke Wirkung der Sonnenblumen auf, die allerdings wohl nicht alle Menschen betrifft. Ob es an einer Art Zugenwandheit liegt, die uns an Menschen erinnert – nach Erich Kästner schaun sie aus wie Frau’n – oder ist es die äußere Ähnlichkeit mit der namensgebenden Sonne?
Die Symmetrie der Struktur der Sonnenblume ist sehr aufnahmewürdig. Bei uns gibt es reine Sonnenblumenfelder, die am Rande eher mit Disteln aufgelockert werden.
Mich erinnern diese Monokulturen an manche Pflanzen in Gärten, die nie Insekten sehen. Obwohl ich da kein Experte bin, versicherte mir ein Experte rein zufällig kürzlich, daß so manche exotische Pflanze in den Gärten einfach völlig einsam vor sich dahinsteht, weil Insekten damit nichts anfangen können.
Die nächste Konsequenz wäre vermutlich ein Garten mit Plastikpflanzen. Aber das wird nie passieren, weil Plastik ja nun sattsam verteufelt ist. 🙂
Deine Beiträge bewegen sich M.E. in letzter Zeit auffällig in der Nähe einer Besorgnis um unsere Umwelt und – erstaunlicherweise – kaum mehr explizit mit Physik.
Auf die Erfordernisse unserer Zeit reagieren die einen mit Besorgnis und Handlungsantrieb, die anderen mit verstärktem Konsum und „jetzt erst recht“.
Man weiß wirklich nicht, was man erwarten kann.
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Mir geht es vor allem darum, die physikalischen oder sagen wir besser: die naturwissenschaftlichen Aspekte der Umwelt nicht zu kurz kommen zu lassen. Sie helfen m.E. bestimmte Probleme umfassender zu beschreiben. Dabei spielt der Gedanke an den Erhalt unserer UmWelt eine immer wichtigere Rolle. Beim Wandern durch die elendigen Maisfelder merkte ich einmal mehr, dass das was mich rein subjektiv störte, die Verunstaltung der Landschaft, ein weiterer Ausdruck ist der objektiven Problematik der Industrialisierung der Landwirtschaft.
Sich diese Dinge bewusst zu machen ist vielleicht wichtiger für ein Umdenken als wiederholte Appelle.
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Interessant. Ich dachte bisher, die Sonnenblumen würden sich der Sonne zu-wenden. Dass
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Ups, mein Kommentar machte sich schon auf den Weg… weiter also hier:
Dass sie sich aber auch abwenden könnten, ist ja eigentlich konsequentes Tun. Ich werde es beobachten. Mais gibt es hier ja genug, die Landschaft wie ein einziges riesiges Maislabyrinth…
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Naja, jedes Abwenden ist ja auch ein Zuwenden zu etwas anderem. Da die hohe Front des Maisfeldes ziemlich dunkel ist, haben sich die meisten Sonnenblumen der Richtung zugewandt, aus der vorwiegend Sonnenlicht kommt und das ist zufällig in etwa in der einen Richtung der Straße.
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Wohl wahr… Die Sonnenblumen wenden sich vermutlich ohne Hintergedanken – was den Menschen vielleicht umso mehr zu denken geben sollte…
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🙂
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