In einem früheren Beitrag wurde bereits die Hohlmaske vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein nach innen umgestülptes, konkaves Gesicht, das wir aus einem gewissen Abstand nicht anders als konvex und erhaben im doppelten Wortsinn sehen können. Bei dieser Konkav-Konvex- Täuschung wurde deutlich, dass unsere Wahrnehmung von der Freiheit Gebrauch macht, eine zweidimensionale Darstellung eines dreidimensionalen Gegenstands hinsichtlich der Hohlheit oder Erhabenheit in der einen oder anderen Weise zu beurteilen.
Die Entscheidung wird ganz allgemein gesagt so getroffen, dass bei zweideutigen Darstellungen bekannter Gegenstände der vertrauteren Version der Vorrang eingeräumt wird, wenn immer dies möglich erscheint.
Diese Freiheit ist bei einem Hohlkopf eigentlich gar nicht gegeben. Ein solcher ist und bleibt hohl. Wenn allerdings die dreidimensionalen Hinweise auf die Hohlheit wahrnehmungsmäßig durch monokulares Sehen zum Verschwinden gebracht werden, ziehen wir gewissermaßen wider besseres Wissen auch hier die vertraute Version vor und sehen ein konvexes, also normales Gesicht. Hier kommt das Wissen um die Hohlheit offenbar nicht gegen den Augenschein an, selbst dann nicht, wenn wir es nur mit Masken und Gipsköpfen zu tun haben. Daraus spricht vermutlich die besondere Bedeutung von Gesichtern im Leben der Menschen. Lebte man in einer Welt von Hohlköpfen, so sähe die Situation vermutlich ganz anders aus.
Es ist erstaunlich, wie unähnlich eine Maske einem Gesicht werden muss, damit man auch die Hohlversion zu sehen bekommt. Selbst beim hohlen Gesicht eines Drachens, den man sich nach einer im Internet herunterladbaren Vorlage in wenigen Minuten selbst basteln kann, ist es praktisch unmöglich, die grimmige Schnauze so zu sehen wie sie ist, nämlich konkav, stets stülpt sie sich in die gewohnte konvexe Gesichtsform um (unteres Foto).
Bei der Suche nach Formen, die einem Gesicht immer unähnlicher sind, fotografierte ich eine Salatschüssel sowohl in ihrer konvexen als auch in ihrer konkaven Ansicht. Und siehe da, auch hier gelingt es manchen Menschen nicht immer – mich selbst eingeschlossen – die Hohlheit auch bei monokularer Betrachtung ohne Probleme wahrzunehmen (siehe obere Fotos).
Hohlköpfe und hohlkopfähnliche Figuren sind aufgrund einer optischen Täuschung meist nicht als solche zu erkennen. Das gilt leider nicht immer nur für die physische Hohlheit von Köpfen.
Zu letzterem: Ich las gerade eine Biographie eines Jazzmusikers, der gerne in Gegenwart eines Freundes „delierierte“. Was er sagte, schien im Moment tiefere Bedeutung zu haben, man glaubte, hinter den Dingen schauen zu können, wennauch nur ansatzweise so tief wie dieser Musiker. Hatte der Autor den Musiker verlassen, war auf der Strasse oder etwas weiter noch, dann verlor sich das Tiefe und das Gehörte schien einfach nur mehr unsinnig und bedeutungslos.
So erging es aber mit jedem Besuch!!
Insofern ist dieses Phänomen eine starke Parallele zu der Salatschüsselgeschichte.
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Ich glaube zu verstehen, was du meinst. Manche tiefen Eindrücke sind nur aus der Situtation heraus real und verschweinden, in jedem anderen Kontext.
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Ganz anders wohl mit den Gesprächen von Matisse und Picasso, der Picassos Frau Gilot jeweils beiwohnte und in unvergleichlicher Weise festhalten konnte.
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