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Didaktik, Geschichte, Wissenschaftstheorie

Kunst am Wegesrand (4)

Wenn man beim Wandern etwas aufmerksamer auf die Umgebung achtet, findet man immer wieder künstlerische Objekte, die in der Alltagshektik oft übersehen werden. Dazu gehört auch diese rostige Eisenplatte mit einigen wuchtig aufgeprägten, ebenso dem Rost anheimgegebenen Worten. In ihnen erkennt man ein kurzes Zitat aus dem Zwischenkriegsroman „Der schwarze Obelisk“ von Erich Maria Remarque. Hier der etwas ausführlichere Kontext, aus dem die Zeilen entnommen wurden.

Ich habe noch denselben Namen und weiß, dass ich ihn wohl bis ans Ende meiner Tage mit mir herumschleppen werde, ich bin kein Phönix, die Neugeburt ist nicht für mich, ich habe zu fliegen versucht, doch nun taumele ich wie ein geblendetes schwerfälliges Huhn wieder zur Erde, zwischen die Stacheldrähte zurück.
»Sei nicht traurig«, sagt Isabelle, die mich beobachtet hat.
»Ich kann nicht auf Regenbögen gehen, Isabelle«, sage ich.
»Aber ich möchte es gerne. Wer kann es?«
Sie nähert ihr Gesicht meinem Ohr. »Niemand«, flüstert sie. »Niemand‘? Du auch nicht?«
Sie schüttelt den Kopf. »Niemand«, wiederholt sie. »Aber es ist genug, wenn man Sehnsucht hat.«
Das Licht wird jetzt schnell grau. Irgendwann war das alles schon einmal so, denke ich, doch ich kann mich nicht erinnern, wann. Ich fühle Isabelle nahe bei mir und halte sie plötzlich in den Armen*.


*Erich Maria Remarque. Der schwarze Obelisk. Geschichte einer verspäteten Jugend. Köln 2005

Diskussionen

9 Gedanken zu “Kunst am Wegesrand (4)

  1. Die Antwort von isabelle gefällt mir nicht.
    Das ist zu billig.
    Sehnsucht ist zu wenig, ist gar nichts.

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von kopfundgestalt | 19. Oktober 2019, 00:49
  2. Sowas mag ich auch sehr❣️
    Auch aktiv ( so: „ Lust auf kreatives Tun einer meiner ältereren Beiträge) und naturverträglich.
    Lieben Gruß 🌈

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von ele21 | 19. Oktober 2019, 11:15

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