In diesem Jahr sah ich in der Nähe von Pferdewiesen immer wieder zeltartige Vorrichtungen mit einem großen schwarzen Ball darunter (siehe Foto). So harmlos und rätselhaft zugleich dieses Gebilde auch aussehen mag, für einige Insekten, vor allem Bremsen wird es zur tödlichen Falle. Dabei wird einerseits die Verhaltensweise von Bremsen ausgenutzt, sich bei Warmblütern wie etwa Pferden eine Blutmahlzeit zu verschaffen. Da sie andererseits mit ihren Facettenaugen nicht feststellen können, ob es sich bei körperwarmen Gegenständen tatsächlich um Lebewesen handelt, landen sie oft auch auf den falschen Objekten, in diesem Fall auf dem warmen schwarzen Ball.
Wenn sie dann festgestellt haben, dass bei dem Ball nichts zu holen ist, verlassen sie ihn wieder unverrichteter Dinge. Bremsen haben die angeborene Verhaltensweise, nach oben hin wegzufliegen und die wird ihnen nunmehr zum Verhängnis. Denn dadurch geraten sie geführt durch die sich zuspitzende kegelartige Begrenzung in ein oben angebrachtes Gefäß, das um die enge Einflugöffnung herum mit einem Wasserbad umgeben ist. Darin landen die Bremsen dann unweigerlich nach vergeblichen Versuchen zu entkommen und ertrinken darin.
Wer nun auch noch wissen will, warum sich der dunkle Ball wie andere dunkle Objekte auch über die Umgebungstemperatur hinaus erwärmt, muss noch ein Stück weiterlesen:
Jeder Gegenstand tauscht nicht nur durch Wärmeleitung und Konvektion Energie mit der Umgebung aus, sondern auch durch Strahlung. Die Farbe eines Gegenstands verrät, welcher Anteil der Strahlung im sichtbaren Wellenlängenbereich absorbiert wird. Ein grüner Gegenstand nimmt vor allem Licht aus dem roten Bereich auf, und strahlt das restliche grüne Licht aus; ein weißer Gegenstand absorbiert so gut wie keine Strahlung im sichtbaren Bereich und sendet alles wieder aus; und ein schwarzer Gegenstand absorbiert nahezu alle Strahlungsenergie im sichtbaren Bereich und gibt – wie man an der schwarzen Farben sieht, kein sichtbares Licht aus. Er nimmt also mehr Lichtenergie pro Zeiteinheit auf als alle anderen andersfarbigen Objekte. Er wandelt also die gesamte Energie in thermische Energie. Dadurch erhöht sich seine Temperatur über die Umgebungstemperatur hinaus. Die Temperaturerhöhung bedingt aber, dass der Gegenstand nunmehr auch selbst Energie in Form von Wärme, insbesondere Wärmstrahlung (Infrarotstrahlung) an die Umgebung abgibt und zwar umso mehr, je höher seine Temperatur wird. Schließlich wird die Temperatur so hoch, dass genauso viel Energie abgegeben wie aufgenommen wird. Es stellt sich also eine Gleichgewichtstemperatur oberhalb der Umgebungstemperatur ein. Diese ist wegen des größeren Absorptionsvermögens von dunklen Gegenständen höher als die von hellen.
Sieh mal an. Eine kluge Vorrichtung. Nun werden wir abwarten müssen, wie lernfähig ihrerseits die Bremsen sind. ein Wettlauf der Intelligenzen….
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Dazu müssten aber einige Bremsen aus der Falle entkommen und die Erfahrung weitergeben können… Wie effektiv diese Vorrichtungen sind, wird man daran erkennen, ob sie in den nächsten Jahren noch zu sehen sein werden.
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Ja, ein paar müssten schon entkommen, wie ja auch immer ein paar Menschen die vernichtenden Sintfluten überlebten und ihre Erfahrungen weitergaben 😉 Oder die klügsten Karnickel die Giftattacken der Menschen. Du kennst sicher das Buch „Unten am Fluss“ („watership down“) von Richard Adams?
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Das Buch habe ich vor vielen Jahren gelesen und fand es damals wegen seiner literarischen Anleihen (auch beispielsweise an Aischylos) interessant. Viel mehr, dass es um kluge Kaninchen in typisch menschlichen Situationen mit typisch menschlichen (Fehl-) Einschätzungen ging habe ich aber nicht behalten. Ich kann aber gut verstehen, dass es dir in diesem Zusammenhang einfällt.
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Danke für diese Informationen.
Als ich so ein Ding zum ersten Mal sah, dachte ich an eine große Lampe oder ähnliches. Zum Glück kamen grad Spaziergänger vorbei, die mir das erklärten. Wer erfindet sowas?
Gruß von Sonja
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Das ist eine gute Frage, liebe Sonja, das eigentlich Neue, nämlich der in der Sonne aufgeheizte Ball, ist eigentlich schon lange bekannt. Es bedurfte nur noch der Kombination mit der Wasserfalle (ebenfalls lange bekannt). Vielleicht ist ein geschäftstüchtiger betroffener Pferdeliebhaber der Erfinder. Da die Vorrichtung ganz ohne chemische Keule auskommt, hat vielleicht auch eine gewisse ökologische Sensibilität dazu beigetragen, dass sie gerade jetzt Verbreitung findet. Gruß, Joachim.
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