Eigentlich müsste man sich darüber wundern, dass ein ins Wasser geworfener Stein, der zunächst ein Chaos von Wasserbewegungen auslöst, unmittelbar anschließend alles in eine harmonische Ordnung zurückbringt: Es entstehen Kreise über Kreise. Und die Seele dieser Kreise ist eine Zahl, das Pi (oder besser π). Und heute ist es mal wieder so weit – wir feiern (naja, nicht alle aber einige Nerds) den kreisförmigsten alle Tage des Jahres, den Pi-Tag – nach der amerikanischen Schreibweise für das heutige Datum: 3.14.
Wem das irrational erscheint, der hat völlig recht. Denn Kreise, so real und rational sie auch sein mögen, tragen im tiefsten Innern etwas sehr Irrationales, das Pi. Das macht die Kreise und damit das Pi so menschlich. Man denke nur an die Gedanken, die nachts wenn man mal wieder nicht schlafen kann, die Runde machen und dabei vielleicht nur um sich selbst kreisen. Egal ob Gedanken mit kleinem oder großem Durchmesser, alle müssen mit Pi (= 3,1415…usw.) multipliziert werden, um alle Ecken und Kanten zu verlieren und schön rund zu werden.
Selbst die Form unseres Kopfes ist dadurch auf die eine oder andere Weise rund geworden, sei es nur eher in Zylinder-, Birnen- oder Eierform. Man kann das auch umdrehen und mit Francis Picabia (1879 – 1953) zu der Ansicht gelangen: Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Deswegen gilt er auch nicht als zentrischer sondern exzentrischer Ausnahmekünstler, der u. A. zu der wichtigen Erkenntnis kam: „Hier ist hier“. Aber auch das Exzentrische definiert sich in Bezug auf das zentrische, wobei man wieder beim Pi ist.
Wer Interesse an früheren Pi-Tagen dieses Blogs hat, findet sie hier und hier und hier.
Wie irrational ist es, dass die größten Spritzer im obigen Foto blau sind?
Wie schön, wieder ein Pi-Tag! Warum die Spritzer blau sind? Vielleicht ist der Himmel schuld? – frage ich mal ins Blaue.
LikeLike
Ja, heute läuft (hoffentlich) alles rund. Und was dem Himmel betrifft, so hast du natürlich recht. Er ist auch hier wie so oft der Urheber. Durch das Aufwühlen des Wassers kommen fast beliebige Winkel ins Spiel, won denen offenbar viele so geartet sind, dass sie Himmelslicht in Auge reflektieren.
LikeLike
Lieber Joachim, schön, diese Erinnerung an die Zahl Pi. Ich wusste gar nicht, dass es einen Pi – Tag gibt. Das diese Zahl so sehr in meinem Kopf verankert ist, hat mit einem kleinen Scherz zu tun, den mein alter Physiklehrer am Gymnasium erzählt hat: was ist ein “22/7 Lot”? Na, ist doch klar: ein Pilot.
Liebe Grüße, schönen Sonntag,
Jürgen
LikeLike
Ja, lieber Jürgen, vor einigen Jahren ging es mir genauso. Seitdem finde ich es als eine schöne Bereicherung die Welt einmal dahingehend zu betrachten, wo überall das Kreisförmige eine wesentliche Rolle spielt. Die Anekdote von deinem Lehrer muss ich mir merken. Ich erinnere mich auch noch, dass zu meiner Schulzeit 22/7 als Näherung für Pi angesehen wurde. Ich weiß nicht, ob das heute im Zeitalter der elektronischen Rechner auch noch der Fall ist. Hinzu kommt, dass dem Bruch das Irrationale fehlt – ein wesentliches Merkmal unserer Welt 😉
Auch dir einen schönen Sonntag und liebe Grüße,
Joachim
LikeGefällt 1 Person
Meine ausländischen Studenten tippen in ihre TR immernoch 22/7 für pi ein und ignorieren die vorhandene TR-Taste, was mir anfangs ein Rätsel war. Aber letztendlich hat sich das als reine Gewohnheit aus dem Heimatland herausgestellt 👍
LikeGefällt 1 Person
Das ist wirklich erstaunlich und in der Tag wohl eine landesübliche Gewohnheit. Da sich 22/7 von Pi bereits in der dritten Nachkommazahl unterscheidet, wäre es einfacher und schneller gleich 3,142 einzugeben.
