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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene, Strukturbildung, Selbstorganisation & Chaos

Sandrippel – Gestalt gewordene Antagonismen

Während die Sandkörner infolge der Erdanziehungskraft stoisch und unnachgiebig nach unten tendieren, werden sie vom Wind der Unberechenbarkeit des Wettergeschehens entsprechend immer wieder aufgescheucht, sodass ein bewegtes Wechselspiel der Kräfte zu jenen wunderschönen Rippelsystemenen führt, die man diesen regellos erscheinenden antagonistischen Wirkungen gar nicht zugetraut hätte. Die Choreografie der tanzenden Sandkörner steht nicht etwa in den Sternen, sondern wird von den Naturgesetzen im Zusammenspiel mit dem Zufall bestimmt. Die Rippel sind keine endgültigen Gestaltungen der Oberflächen der Dünen.Sie sind vielmehr in ständiger Bewegung, auch wenn sich zu Zeiten der Windstille Schüttwinkel einstellen, die in voller Übereinstimmung mit den charakteristischen Merkmalen der Sandkörner eine unerschütterliche Dauerhaftigkeit suggerieren. Zum Glück für den Anblick – bis sich der Wind erneut erhebt und abermals einen Streit mit der Wirkung der Schwerkraft vom Zaune bricht.
Besonders eindrucksvoll finde ich das im Foto abgebildete Rippelszenario, bei dem der obere Teil einiger Rippel wie von einer Walze plattgedrückt erscheint. Die granulare Beschaffenheit des Sandes steht in krassen Widerspruch zum Eindruck, dass es sich hier um eine plastische Masse handeln könnte. Ursache ist ein neu erfachter Wind aus einer anderen Richtung, der mit schmirgelnder Sandlast, die Spitzen der Rippel des Vortages abschleift.

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Diskussionen

8 Gedanken zu “Sandrippel – Gestalt gewordene Antagonismen

  1. Tja, das hatte ich so noch nicht gesehen. 😃
    Dass bei der Abschleifung die Längsrippel ihre Form nicht verlieren, hat wohl damit zu tun, dass es nicht schlagartig geschieht, wie zu vermuten wäre.

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von kopfundgestalt | 27. Oktober 2020, 09:45
  2. Mich fasziniert, dass solcherart Strukturen offenbar in allen erdenklichen Größenordnungen gebildet werden, sodass man oft nicht erkennt, ob ein Gebirge, oder Zentimeterkleine Formen abgebildet sind. Oder ob es sich gar um eine Mikroskop-Aufnahme handelt. Je nach Zusammenspiel der Kräfte sind die zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten wohl in allen Dimensionen ähnlich.

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    Verfasst von derdilettant | 27. Oktober 2020, 14:00
    • Ja das stimmt, da gibt es zum Verwechseln ähnliche Strukturbildungen ganz unterschiedlicher Größenordnungen. Dennoch lassen sich die physikalischen Gesetze nicht immer ohne Weiteres übertragen, weil u.a. die Flächen-Volumen-Relation zu berücksichtigen ist. So spielt die Schwerkraft bei kleinen Objekten meist eine völlig untergeordnete Rolle, während sie bei großen Objekten dominiert. Für Mikroorganismen ist Wasser zäh wie Honig und Oberflächenkräfte, die wir Menschen vergessen können, wenn wir uns im Wasser bewegen, sind für Insekten von entscheidender Bedeutung.

      Gefällt 1 Person

      Verfasst von Joachim Schlichting | 27. Oktober 2020, 14:55
  3. Immer wieder neu und niemals genau gleich. Ein tolles Naturkunstwerk!! Ebenso wie das verbrannte Holz im anderen Beitrag.

    ..grüßt Syntaxia

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von o)~mm | 30. Oktober 2020, 21:21

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