Weißt du was ein Dreieck ist? Unentrinnbar wie ein Schicksal; da hilft kein Rütteln und Zwängeln, kein Schwindeln, es gibt nur eine einzige Figur aus den drei Teilen, die dir gegeben sind. Hoffnung, das Scheinbare unabsehbarer Möglichkeiten, was unser Herz so oft verwirrt, zerfällt wie ein Wahn vor den drei Strichen. So und nicht anders! Sagt die Geometrie.*
Die Dreiecke auf dem Teich werden von zufallsbedingen floralen Auswüchsen überformt, die aus der Sicht der Geometrie so gar nicht zu den geraden Linien passen wollen. Offenbar waren diese unabsehbaren Möglichkeiten der Eisbildung nicht erwartet worden, als zu Beginn des Zufrierens die drei Teile über die Wasseroberfläche eilten und sich zu einer geometrischen Figur vereinigten – einem Dreieck.
*Max Frisch. Don Juan oder die Liebe zur Geometrie. In: Stücke. Frankfurt 1962, S. 259
Sehr schön diese geometrisch-florale Oberfläche! Die Formulierung von Max Frisch scheint mir aber etwas gewagt. Ein Dreieck besteht nicht aus den drei Strichen. Man kann es zwar mithilfe von drei Strichen konstruieren,aber das Dreieck ist das darin Eingeschlosse, und es ist nicht materiell, sondern rein ideell definiert.
Ich denke, Max Frisch kam es eher auf ein Bild an, in dem er etwas eindeutig Definiertes/Konstruiertes und damit Verlässliches den Unberechenbarkeiten des Lebens, insbesondere des Gefühlslebens, entgegenstellen wollte. Dieses Motiv durchzieht ja große Teile seines Werks. Aus der Schulzeit ist mir noch die Szene aus Homofaber im Gedächtnis, in der der Techniker gegen das „Erlebnis“ an argumentiert. Deswegen würde ich seine Worte nicht auf die Goldwaage legen. Mir kam es mit dem Foto darauf an zu zeigen, sobald eine geometrische Figur, hier das Dreieck auf etwas Reales übertragen wird, es vor „ungeometrischen“ Wucherungen nicht gefeit ist. Jedenfalls kam mir beim Anblick dieser Eisschicht auf unserem Teich die Szene aus dem Don Juan ins Gedächtnis mit dem Ergebnis, dass ich inzwischen mal wieder Frisch lese und mich über die Spuren in Form von Anstreichungen freue, die ich vor über 50 Jahren hinterlassen habe.
Zuerst mal die Ordnung, dann darin wieder die Unordnung. Beim Zeichnen zuerst die Gesamtgestalt, dann das Einzelne.
Ja, zwischen diesen Extremen pendeln wir ständig hin und her, und das ist auch gut so, um das rechte (nicht rechteckige) Maß zu finden.
Mich erstaunt hier, wie klar, wie akkurat die Begrenzungslinien des Dreiecks bleiben, bei all den organisch wirkenden Wucherungen drumherum. Das betont den Gegensatz noch mehr.
Ja, das hat mich auch gewundert, wenngleich mir klar ist, dass das Dreieckige als Teil des Secheckigen der Kristallstruktur einbeschrieben ist. Ich bin gespannt auf den nächsten Frost, ob diese Strukturen dann wieder so deutlich zu sehen sind.
Interesting, you seem to have the same interest as me for ice and its structure (even if my school german does not keep up with everything and google does not make things better). Got the tip from a German follower who saw my post about photographing ice today.
That’s right. I just looked at your blog and saw that you have similar subjects in mind. My Swedish is probably even worse than your German – but the language of pictures is fortunately international.
Att the bottom of the page there is a Google translator, not the best but something att least.
Thank you!