
Wer mit seinen Vögeln im Garten auf Du und Du steht und ihre Entwicklung verfolgt, wird auch ihre traurigen Episoden mitbekommen. Nachdem ich vor zwei Jahren die Brut und die Aufzucht der Jungen eines Meisenpaares in einer Schwengelpumpe mit bösem Ausgang miterlebt habe, fand in diesem Jahr das Brüten eines Amselpaares in der Efeuwand unseres Gewächshauses ein jähes Ende. Eigentlich war der Platz aus Sicht der Amseln nicht schlecht gewählt. Zunächst hatte ich das Nest gar nicht entdeckt, sondern mich stets darüber gewundert, dass mir morgens beim Öffnen der Tür immer ein verstörtes Vögelchen entgegenflatterte. Schließlich fand ich dann das gut versteckte Nest mit vier Eiern. Von da an ging ich immer vorsichtig hinein, sodass der Vogel sitzen blieb. Ich sah nur das Köpfchen durch die Efeublätter und hatte den Eindruck, dass das Amselweibchen mich ruhig anblickte und begriffen hatte, dass von mir keine Bedrohung ausgeht.
Doch ab gestern Morgen ist alles anders. Das Nest ist leer und die Amsel lässt sich nicht mehr sehen. Ich hoffe, dass sie nur ihre Brut und nicht auch noch ihr Leben verloren hat. Da größere Räuber nicht in das Gewächshaus eindringen können, habe ich eines der Eichhörnchen, die ebenfalls in unserem Garten leben in Verdacht, die Amsel vertrieben und die Eier gefressen zu haben. Spuren konnte ich jedoch keine entdecken. Die Eier waren verschwunden.
Leider habe ich es versäumt die Amsel auf ihrem Nest zu fotografieren. Stattdessen fand ich an anderer Stelle ein Nest aus dem Vorjahr, indem statt der vier Eier vier Eicheln liegen.
Wenn das mal kein Zeichen ist. Ich bin gespannt, ob wenigstens die Eicheln ihre Chance haben groß zu werden. Der Platz im Wald würde es im Prinzip zulassen. Nur regnen müsste es, damit die Keime durch das Nest in den Boden dringen können.
eine traurig-schöne Geschichte.
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Wenn ich jetzt den „Wusel“ (so heißt hier das Eichhörnchen) in seinen kühnen Sprüngen von einem Baum zum anderen und sein Versteckspiel beobachte, kann ich es nicht mehr ohne Unvoreingenommenheit tun wie vorher. Da ändert dann auch die Einsicht nicht viel daran, dass das eben Natur sei – ein ewiges Geben und Nehmen.
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Wir mussten letztes Jahr einiges im Beet erneuern. Alte Strünke entfernen und neue Pflanzen setzen.
Dazu aber mussten zwei Eisenstangen mit Keramikugeln, die auch in diesem Beet am Rande fussten, abgebaut werden. Denn schliesslich musste ich mit Spitzhacke und Spaten ran.
Das Problem dabei war nur, dass einige der Kugeln von gallischen Wespen zum Nestbau benutzt worden sind.
So kam es dann , daß, als ich die Kugeln, womöglich in falscher Reihenfolge, wieder aufbaute, Wespen sichtbar ratlos herumschwirrten. Sie hatten ihr Zuhause verloren.
Ich sah danach auch keine Fluktuation an den Kugeln mehr.
Dieses Spiel also war verloren.
Ihre „Nachfahren“ dieses Jahr bezogen aber wieder die Kugeln, denn besseres gibt es kaum.
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Deine Geschichte hat aber wenigstens einen guten Ausgang.
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Lieber Joachim, das ist traurig. Auch ich bin nun schon des Öfteren Zeugin diverser Dramen geworden. Im letzten Jahr war es tatsächlich ein Eichhörnchen, welches ein Amselnest ausgeräubert hat. Vor ein paar Wochen hat ein Sperber ein Vögelchen vor meinen Augen gejagt und zerfetzt. Und vor einer Woche hat die Elster, gejagt von einer Krähe, ein Nest geräubert. Seitdem tauchen die Beiden immer im Doppelpack auf und jagen sich gegenseitig die Beute ab. Es fällt schwer, es einfach als den Lauf der Natur abzutun, aber es bleibt uns wohl nichts Anderes übrig, als es hinzunehmen. Die vier Eicheln sind allerdings ein Mysterium. Da gibt’s wohl einen Beuys-Fan in deiner Umgebung. Immerhin vier Eichen….. liebe Grüße Marie
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Liebe Marie, auch wenn wir durch höhere Einsicht die Dramen der Natur akzeptieren müssen, bleibt immer ein unaufgelöster Rest, der vielleicht etwas mit unserer „Menschlichkeit“ zu tun hat. Und wir sollten froh sein, dass diese Regung noch vorhanden ist als eine Art Vergewisserung, dass wir nicht bereit sind, solche Vorgänge im menschlichen Miteinander zuzulassen.
Das Nest mit den 4 Eicheln ist ein Mysterium. Dort wo ich das Nest fand – mitten im Wald – kann kaum ein Spaßvogel oder Künstler tätig gewesen sein. Aber wer weiß, immerhin ist Beuys 100. Geburtstag nur einige Tage her. Jedenfalls war ich fast erschreckt über die Koinzidenz zwischen Eiern und Eicheln, wobei dieselbe Anzahl noch verschärfend hinzu kommt. Ohne das Verkommnis mit dem Amselnest hätte ich das Eichelnest wohl kaum fotografiert.
Auch dir liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Joachim.
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Und wer bebrütet die Eicheln? So wird das nichts in diesem kalten Frühling.
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Vielleicht hilft aber gerade die Feuchtigkeit, dass sich in den Eicheln etwas regt und ein Wurzeltrieb durch das Nest in den Boden gesenkt werden kann 😉
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