Es gibt verschiedene Aspekte des Gleichgewichts. Mechanisch gesehen ist der Steinstapel im Gleichgewicht, wenn sein Schwerpunkt senkrecht über der Unterstützungsfläche ist. Man erkennt sofort, dass diese Bedingung zwar notwendig ist, aber nicht hinreichend. Die Reibungskräfte zwischen den teilweise schräg aufeinander liegenden Steinen müssen so groß sein, dass die Steine nicht voneinander abgleiten. Man muss sich schon einige Mühe geben, um ein solches Gebilde hinzubekommen. Eine gewisse Zusatzstabilität ist auch noch erwünscht, damit die Steine nicht bei der kleinsten Erschütterung oder Luftbewegung ins Wanken geraten.
Ursprünglich aus den Bergen stammend, wo solche Steinmännchen in früherer Zeit als Wegmarkierung dienten, haben sie sich inzwischen auch ins Flachland verirrt bis an die Küste. Zumindest hier haben sie keine besondere Bedeutung. Die Motive für ihre Konstruktion sind vielfältig. Ich denke, dass sich bei den Konstrukteuren solcher Gebilde das Kindheits-Ich Bahn bricht, indem das irgendwann unterbrochene Spielen mit Bauklötzen, bei dem das Errichten hoher Türme eine besondere Herausforderung darstellte, hier eine vielleicht meditative Fortsetzung findet. Sicherlich spielen aber auch das haptische Erlebnis mit natürlich geformten Steinen spielerische umzugehen sowie ein gewisser Kunstsinn eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Hast du das gezeigte Steinmännchen gebaut, Joachim?
Ich habe irgendwo gelesen, dass Legosteine unser natürliches Gefühl für Gleichgewicht zerstört haben. Das kann ich mir gut vorstellen.
Einen schönen Samstag von Susanne
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Ja, liebe Susanne, woimmer ich Gelegenheit dazu habe, juckt es mich, Steinmännchen zu bauen. Dabei kommt es mir darauf an, es möglichst unmöglich erscheinen zu lassen. Dass Legosteine unser natürliches Gefühl für Gleichgewicht beeinträchtigen können, erscheint insofern plausibel, als dort gerade das Bemühen wegfällt, das Gleichgewicht an der Grenze zur Katastrophe entlang zu balancieren. Danke, für den interessanten Hinweis. Ich wünsche dir ein erholsames Wochenende! Liebe Grüße, Joachim.
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Bewundernswerte Gebilde!
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Das Gefühl beim Bauen ist ein wenig so, wie wenn man auf dem First eines Daches balanciert – nur dass man sich keiner realen Gefahr aussetzt 😉 Liebe Grüße, Joachim.
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Hoffentlich…
Herzliche Abendgrüße vom Lu
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Diese kleine Skulptur erinnert mich an eine ganz bestimmte Arbeit, die ich einst sah.
Der grösste Stein wirkte in dieser wie ein Hut oder Hutkrempe.
War es Moore? War es Hans Arp?
Ich bin sicher, daß ich sie finden kann. Sie schmückte m.E. auch einen Ausstellungskatalog.
In Fuerteventura, an der Westküste, findet man auch Ungetüme, die beim Hinabrollen/-stürzen vor Jahrtausenden in eigentümlicher Stellung ihre Ruhe fanden. Oft geradezu balancierend.
Künstler können darin auch Spaß finden, wenn sie solche Objekte mit physikalischen Kenntnissen verbrämen.
Mit Ton sind solche Sachen schwer möglich, weil man kaum Kontrolle hat darüber, was bei großer Hitze des Brennens mit der Skulptur passiert, oder allein schon beim Trocknen. Da gäbe es einieg Abstürze – und ja bitte nicht im Ofen, wo die Heizwendel beschädigt werden könnten.
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Ja, du hast Recht. Diese Steinmännchen haben etwas Künstlerisches, das sich – zumindest bei mir – nicht aus einem bestimmten Konzept heraus entwickelt, sondern im Einklang mit den Gesetzen der Physik möglichst hohe und waghalsig aussehende Skulpturen zu bauen.
Im Unterschied zu anderen Skulpturen inklusive von Tonobjekten sind die Männchen auf den Augenblick hin konzipiert und bleiben nur dadurch virtuell erhalten, dass man sie fotografiert.
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In jedem Falle weniger kostspielig 🙂
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🙂
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Vielleicht interessiert Dich das:
https://kopfundgestalt.com/2017/06/20/organischer-turm/
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Das ist sehr schön! Ein Teil der Wirkung resultiert für mich daraus, dass – die Strukturelemente als Natursteine aufgefasst – ohne „Klebstoff“ so nicht halten würden.
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