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Der Stoff, aus dem die Schatten sind

Als Entität für sich betrachtet, ist der Schatten seltsam. Er ist ein wirkliches materielles Faktum, ein physikalisches Loch im Licht, hat aber weder eine stabile Form noch eine kontinuierliche Existenz; andererseits aber sind die Metamorphosen, die er durchläuft, determiniert, und obwohl er diskontinuierlich ist, kann er wiederkehren. Wie die Farbe wird Schatten nur in Abhängigkeit vom Licht realisiert, aber anders als die Farbe hat der Schatten kein permanentes, molekular definiertes Eigengebiet. Obwohl seine aktuelle Manifestation auf Oberflächen stattfindet, ist sein Reich dreidimensional und innerhalb dieses Reichs ist ihm alles untertan. Und so weiter. All dies mag durchaus etwas mit Leonardo da Vinci und jenen anderen zu tun gehabt haben, die sich manchmal fragten, ob der Schatten vielleicht nicht nur ein lokales Negativ des Lichts sei, sondern auch dessen aktiver Gegenspieler, der aus der Dichte ausstrahlt wie das Licht von einer Lichtquelle.*

Wer findet heraus, welcher Alltagsgegenstand auf dem Foto abgebildet wurde?


* Michael  Baxandall. Löcher im Licht. München 1998. S. 156

Diskussionen

31 Gedanken zu “Der Stoff, aus dem die Schatten sind

  1. Ich sage immer: Was ich an der Sonne im Sommer liebe, ist, dass ich den Schatten genießen kann. Aber das hat wenig mit dem eigentlichen Phänomen zu tun. Oder vielleicht doch. Schatten beschäftigen ja seit Menschengedenken die Phantasie – von Schattenreich bis Schattenspiel. Kürzlich habe ich das Wesentliche eines Radiokommentars verpasst, nämlich die Antwort eines Kindes auf die Frage, wohin das Licht geht, wenn nach dem Zubettgehen die Lampe ausgeknipst wird. – Sollte jemand das zufällig gehört haben, wäre ich für die mir fehlende Antwort sehr dankbar.

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    Verfasst von christahartwig | 8. Dezember 2020, 07:21
  2. Treppen, die von oben abgelichtet wurden?

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    Verfasst von mynewperspective | 8. Dezember 2020, 09:28
  3. Guten Morgen,

    ist es vielleicht eine Stiege? Das Bild könnte ein Negativ sein. 🙂

    Bei dieser Gelegenheit möchte ich Ihnen schreiben, dass Ihre Veröffentlichungen in dem Blog großartig sind und ich sie täglich mit Freude öffne.

    Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Marienfeiertag, 8. Dezember!

    Beste Grüße aus Schlägl von Karl

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    Verfasst von Karl Kaiser | 8. Dezember 2020, 10:00
  4. Bisher habe ich Schatten nie als „materielles Faktum“ gesehen. Frag bitte nicht, als was sonst … als Reduktion von Lichtstrahlen wohl, aber das als etwas Materielles zu sehen …
    Dabei ist es nach deinen Ausführungen völlig klar.

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    Verfasst von Ule Rolff | 8. Dezember 2020, 12:41
    • Mir geht es ähnlich. Aber die ganze Menschheitsgeschichte hindurch ist dieser materielle Aspekt des Schattens vorhanden, dokumentiert durch Schriften. Ich muss gestehen, dass mir Schatten fehlen, wenn sie – was in unseren Breiten nicht passieren kann – zu klein werden. Ich verbrachte mal einige Zeit in China als die Sonne in der Mittagszeit senkrecht über mir im Zenit stand. Ich fragte mich, was in diesen Mittagszeiten, in denen ich vorwiegend außer Haus war, so unwirklich wirkte – bis ich auf die fehlenden Schatten kam.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 8. Dezember 2020, 13:57
  5. „ein Loch im Licht … ist sein Reich dreidimensional und innerhalb dieses Reichs ist ihm alles untertan“ Irgendwie magisch, als sei hier vom Bösen an sich die Rede. Ich finde diese Art, die phyikalischen Dinge zu betrachten, verführerisch, Denn quasi durch die Hintertür des streng-physikalischen Weltgebäudes schafft sich die Metaphysik einen Zugang.

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    Verfasst von gkazakou | 8. Dezember 2020, 16:34
    • Dazu stehe ich aber. Ich möchte versuchen die physikalische Perspektive zugänglich zu machen, ohne falsch zu werden. Oft ist die technische Sprache der Physik so abschreckend, dass man (vor allem Schüler*innen) schon deshalb die Jalousie herunterlassen.
      Da die lebensweltliche und die physikalische Sehweise unvereinbar sind, muss ich im Physikunterricht sehr viel mehr ÜBER Physik sprechen und überzeugende Gründe dafür geben, dass es sich lohnt, sich auf die Physik einzulassen. Das gehört, wenn du so willst, zur Metaphysik und davon wird viel zu wenig Gebrauch gemacht.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 8. Dezember 2020, 16:57
  6. Das Foto zeigt eine Fassaden mit senkrecht hervorstehenden Lamelenartigen Baukörper. Ander Fassade sind zudem hervorstehende „Dächer“ zu sehen die wellenförmige und lichtdurchlässig? sind bzw. die reflektierend sind uns so die verwirrerd-abstrakten Muster entstehen.?

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    Verfasst von Malaber | 9. Dezember 2020, 11:40
  7. 1. Licht kann nur wahr genommen werden, weil es ein Sehorgan dafür gibt. bzw. Gegenstände dieses reflektieren und das Gehirn diese Informationen entsprechend u.a. als Licht/Schatten „verwertet“. Licht/Dunkelheit finde ich auch sehr interessant im Bezug auf die Hormonbildung, Wachstum usw.
    2. Schatten ist abgedunkeltes Licht und umgekehrt. Auch am Tag strahlen die Sterne doch solange das Sonnenlicht die Atmospähre des Menschen soweit erhellt, können diese nicht gesehen werden.
    3. Sprichwörter wie: Das Licht kennt die Dunkelheit nicht, Licht ins Dunkle bringen, mir ist ein Licht aufgegangen, es leuchtet mir ein, er/sie ist ein Schatten seiner Selbst usw.

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    Verfasst von Malabar | 9. Dezember 2020, 12:02
  8. …..Es handelt sich um eine Treppe von oben gesehen……….dann ist meine Intepretation des Fotos ein gutes Beispiel, was das Gehirn aus etwas…… verschiedenes um-konstruieren, strukturieren kann….;-)

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    Verfasst von Malabar | 9. Dezember 2020, 13:25

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