Viele Pilze fristen ihr Dasein im Schatten des Waldes auf dem Boden und zerfallendem Holz. Sie sind nicht unbedingt auf Licht angewiesen, weil sie anders als Pflanzen keine Photosynthese betreiben, und sich nicht auf diese Weise Sonnenlicht aneignen müssen. Sie machen es ähnlich wie die Tiere und ernähren sich von Pflanzen bzw. dem was von ihnen übrig geblieben ist.
Im vorliegenden Fall (siehe Foto) hat ein etwas verkrumpelt aussehender Pilz sich dennoch eine lichte Stelle ausgesucht – eine Art Balkon in der zurückgebliebenen Höhle eines abgesägten Astes von einem Baum.
Ausgesucht ist natürlich etwas übertrieben. Pilze ähneln zwar den Tieren in einigen Hinsichten, was jedoch die Ortsgebundenheit bestrifft, so sind sie eher mit den Pflanzen zu vergleichen: Wo die Samen bzw. die Sporen durch welche Zufallsereignisse auch immer hingeraten, dort müssen sie versuchen, ihr Leben zu beginnen und möglichst zur Vollendung bringen.
Abgestorbenes Holz scheint in diesem Astloch kein Problem zu sein, wenn man einmal den guten Ernährungszustand und die gesunde Farbe des Pilzes als Kriterium nimmt.
„dort müssen sie versuchen, ihr Leben zu beginnen und möglichst zur Vollendung bringen.“
Vor Jahren mit einem älteren Zeitgenossen gesprochen, der nannte mir ein Dorf in der Gegend, bei dem die Einwohner praktisch nie ihr Dorf verlassen haben. Die wussten wohl nichts von einem Würzburg oder Aschaffenburg oder sonst etwas.
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Vermutlich sind die Einwohner nicht weniger glücklich/unglücklich wie die weitgereisten….
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Mir fällt eine Szene ein, die ich bei einer Fahrt in die Toskana vor vielen Jahren beobachtet hatte: Am Rande einer Serpentinenabfahrt sah ich ein altes Bauernehepaar auf einer Bank sitzen, unverschämt glücklich und in Frieden. Ich sagte zu meinen Mitfahrern: „Habt ihr das gesehen? H a b t ihr das gesehen?“
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Ähnliche Bilder habe ich aus den frühen 60er Jahren aus Frankreich in Erinnerung. Da gab es noch keine Autoroutes, man musst teilweise durch kleine Orte mit engen Gassen fahren, um vom einer Stadt zur anderen zu gelangen. Dort saßen auch sehr häufig ältere Menschen auf der Bank vor dem Haus und schauten – wie mir schien – glücklich auf das Geschehen…
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Gerade im Wald sind diese angeblich zufälligen „Wahlverwandtschaften“ zu beobachten. Zwei Bäume, die sich aneinanderschmiegen, zusammenwachsen, wieder auseinander streben, sich stützen…. Für mich immer der Beweis, das alles zusammen gehört und sich trägt. Gerade mit Pilzen verhält es sich so. Natürlich bin ich geneigt, den Vorgängen in der Natur menschliche Eigenschaften anzudichten. Als Kind war das sehr ausgeprägt. In meiner Phantasie meinte ich ein Wispern zu hören. Ein asiatischer Zenmeister, den ich sehr schätze, bringt es auf den Punkt. „Ich möchte viel mehr Kind werden“. Ein guter Vorsatz, finde ich. Ich wünsche dir einen guten Wochenbeginn. Marie
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Ja, alles gehört und passt irgendwie zusammen. Wenn es nicht passt, sind meist menschgemachte Dinge im Spiel. Der Mensch hat sich aus dieser Natureinheit zumindest teilweise herausbegeben, ob zum Guten oder Schlechten ist schwer zu sagen. Die kindliche Unbekümmertheit und Grazie haben wir weitgehend verloren, ob wir sie teilweise zurückgewinnen können ist fraglich, aber schon das Bemühen darum kann sich „lohnen“… Auch dir einen gelungenen Start in die neue Woche. Joachim.
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