Schnecken hinterlassen bekanntlich eine Schleimspur – einen schmalen Teppich, den sie sich selbst auslegen. So haben sie den Vorteil, unabhängig von beliebigen Geländestrukturen ihres Weges zu gehen. Diese Hinterlassenschaft fällt besonders dann auf, wenn sie im Licht der Sonne glänzt und oft in den schönsten Farben irisiert.
Der Vorteil der gleichbleibend guten Qualität ihrer „Straße“ hat allerdings einen hohen Preis. Der Energieaufwand ist enorm – etwa ein Drittel der von der Schnecke insgesamt verbrauchten Energie dient der Schleimproduktion. Allerdings wird der Schleim nicht nur für die Fortbewegung genutzt, sondern auch für andere Zwecke. Dementsprechend variiert auch seine chemische Zusammensetzung.
Die für mich eindrucksvollste Anwendung des Schleims ist das „Schleimseil“, das eine erstaunliche Reißfestigkeit besitzt. Eine fette Nacktschnecke kann sich offenbar ohne Probleme aus mehreren Metern Höhe abseilen. Das habe ich in meinem Gewächshaus beobachtet, wo sich die Schnecke am Schleimseil baumelnd genauso gemächlich wie beim Gehen dem Erdboden näherte. Vermutlich war der Umweg über die glatten Scheiben weniger aufwändig als über die lockere Erde zum Salat zu gelangen.
Wenn diese Vermutung zutreffen sollte, bleibt die Frage, wie die Schnecke wissen konnte, dass man auf diese Weise vorteilhafter ans Ziel kommen würde.
Als ich kürzlich auf einer Wanderung in der Krummhörn Schnecken in großer Zahl eine Asphaltstraße überqueren sah, stellte ich mit Erstaunen fest, dass einige der Kriechspuren nicht wie eine durchgehende, sondern wie eine gestrichelte Linie aussahen (oberes Foto). Bereits vorher hatte ich über diese Strichelungen gerätselt, als die Verursacher bereits verschwunden waren. Die von mir beobachtete Schnecke brachte die Unterbrechung der Schleimabsonderung dadurch zustande, dass sie so etwas wie einen kleinen Sprung nach vorn machte – natürlich alles im Schneckentempo. So würde ich jedenfalls meine Beobachtungen beschreiben. Auf diese Weise wurde die Kriechspur jedes Mal unterbrochen. Ich vermute, dass anders als bei Kindern, die sich manchmal aus reinem Übermut hüpfend fortbewegen, damit der Energieverbrauch verringert wird.
Wer hüpfen kann, kommt schneller voran.
Manchmal kommt mir das Fortbewegen einer Schwebfliege oder Minifliege von Miniblüte zu Miniblüte auch wie ein Hüpfen vor. Vielleicht genügt auch nur ein winziger Flügelschlag, um ein wenig angehoben zu werden.
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Ja, die Insekten haben aufgrund ihrer geringen Masse fast den Vorteil von selbst zu fliegen. Sie haben eher das Problem, mit äußeren Luftbewegungen fertig zu werden. Die Schnecke gehört dem Mittelbereich an. Sie stirbt zwar nicht, wenn sie aus großer Höhe auf den Boden fällt, aber – wie beispielsweise das Abseilen zeigt – ist die Schwerkraft für sie ein ernst zu nehmender Faktor.
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