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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Sedimentierte Zeit in einem Lackfilm

Das Foto zeigt einen Lackabzug aus einer Kiesgrube. Dabei handelt es sich um einen naturgetreuen, wenn auch spiegelverkehrten Ausschnitt aus geologischen Ablagerungen in lockeren Sedimenten. Neben den Ablagerungsschichten sind größere Bereiche von Eisenfällungen zu sehen. In dem Lackfilm sind die Struktur und die Textur eines vertikalen Schnitts durch den Boden bis in mikroskopische Details aufbewahrt. Im vorliegenden Fall haben wir es mit saalezeitlichen Sanden zu tun, die einen Einblick in die bis etwa 300000 Jahre zurückliegende Kaltzeit gewährt, als die norddeutsche Tiefebene vereist war.
Anders als ein Foto ist ein Lackfilm eine zwar sehr dünne aber reale 3D- Kiesschicht, mit kleinen Erhebungen und Vertiefungen. Man kann sie auch mit den Händen ertasten und neben dem optischen auch einen haptischen Eindruck der Erdgeschichte gewinnen. Damit hat man die tatsächliche Entstehungsgeschichte zwar auch nicht unbedingt verstanden aber wenigstens begriffen.

Dieser Lackfilm hängt bei mir gerahmt zu Hause als Naturkunstwerk an der Wand und erinnert mich auch an meine Kindheit, als wir in nahe gelegenen Kiesgruben, die steilen Wände fein säuberlich freilegten und uns über die schönen Strukturen erfreuten. Als mein Sohn klein war glaubte er darin eine alte Landkarte zu erkennen. Auf eine gewisse Weise hatte er sogar recht.

Sand des Meeres unermeßlich
den noch kein Linné nach seinen Gestalten geordnet hat.

Georg Christiph Lichtenberg (1742 – 1799)

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Diskussionen

17 Gedanken zu “Sedimentierte Zeit in einem Lackfilm

  1. Ob man es als das sieht, was es ist, oder seine Phantasie darin Bilder suchen lässt – es ist ein anschauliches und faszinierendes Stück.

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    Verfasst von puzzleblume | 17. April 2020, 00:11
  2. ein bewundernswertes Kunstwerk. Zum ersten Mal höre ich von und sehe einen Lackfilm. Wie wird der gewonnen?

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    Verfasst von gkazakou | 17. April 2020, 01:19
    • Zunächst wird eine geologisch interessante Stelle an einer Wand von lockeren Sedimenten (z.B. Kiesgrube) freigelegt und geglättet. Mit Hilfe von speziellen Lacken und Kunstharzen wird dann eine Schicht des Sands bzw. Kies auf einer festen Unterlage fixiert und dann von der Wand vorsichtig abgezogen. Die Beschreibung klingt allerdings einfacher als die Ausführung tatsächlich ist. Eigene Versuche scheiterten kläglich.

      Gefällt 1 Person

      Verfasst von Joachim Schlichting | 17. April 2020, 09:34
  3. Was du alles besitzt!

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    Verfasst von kopfundgestalt | 17. April 2020, 01:30
  4. Faszinierend ….

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    Verfasst von Benedikt Zimbalist | 17. April 2020, 07:36
  5. Erinnert mich an die Zeit als ich mit Hammer und Meißel hier mit den Kumpels, verbotenerweise, Fossilien im Teutoburger Kalkstein gesucht habe

    Gefällt 2 Personen

    Verfasst von aquasdemarco | 17. April 2020, 11:45

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