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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Prismatische Zerlegung eines Sonnentalers

Der farbige Sonnentaler tanzt mir schon wieder vor der Nase herum und fordert mich geradezu heraus, etwas mit ihm anzustellen. Vor einiger Zeit legte ich drei aus einem anderen Experiment stammende Glasmurmeln in den Lichtfleck. Diesmal habe ich eine hexagonales Prisma zur Hand, das ich mitten in das farbige Lichtgewusel hineinstelle. Ich staune nicht schlecht, wie sich die Dinge ändern: In das farbige Runde mischt sich das geometrisch Gerade hinein. Das bunte Licht wird den Facetten des Glasobjekts entsprechend in vielfacher Weise reflektiert, gebrochen und teilweise sortiert.
Aber auch das Glasobjekt sieht ganz anders aus. Und wenn ich nicht wüsste, wie es beschaffen ist, hätte ich vermutlich Schwierigkeiten, es in seinem Originalaussehen zu erkennen.

Was Goethe wohl dazu gesagt hätte? Gegen die Newtonsche Farbenlehre dichtete u.A. mit folgenden Reimen an:

Ist erst eine dunkle Kammer gemacht
Und finstrer als eine ägyptische Nacht,
Durch ein gar winzig Löchlein bringe
Den feinsten Sonnenstrahl herein,
Dass er dann durch das Prisma dringe:
Alsbald wird er gebrochen sein.
Aufgedröselt bei meiner Ehr‘
Siehst ihn, als ob’s ein Stricklein wär‘,
Siebenfarbig statt weiß, oval statt rund.
Glaube hierher des Lehrers Mund:
Was sich hier auseinander reckt,
Das hat alles in Einem gesteckt.
Und dir, wie manchem seit hundert Jahr,
Wächst darüber kein graues Haar.*


* Johann Wolfgang von Goethe. Aus: Sprüche in Reimen – Zahme Xenien. VII.

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Diskussionen

4 Gedanken zu “Prismatische Zerlegung eines Sonnentalers

  1. Manches Wunder wird eben nicht bemerkt, da hatte Goethe recht 🙂

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    Verfasst von kopfundgestalt | 31. März 2020, 00:08
  2. Das Hexagon ist, wie nicht anders möglich, natürlich verzerrt. Wäre es wohl auch, wenn man es von oben fotografieren würde, dann vermutlich um kaum wahrnehmbare Differenzen.
    Mir gefällt das Licht auf der Struktur des Tisches (oder ist es auch Staub)?

    Like

    Verfasst von kopfundgestalt | 31. März 2020, 12:54
    • Die Verzerrung von regelmäßigen Körpern ist in der Fotografie oft anders als bei normalem Anblick. Daher wirkt es oft verfremdet und – wie wir vor einiger Zeit schon mal diskutiert haben – glaubt man zuweilen ein unbekanntes Objekt zu sehen.
      Nein das hexagonale Prisma liegt auf einer Glasplatte, die zum Schutz (Bastelarbeiten u.ä.) auf meinem Naturholzschreibtisch liegt. Das kann man auf dem Foto nicht sehen. Hier dominiert das Blau des Himmels, das an jenem schönen Tag die Szenerie beleuchtet.

      Gefällt 1 Person

      Verfasst von Joachim Schlichting | 31. März 2020, 16:15

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