Ein Stillleben aus zwei verschiedenen ins Eis geprägten Blättern, einem pflanzlichen und einem kristallinen. Während das pflanzliche Blatt als Wärmeabsorber sich bei Sonnenschein etwas in die Eisschicht eingeschmolzen hat und dann festgefroren ist, verdankt sich die dendritische Blattstruktur einem komplexeren Geschehen. Das Wasser des hier gefrorenen Teichs enthält gelöste pflanzliche Substanzen, die durch verrottende Biomaterie ins Wasser gelangt ist. Einige Bestandteile sammeln sich an der Oberfläche und werden beim Gefrieren als grau und manchmal farbig erscheinende Schicht bemerkbar. Wenn beim finalen Zufrieren der Eisdecke durch eine Schwachstelle reines Wasser auf die Oberfläche gelangt und sich ausbreitet wird die ölhaltige Substanz wegen ihrer größeren Viskosität dendritisch verdrängt, was sich in dem dunklen Muster widerspiegelt.
…wird die ölhaltige Substanz wegen ihrer größeren Viskosität dendritisch verdrängt…
Wieso dieses verdrängen und zum zweiten, wieso dentritisch? 😉
Wenn Wasser aus einer Öffnung im Eis austritt und sich auf der Oberfläche ausbreitet, muss es die ölhaltige Substanz ein Stück weit vor sich herschieben – das meinte ich mit verdrängen. Da diese zähflüssiger ist, erfolgt die Verdrängung nicht kreisförmig, sondern „viskos verästelnd“, wie ich in früheren Beiträgen schon mal erörtert hatte, z.B. hier: https://hjschlichting.wordpress.com/1995/11/04/fraktale-strukturbildung-in-fast-freihandexperimenten/
Die „viskos verästelnde“ Formgebung leuchtet so gesehen gut ein
Danke!
🙂
Unfassbar! Sowas habe ich noch nie gesehen…
Es tritt meiner Erfahrung nach auch nicht allzu häufig auf. Im vorliegenden Fall war der kleine See über und über mit solchen Verästelungen besetzt.
Bewunderung und Verwunderung. Dieses gegensätzlich anmutende Ergebnis von Bewegung, die durch Erstarren zum Stillstand kommt. Das Blatt, so ruhig, geordnet und hell, ein letztes von leichten Wellen begleitetes Dahinschiffern,brav begleitet vom Stiel – die wimmelige dunkel-krausige nach allen Seiten sich sternförmig verbreitende Bewegung des Flüssigen… ein Bild wie von Paul Klee.
Vielen Dank für deine poetische Bildbeschreibung – eine schöne Ergänzung.
Die Natur zaubert in jeder Jahreszeit! Toll!
..grüßt Syntaxia
Stimmt! Wenn man keine falschen Erwartungen hat, findet man in der Tat in jeder Jahreszeit Naturschönheiten…