LikeGefällt 1 Person
Sehr schönes Foto! Mein Sohn hat heute Geburtstag.
LikeLike
Vielen Dank! Und deinem Sohn einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.
LikeLike
So viel Menschliches habe ich im Pi bisher nicht gesehen.
Auch abgesehen vom Pi haben die irrationalen Zahlen alle etwas Rührendes: dieses aussichtslose, manische Bemühen um Perfektion. Auch das vergebliche Bemühen um vollkommene Nähe, sich zufrieden geben müssen mit Annäherung … darin werden menschliche Probleme schier tragischen Ausmaßes erfasst.
Wohin einen so ein kleines, harmloses Pi doch tragen kann …
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag, Joachim.
LikeGefällt 1 Person
In der Tat ist der Aspekt der Unerreichbarkeit und die trotz aller Bemühungen misslingende Berührung ein menschliches Problem, auf das die irrationalen Zahlen auf eine prozessuale Weise aufmerksam machen könnten, wenn man denn bereit ist solche Analogien zu akzeptieren. Gleichzeitig bleibt angesichts solcher Zahlen das Gefühl eines nicht auflösbaren Rests bei der gedanklichen Annäherung an die Grundfesten der Welt: Man weiß zwar wie geht (hier: die nächsten Dezimalen zu berechnen) aber das hilft einem nichts, denn es geht nie zu Ende. Auch dir, liebe Ule, einen schönen Sonntag, Joachim.
LikeGefällt 1 Person
Was für eine schöne Tradition, lieber Joachim!
Ich überlege gerade, ob ich mir den Pi-Tag für nächstes Jahr in den Kalender eintrage….
Mein erster Gedanke zu deinem Beitrag war übrigens Pi-R-Quadrat 😉 🙂
Witzig, was einem beim Lesen alles in den Kopf schiesst. Manche Formeln vergisst man ein Leben lang nicht, sicher gehört auch der Pythagoras dazu.
Komme gut durch die Woche, bleibe Gesund, liebe Grüße von Susanne
LikeGefällt 1 Person
Ja, liebe Susanne, ich finde die Idee, den Pi-Tag zu „feiern“ eine schöne Gelegenheit, an abstrakte Dinge zu erinnern, die uns einerseits in der Schule begegnet sind und die andererseits als geheimnisvoll bleibende (irrationale) Momente unser Leben bestimmen. Denn Pi spielt ja nicht nur in der Mathematik eine Rolle, sondern auch in unserem inzwischen von der wissenschaftlichen Technik durchdrungenen Alltag. Aber selbst so profane Dinge wie ein runder Kuchen (zur Feier des Tages) trägt das Pi in sich: sein Umfang ist 2 mal Pi mal Radius und seine Fläche, das von dir erinnerte Pi-R-Quadrat. Pythagoras käme hier ins Spiel, wenn man den Kuchen in bestimmter Weise in dreieckige Stücke aufteilte.
Auch dir eine schöne kreative und virenfreie Woche. Liebe Grüße, Joachim
LikeGefällt 1 Person
Danke, Joachim, ich mochte und mag diese mathematischen Erwägungen.
Sie helfen mir auf jeden Fall, wenn ich perspektivisch zeichne, was ich wenig mache. Ich male lieber aus der freien Hand als aus dem kontruierten. Deshalb gibt es fast keine Architektur in meinem Werk. 😉
Einen schönen Freitag von Susanne
LikeLike
Aus freier Hand ist viel kreativer, Perspektive können auch die Maschinen…:)
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße, Joachim
LikeLike