Angesichts der heutigen Tag- und Nachtgleiche, dem astronomischen Frühlingsanfang also, bin ich häufiger gefragt worden, wie denn die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter plausibel mit dem Stand der Sonne in Verbindung gebracht werden kann.
Schaut man sich nämlich den Sonnenstand im Laufe eines Jahres an, so würde man naiverweise daraus folgern können, dass der Frühling dann einsetzen sollte, wenn nach dem kürzesten Tag am 21. Dezember die Tage wieder länger werden, bis Tag und Nacht wieder gleich lang sind. Das ist heute, am 20. März der Fall. Und mit den länger werdenden Tagen sollte sich langsam der Sommer anschicken, seines Amtes zu walten, denn die Tageslänge nimmt bis zum 21. Juni, dem längsten Tag zu usw.
Aber dem ist aber nicht so. Erst heute beginnt offiziell der Frühling und der Sommer beginnt, wenn die Tage schon wieder kürzer werden. Eine anschauliche Erklärung für diese Phasenverschiebung würde ich in einer Art Trägheit der auf diese Änderungen reagierenden Systeme sehen. Beispielsweise braucht das Wasser der Meere, Flüsse usw. ziemlich lange, bis sich die zunehmende Sonnenstrahldauer in einer Erwärmung bemerkbar macht. Und auch die Pflanzen benötigen Zeit, auf die veränderten Umweltbedingungen entsprechend zu reagieren.
Diese in fast allen Bereichen zu spürende Trägheit kann man vielleicht mit einem Supertanker vergleichen. Wenn dieser auf ein Hindernis zuläuft und der Steuermann volle Fahrt zurück einstellt, fährt das Schiff dem ungeachtet noch eine Weile in derselben Richtung weiter und wird nur allmählich langsamer. Erst wenn es zum Stehen gekommen ist, würde die Rückwärtsfahrt beginnen.
Und dass die Jahreszeiten so schön in Einklang stehen mit den Prozessen in der Natur ist weitgehend dem Umstand zu verdanken, dass wir in einer gemäßigten Zone der Erde leben. An der Nähe des Äquators gibt es die Jahreszeiten in unserem Verständnis nicht.
Im satten Gelb blicken die ersten Frühlingsblumen, wie hier die Narzissen, der Sonne entgegen und bringen damit wohl auch unsere Erwartung für die kommende Zeit anschaulich zum Ausdruck.
Das lässt hoffen und den heutigen Schnee etwas besser wegstecken. 😉
Liebe Grüße von Hanne
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Merkwürdig, seit die Klimaerwärmung von Jahr zu Jahr spürbarer wird, stecke ich gern kühlere Phasen weg in der Hoffnung, dass die Statistik dadurch vielleicht etwas günstiger ausfällt. Schöne Selbsttäuscung 😉
Liebe Grüße, Joachim.
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Ja, die Trägheit der Systeme … darunter fällt wohl auch die Frühjahrsmüdigkeit.
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Du sagst es. Jedenfalls wirkt der Frühling in der einen oder anderen Weise auf unsere Gefühlswelt ein, sei es durch Frühjahrsmüdigkeit oder durch Frühlingsgefühle… 😉
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„Diese in fast allen Bereichen zu spürende Trägheit“…sogar in der Gesellschaft ist das so. Manche gesellschaftliche Geschehnisse werden erst unter die Lupe genommen, wenn sie längst vorbei sind. Das Spüren übernehmen dann meist die Nachgeborenen, die das Elend der Verstorbenen nachempfinden wollen, weil sie die stete Leugnung in der Gesellschaft nicht mehr ertragen. Sie wünschen, dass nichts Morsches und Schwärendes die Zukunft belaste.
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Ja, du sprichst da einen sehr wichtigen Punkt an. Die Aufarbeitung der NS-Diktatur ist ein schönes Beispiel.
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Das sind schöne Feiertage im Jahr, andere brauche ich nicht. Die Natur macht es uns vor.
..grüßt Syntaxia
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Das ist eine gute Idee, diese Tage als Feiertage anzusehen. Immerhin sind sie natürliche Feiertage im wahrsten Sinne des Wortes. LG, Joachim.
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