Ich befinde mich in einem alten Steinbruch, stehe eine Weile vor einer Felswand und versuche mir vorzustellen, dass ich auf einen ehemaligen Meeresboden blicke. Meine Vorstellungskraft ist groß genug, sodass ich den Kopf nicht zur Seite neigen muss, um den Meeresboden auch in dieser durch erdgeschichtliche Vorgänge schräge aufgefalteten Lage als solchen zu erkennen. Ich erkenne in der Blätterteigstruktur das Ergebnis von Sedimentationen in einem ehemaligen Meer und deren späterer Versteinerung.
Die Zeit in der all dies entstand und stattfand ist unvorstellbar lange her und ich empfinde es wie ein Wunder, dass die Gedanken und die Sprache (die ja auch unseren Vorstellungen zugrunde liegt) alles was geschah mühelos als Bild wieder herzustellen vermag. Noch wunderbarer erscheint es mir, dass erst wissenschaftliche Erkenntnisse (physikalische, chemische, biologisch, geologische…) eine solche Vorstellung möglich machen. Die oft trockenen, durch Experimente und Rechnungen gewonnenen Beschreibungen müssen nicht einmal mitgedacht werden. Es genügt, dass ihre Ergebnisse in die Lebenswelt abgesunken und zu Alltagsvorstellungen kondensiert sind: Man hält sie für ebenso wahr wie Ereignisse, die in historischer Zeit passiert sind oder die man selbst erlebt hat.
Ich bin Menschen begegnet und begegne ihnen in jüngster (angeblich so aufgeklärter) Zeit immer wieder, die die Wissenschaften ablehnen. Ihnen ist dabei nicht bewusst, dass auch ihre Sozialisation in dieser unserer natürlichen und wissenschaftlich-technischen Lebenswelt stattgefunden und ihr ganzes Denken mitbestimmt hat.
Naturwissenschaften haben uns große Einsichten gebracht, beginnend mit den genauen Beobachtungen durch Menschen der älteren Kulturen. Die Anwendung ihrer Ergebnisse – nicht die Wissenschaft als solche – ist es, die manchen an ihrem Wert zweifen lässt. nehme ich an.
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Die Kritik an den Anwendungen halte ich für sehr berechtigt, insbesondere dann, wenn die die Nebenwirkungen wissenschaftlicher Hervorbringungen die Hauptwirkungen übersteigen. Dafür gibt es ja genügend Beispiele.
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Wieso Wissenschaft oft erstaunliche Ablehnung erfährt, ist mir nicht ganz klar. Es gibt freilich eine Reihe von Antworten darauf und dennoch steht man, auch wenn man diese Antworten kennt, vor einem Rätsel.
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Vor allem dann, wenn diese Menschen mit dem neusten Smartphone in der Hand sich der wissenschaftlichen Hervorbringungen bedienen, wie kaum ein anderer.
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Die komplette Leugnung, wie geht sie mir gegen den Geist!
Die Wirkung des CO2 in der Atmosphäre, schon m.e. 170 Jahre bekannt, kann immer noch angezweifelt werden. Gottseidank hat sich aber die atomlehre durchgesetzt, hat ja knappe 2000 Jahre benötigt.
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Das Schlimme ist, dass diese Leugnungen in der heutigen Zeit hoffähig geworden sind.
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Ich vermute den Grund für diese Mischung aus Technik-(Wissenschafts-)Feindlichkeit bei gleichzeitiger Nutzung ihrer Segnungen in einer Kombination aus Bequemlichkeit und Manipulierbarkeit. Manipulierbar war der Mensch zwar schon immer, aber, wie Sie unten bereits andeuten („…hoffähig geworden), wird Manipulation als Instrument der Machtausübung von den jeweiligen Eliten immer weniger im Sinne eines „Gemeinwohls“ eingesetzt. Stattdessen verstärkt skrupellos zur Durchsetzung eigener Interessen. Und das Internet hat da leider sehr viele neue Kommunikationswege aufgemacht…
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Dem stimme ich zu. Hinzu kommt, dass viele Menschen die immer komplexer werdende Welt nicht mehr durchschauen und die Bildungssysteme ihrer Aufgabe Hilfen zur Emanzipation der Menschen nicht ausreichend gerecht werden.
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Danke! Sowas hab ich mir auch schon oft gedacht. (Stattgefunden und mitbestimmt hat, glaube ich. Der Satz ist zu lang.)
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Das freut mich. Kritisches Denken ist zu allen Zeiten notwendig auch wenn es die eigenen Denkvoraussetzungen betrifft.
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