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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Mondkorona – wie ein Lächeln der Nacht

Und siehe, durch den blanken Himmel zog noch ein einsames, weißes Wölkchen. Es kam zögernd vorwärts, und es war, als würde es vom Monde angezogen. Es segelte gerade unter ihm vorbei, und siehe, sofort glitten dünne rosige, grüne und lila Farbentöne darüberhin, und es war wie ein zusammengezogener Regenbogen, der am Mond vorbeizog. Aber es glitt weiter, verlor die süßen Töne plötzlich wieder, wurde weiß uns schob sich zögernd fort, allein durch die Nacht. Wie ein Lächeln der Nacht war es gewesen.*

Diese Coronen sind mir weitaus lieber. Wer sich für eine kurze physikalische Erklärung interessiert, ist eingeladen, auch noch die folgenden Zeilen zu lesen. Wir sehen zumindest bruchstückhaft ein farbiges Ringsystem, das normalerweise um das weiße Zentrum mit einem blauen Ring beginnt, woran sich dann grüne, gelbe und rote Ringe anschließen. Im vorliegenden Foto sieht man vom blauen Ring nicht sehr viel. Etwas deutlicher sind die anschließenden Farben zu sehen.
Koronen entstehen durch Beugung des Lichts an kleinsten Teilchen, im vorliegenden Fall an kleinen Wassertröpfchen, aus denen die vorbeiziehenden Wolkenfetzen bestehen. Diese Beugung hat zur Folge, dass die von verschiedenen Stellen der Tröpfchen ausgehenden Teilwellen eine geringfügig verschiedene Weglänge hinter sich haben, wenn sie sich im Auge des Betrachters oder auf dem Chip der Kamera wieder treffen. Dadurch passen – anschaulich gesprochen – nicht mehr die Wellentäler und Wellenberge der Teilwellen zusammen. Man sagt, sie seien außer Phase. Je nach der Größe dieser Phasenverschiebung kommt es zu einer Verstärkung oder Abschwächung der Intensität der einzelnen Wellen (Interferenz). Das führt bei weißem Licht, das aus unzähligen Wellen unterschiedlicher Wellenlänge besteht, zu einer Farbzerlegung. Je nach dem Winkelabstand von der Lichtquelle ergeben sich unterschiedliche Farben, die sich wegen der Kreisform der Tropfen ringförmig um die Lichtquelle zu legen scheinen. Der Ring eines einzigen Tropfens wäre kaum zu sehen. Wenn die Tröpfchen aber etwa gleich groß sind, addieren sich die zahlreichen Ringe zu einer Korona, die hier allerdings nur andeutungsweise zu sehen ist.
Die kürzlich gezeigten Koronen um die Kerzen eines Weihnachtsbaums zeigen, dass auch andere winzige Kügelchen bzw. Kreise dazu in der Lage sind.


* Felix Timmermans. Pallieter. Leipzig 1931, S. 138

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Diskussionen

10 Gedanken zu “Mondkorona – wie ein Lächeln der Nacht

  1. Der Zauber des Geschehens wird durch die physikalische Erklärung nicht geschwächt 😊

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    Verfasst von Johanna | 12. Januar 2021, 00:47
  2. dann gehe ich jetzt mal lächelnd schlafen.

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    Verfasst von gkazakou | 12. Januar 2021, 01:01
  3. wie schön!

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    Verfasst von versspielerin | 12. Januar 2021, 12:14
  4. Wie ein Traumbild, eine wirklich schöne Aufnahme, Joachim.

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    Verfasst von Ule Rolff | 12. Januar 2021, 16:41
  5. Sieht so schön aus!!
    Leider ist es nicht immer gut mit der Kamera einzufangen.
    Aber manches darf auch zur eigenen inneren Freude dienen und muss nicht im Bild festgehalten werden. Das sage ich mir dann, wenn es mal wiwder nicht geklappt hat. 😉

    ..grüßt Syntaxia

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    Verfasst von o)~mm | 17. Januar 2021, 13:46
    • Genauso geht es mir. Entscheidend ist das, was man selbst erlebt und wenn einem dann noch das Glück hold ist, sodass eine gute Aufnahme gelingt, kann man es auch noch teilen. Nachtaufnahmen sind oft wirklich Glücksache zumal die Wolken, durch die der Mond betachtet wird, oft in schneller Bewegung sind. 🙂

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 17. Januar 2021, 14:28

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