Wenn nach dem Besuch der auf mehreren Stockwerken verteilten Phänobjekte im Universum, dem Bremer Science Center, auf kürzerem Wege in einem Treppenhaus zum Ausgang hinabgeht, wird man noch einmal durch einige optische Phänomene herausgefordert.
Man erblickt einige farbige Streifen auf der Wand, dem Geländer, der Treppe oder wo auch immer, deren Sinn sich einem nicht sofort erschließt (schwarze Streifen und Flächen im oberen Foto). Erst wenn man sich an eine Stelle begingt, die durch farbige Fußspuren auf dem Boden gekennzeichnet ist, erkennt man worauf das ganze hinauslaufen soll. Es genügt jetzt den Blick noch ein wenig zu justieren, um ein Gebilde vor Augen zu haben, das Sinn ergibt (unteres Foto). Da es aus mehreren in verschiedenen Ebenen Elementen zusammengesetzt ist, suggeriert der visuelle Eindruck, dass das Gebilde irgendwie im Raume schwebt und zwar so, wie es rein topologisch nicht sein könnte. Erst wenn man hilfsweise den vor einem liegenden Raum als flächenhafte Abbildung eines Raumes ansieht, lässt sich die Figur als konsistenter Teil dieser Fläche akzeptieren. Das Tolle ist, dass in dem Maße, wie man sich treppab gehend in die vermeintliche Fläche hineinbegibt, zerfällt der schöne Schein wieder in Fragmente, die rein räumlich gesehen nichts miteinander zu tun haben.
Es gibt viele derartige optische Spielereien in diesem Treppenhaus. Ich konnte sie nicht alle genießen, weil ich nach einiger Zeit zum Störfaktor für die Menschen wurde, die vermutlich nach längerem Aufenthalt bei den anderen Phänobjekten mit einer Art Speicherüberlauf eilig treppab zum Ausgang strebten und einige unschöne Bemerkungen machten. Durch beharrliches Warten gelang es mir aber diese menschenfreien Fotos zu machen.
Anmerkung: Ganz genau habe ich den Blickwinkel nicht getroffen, weil zwischen dem Blickwinkel der Augen und der Kamera doch ein gewisser Unterschied besteht. Gesehen habe ich die kleine Diskrepanz daher erst zuhause.
Ähnliches kenne ich auch. Man muß da aufpassen bisweilen, daß man nicht das Gleichgewicht verliert oder taumelig wird.
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Dazu ist es bei mir nicht gekommen, da ich mich darauf auf die Momente konzentrierte, in denen die Treppe frei war.
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interessant! Ähnliche Gedanken kamen mir beim Betrachten kubistischr Bilder. https://gerdakazakou.com/2018/08/03/natur-mensch-und-technik-in-der-moderne-5-ueber-gleichzeitigkeit-und-relativitaet/
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An diesen schönen Beitrag kann ich mich noch erinnern. Kubistisch ist das Ganze schon in einem bestimmten Sinn, zumindest bei der Betrachtung, wenn unser Gehirn verschieden weit entfernte Elemente auf eine Ebene abbilden muss.
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Ja, so dachte ich es mir. Dasselbe führte ich kürzlich in Bezug auf die Sternbilder an, die wir wegen der großen Entfernung 2-dimensional lesen, obgleich die sie figurierenden Sterne ja irgendwo unabhängig voneinander in der Tiefe des Raums kreisen, während wir gezeichnete Bilder 3-dimensional interpretieren, obschon sie offensichtlich 2-dimensional sind (Oberfläche des Papiers). LG
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Das ist ein sehr guter Gedanke! Wieder einmal zeigt sich wie notwendig optische Täuschungen sind, um Ordnung in unsere Umwelt zu bringen. Trotzdem sind Täuschungen i. A. negativ konnotiert. Sieht man hier nicht wieder, wie sehr unser lineares Entweder-Oder-Denken untauglich ist, um mit der Komplexität der Welt fertigzuwerden? Es zeigt insbesondere wie wichtig der Kontext für die Beurteilung einer auf den ersten Blick problemlos erscheinenden sein kann. Ooops, ich schweife ab…
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Kubismus sah ich bisher als Zersplitterung von Form. Als Dekonstruktion und Rekonstruktion.
Inwiefern dieses Schauspiel, dass du angesichtig wurdest, mit kubismus interferiert?! I dont know
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In dem Sinne könnte man in der Tat von Kubismus sprechen. Aber in der Kunst hat dieser Begriff natürlich eine ganz spezielle Bedeutung.
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Jetzt war ich auch da…und erkannte erst vor Ort, dass du dort warst. 😀
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Bist halt ein Eidetiker. Und im „Universum“ leben wir eh. Schön, dass es dich in den Norden getrieben hat.
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