Gefrierendes Wasser und schmelzendes Eis präsentieren sich unter natürlichen Bedingungen in einem überbordenden Gestaltreichtum, der durch die physikalische Beschreibung als Phasenübergänge von flüssig nach fest und fest nach flüssig nur unzureichend erfasst wird. Den jeweiligen äußeren Umständen entsprechend laufen der Kristallisations- und Schmelzprozess meist in Wechselwirkung mit anderen physikalischen Vorgängen ab, die zu sehr komplexen und nicht selten ästhetisch ansprechenden Kompositionen aus Eiskristallen im jeweiligen Kontext der natürlichen Umgebung führen können. Zwischen streng geometrisch aufgebauten hexagonalen Kristallstrukturen und organisch wirkenden floralen Mustern entfalten sich zahlreiche Mischformen, deren Zustandekommen – wenn überhaupt – nur durch detektivische Kleinarbeit physikalisch zu entziffern ist.
In einigen der ausgewählten Fotografien drängen sich Korrespondenzen zwischen Eismustern und organischen Strukturen auf. Es entfaltet sich so etwas wie ein anspielungsreicher, stummer Dialog zwischen zwei Sphären, die wir als völlig verschieden wahrzunehmen gelernt haben. So scheinen sich die Eisblumen am Fenster in ihrem Gestaltreichtum an floralen Mustern zu orientieren und es sieht so aus, als ob die Raureifnadeln am Tannenzweig lediglich die realen Tannennadeln imitierten.
Ich werde über die Wintermonate immer mal wieder ein Foto auswählen das ein interessantes Szenario zwischen Gefrieren und Schmelzen aufzeigt oder einfach nur schön ist. Die unmittelbare Wirkung auf den Betrachter steht im Vordergrund.
Genau: einfach nur schön! Sogar beinahe unbeschreiblich schön!
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Vielen Dank! Leider sind solche Anblicke selten geworden.
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Da sagst Du was. In meiner Kindheit hatten wir regelmäßig Eisblumen am Küchenfenster. Die Küche war der einzige Raum ohne Doppelfenster, und natürlich gab es da auch immer Dampf. Mal abgesehen davon, dass es auch regelmäßig Frost gab, wovon in den letzten Jahren nicht die Rede sein konnte. Ich habe ewig keine Eisblumen in natura gesehen.
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Das deckt sich mit meinen Erinnerungen. Doppelfenster gab es allerdings im ganzen Haus nicht. Ich habe das Glück, dass in einem selbst gebauten Wintergarten immer mal wieder Eisblumen auftreten – vorausgesetzt es wird kalt genug.
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Barock, Rokoko, Symbolismus, Jugendstil?
Auch Moulin Rouge fällt mir ein.
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Dabei ist es nur die Natur.
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Die Weberinnen und Stickerinnen werden sich wohl auch solche floralen Muster zum Vorbild genommen haben,. Deine Fotos und deine Betrachtungsweise sind ein großer Gewinn für mich. Dieses Mal freue ich mich über das „wenn überhaupt“ besonders 😉
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Wo du es sagst, sehe ich auch die frappierende Ähnlichkeit zu Stickereien. Ich habe eine filigrane Decke aus der Kindheit im Auge, die auf einem kleinen Tischchen lag. Vielleicht war hier die Natur wirklich das Vorbild, denn an die vor allem in der Küche zugefrorenen Fenster mit den Eisblumen konnte man wirklich nicht vorbeisehen.
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Ganz wunderbar, inspirierend. Welcher Künstler ist da am Werk? Da kommt man aus dem Staunen garnicht heraus
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Vielen Dank! Ja, bei diesen naturschönen Mustern ist man wirklich geneigt, von einem Künstler zu sprechen, obwohl die Natur diese Ambitionen vermutlich gar nicht hat.
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Ja Ambitionen nicht, aber ich glaube, sie kann garnicht anders 😊
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🙂
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Eisblumen sind ein Opfer der doppelten Fensterscheiben und des Klimawandels … sehr schade
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Genau, so kann man es zusammenfassen. Wobei bei unseren heutigen Heizenergieansprüchen eine einfache Verglasung den Klimawandelt noch verstärken würde, also keine Lösung wäre.. 😉
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Da stimme ich dir absolut zu. Häuser noch besser zu isolieren bzw energieneutral zu betreiben, gehört sicher zu den wichtigen Schritten
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🙂
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Wunderschöne Eisblumen. Ich weiß noch gut, dass ich solche immer bei den Großeltern an den Scheiben sehen konnte und diese mit dem Finger angetaut habe :O
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Vielen Dank! Ja, heute muss man schon nach ihnen suchen, selbst wenn es überhaupt mal so kalt wird, dass siese Blumen gedeihen können.
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