Wenn du ein Licht nimmst und es in eine mit grüner Farbe oder mit einer anderen Transparenzfarbe gestrichene Laterne stellst, so wirst du erfahrungsgemäß sehen, daß alle Gegenstände, die von diesem Licht beschienen werden, in der Farbe dieser Laterne schimmern.
Du hast wohl in Kirchen auch schon gesehen, daß das Licht, das durch die bunten Glasfenster fällt, in der Farbe dieser Glasfenster schimmert. Wenn dir auch das noch nicht genügt, dann beobachte einmal, wie die Sonne beim Untergang, wenn sie rot durch den Dunst scheint, alle jene Wolken rötet, die ihr Licht von dieser Sonne erhalten*.
Auf dem Foto sieht man die Spiegelung des durch ein farbig verglastes Fenster der Kirche Santa Maria Novella (Florenz) gefilterten Lichts auf einer Bank. Aufgrund der Glätte der holzernen Oberfläche der Bank wird ein Teil des Lichts nach dem Reflexionsgesetz (Einfallrichtung = Reflexionsrichtung) in die Kamera reflektiert. Theoretisch hätte Leonardo da Vinci eine solche Spiegelung in eben dieser Kirche mit eigenen Augen sehen können.
*Leonardo da Vinci. Tagebücher und Aufzeichnungen. Leipzig 1940 , S. 150
Jetzt müsste man nur noch daraus schliessen, wie das Fenster aussieht 🙂
In Florenz war ich zweimal, aber jedes Mal nur kurz.
Aud dieser Erfahrung heraus machte ich mal 5 Tage Urlaub in Rom – um mir ein Bild machen zu können.
Doch alle Bilder verblassen!
Von Palermo und Rom habe ich noch die Ursprungsbilder zweier Kirchen im Kopf, obwohl ich diese nach Jahren erneut besuchte. Die neue Erfahrung mochte das alte Bild nicht zu löschen.
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Dazu müsste man die Reflexionsstruktur der Bank kennen. Physiker die mikroskopische Struktur von Oberflächen erforschen gehen gewissermaßen umgekehrt vor. Sie bestrahlen die Oberflächen mit „Licht“ bekannter Herkunft und schauen sich die Veränderungen an, die die Reflexe erfahren haben. Daraus werden dann Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Oberflächen gezogen.
Was die Erinnerung bekannter Orte, die man nach längerer Zeit wieder besucht, so habe ich auch wiederholt festgestellt, dass manchmal die alten Bilder im Kopf stärker sind als die neuen… 🙂
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Die Vorstellung, dass Leonardo diese gleiche Spiegelung auch gesehen haben könnte, ist irgendwie erhebend ……
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Das finde ich auch. Ein ähnlicher eindrucksvoller Gedanke ging mir durch die Kopf, als ich angesichts eines Besuchs des Doms von Pisa erfuhr, dass Galilei durch die Schwingungen des Leuchters während eines Gottesdienstes auf die Pendelgesetze gekommen sein soll. Als ich vor ein paar Jahren den Leuchter betrachtete, fühlte ich mich angesichts dieser Information irgendwie vom Hauch der Geschichte gestreift…
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Ich sage mal ganz pathetisch, dass das Momente sind, in denen man sich mit der Menschheit verbunden fühlt ….
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Soist es.
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Gänsehaut. Der Hauch der Geschichte lässt frösteln. Ich stellte mir eben vor, wie du ehrführchtig über die alte Holzfläche streichst, das Licht auch auf deiner Hand sehend und dabei fühlst: Leonardo war hier. Und das war er in dem Moment ja dann auch wirklich.
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Ja, schön wie du das beschrieben hast. So ist es wohl, wenn es ich überhaupt in Worte fassen lässt. Und deshalb sind die Besuche geschichtsträchtiger Orte allen anderen Dokumenten (Fernsehen, Fotos usw.) überlegen.
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Auch wenn die Sehgewohnheiten seit Leonardo da Vinci sich verändert haben. Solange die gleichen Voraussetzungen vorhanden sind, Fenster-Farben, Steinboden, Lichteinfall und Augen- sehen wir Zeitunabhängig, dass selbe wie alle Menschen die vor uns da waren. .
Die Frage ist eher, was im Betrachter dadurch aktiviert wird oder man achtlos (das vor den Füssen liegende) übersieht.
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Physiologisch wird unter den gleichen objektiven Bedingungen sicherlich das Gleiche ausgelöst. Bewertet und interpretiert wird es den veränderten Sehgewohnheiten entsprechend anders. Ja, das sehe ich auch so.
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