Als sich der Knopf vom Hemd löste und trotz seiner Winzigkeit geräuschvoll über den Fliesenboden rollte, aber leider verstummte bevor er akustisch zu orten war und ich daher auf den Knien robbend den Winzling einzufangen versuchte, wusste ich noch nicht, auf was ich mich da eingelassen hatte. Denn eigentlich hatte ich besseres zu tun.
Als ich ihn dann endlich unter dem Tisch fand und die Höhe bzw. die Niedrigkeit des Tisches falsch einschätzend mir auch noch den Kopf stieß, was zum Glück rein akustisch einen größeren Schmerz erwarten ließ als dann tatsächlich fühlbar wurde und ich mir in diesem Moment gleichzeitig ausmalte, welch lächerliche Figur ich in dieser Situation wohl für einen außenstehenden Beobachter abgeben würde, hatte ich wegen des geringen Schmerzes und des abwesenden Beobachters – gewissermaßen aus der positiven Differenz zwischen dem möglichen und dem tatsächlichen Ungemach – ein relativ gutes Gefühl.
Mit einer gewissen Genugtuung legte ich den fiesen Knopf auf den Schreibtisch und machte mich daran mit der unterbrochenen Arbeit fortzufahren. Doch irgendwie konnte ich mich jetzt des Eindrucks nicht erwehren, dass ich vom Knopf beobachtet würde und das auch noch in einer von mir in dieser Situation als impertinent empfundenen Art eines schwebenden Zustands. Ich rächte mich damit, dass ich ihm ein weißes Blatt Papier unterschob, ihn fotografierte und hiermit an den Pranger stelle. Er nimmt es, wie man sieht, gelassen.
Seine hellen Mund- und Nasenpartien, sowie das Schweben teilweise über dem eigenen Schatten lassen sich allerdings physikalisch erklären.
….und ich glaube, er grinst etwas hinterhältig, der Mistkerl, oder lächelt er mitleidige? Was wissen wir schon vom Gemütszustand eines Knopfes?
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Da er inzwischen wieder mit Hilfe eines biegeschlaffen Gebildes am Hemd fixiert wurde und ohne zu murren seinen Dienst versieht, seien ihm seine Eskapaden verziehen – da beißt die Maus keinen Faden ab.. 😉
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Weiss refkletiert alles Licht, daher weiss.
Nur da, wo der Knopf in einer Rundung aufliegt, nicht, daher schickt er als Ersatz einen kleinen vorgelagerten Schatten.
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Es kommt noch etwas Gemeines hinzu. Auf meinem Schreibtisch befindet sich eine 5 mm dicke Glasplatte, unter die ich das weiße Blatt Papier geschoben habe. Das Glas sieht man im Foto nicht direkt, sie zeigt sich indirekt darin, dass der Knopf zu schweben scheint. Gemein, ich weiß, aber Gedanken anregend. 😉
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Ah, die Glasplatte soll die schwergewichtigen Gedanken tragen?!
Kleiner Scherz!
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Genau. 🙂
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Danke für die äusserst amüsante Knopf-Geschichte.
Ich habe auch das Gefühl, dass der Knopf mich mit seinen grossen Augen vom Bildschirm aus beobachtet und dabei süffisant grinst. Ob er wohl meine Knopf-Geschichten gelesen hat? 🤔
Noch ein Wort zum „Biegeschlaffen Gebilde“ – versteht der Physiker darunter, was die einfache Knopf-Annäherin als Faden bezeichnet?
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Gut, dass du das sagst. Ich hätte mir sonst noch eingebildet, dass ich mir das alles eingebildet habe. Er grinst also auch andere ganz ungeniert an 🙂 Ja, damit ist ein Faden gemeint. Der Faden wehrt sich nicht, wenn er gebogen wird.
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Ooh, ein Geschehnis, das uns hier, emotional gewürzt und erlebt, fast in Form einer Geschichte präsentiert wird ! Da stell ich mir ja fast die Frage, haben Knöpfe ein Bewusstsein, war dieser da von einem schelmischen oder gar koboldhaften Wesen durchdrungen ? 🙂
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Ja, manchmal habe ich wirklich den Eindruck, als würden solche Dinge manchmal ein Eigenleben führen wollen. Das fällt mir insbesondere bei dieser speziellen Art von Knopf auf, der von einem meiner Lieblingshemden stammt und irgendwie durch Freiheitsgelüste auffällt. Das Tolle ist andererseits, dass ich ihn trotz des Abgangs in ganz unterschiedlichen Situationen immer wieder habe einfangen können. 🙂
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Aha, er erteilt dir Lektionen und kehrt wieder zurück, ansonsten könnte er dies ja nicht fortsetzen ! 🙂 Natürlich Lektionen in Form von eigenen Erkenntnissen
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Ja, so könnte man es sehen. Da sage nun mal einer, wir Menschen sind frei – im Unterschied zu den Dingen. 😉
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