
Manchmal ist man so frei oder man kommt nicht umhin, neue Wege zu gehen. Das ist im übertragenen Sinn nicht immer einfach. Man denke nur an die Schwerfälligkeit bei der Umsetzung politischer Entscheidungen. Dass es aber auch im tatsächlichen Sinn Probleme geben kann, kennt wohl jeder von seinen frühen Erfahrungen mit dem Navi. Irgendwo las ich mal, dass ein Autofahrer in einem Kanal gelandet ist, weil das Navi nicht „wusste“, dass die Brücke nicht mehr existierte. Ein weniger drastischer Fall ist in meiner näheren Bekanntschaft passiert als vier junge Männer einen Freund besuchen wollten, der kurz zuvor in einen anderen weit entfernten Ort umgezogen war. Sie kamen nach längerer Fahrt auch in einem Ort mit dem angegebenen Namen an. Nur lag der nicht im Norden, sondern im Süden der Republik. Da könnte man jetzt vieles über das Alltagswissen insbesondere über die Wirkung des Erdkundeunterrichts sagen. Das versage ich mir, weil die Jungs trotz allem eine lustige Fahrt hatten.
Echte tatsächliche Probleme sollte ich vor einiger Zeit auf einer Wanderung haben, als ich einen falschen Weg einschlug, es feststellte und eine Abkürzung zurück zum verpassten richtigen Weg einschlug. Nachträglich gesehen war die Idee nicht gut weder zeitlich noch in manch anderer Hinsicht. Denn der Weg mündete in ein unwegsames Gelände ein. Als ich ich schließlich dabei war, mir den Weg mit bloßen Händen und bei Disteln und Brennnesseln hilfsweise mit Stöckern zu bahnen, war irgendwann der Punkt erreicht, dass an eine Umkehr kaum noch zu denken war. Denn vielleicht war es ja in Kürze geschafft, und der Rückweg als umgekehrter Hinweg lag noch bleischwer im aktuellen Gedächtnis.
In diesem Moment wurde mir plötzlich klar, warum man davon sprach, einen Weg einzuschlagen. Merkwürdigerweise gab mir dieser Gedanke neuen Mut. Ich fühlte mich plötzlich wie mit einer geistigen Machete ausgestattet, das Dickicht des Dschungels einschlagend den Weg fortzusetzen.
War es nicht früher – ja, ganz früher, als es kaum Straßen und freigehaltene Wege gab – oft der Fall, dass man wie Prometheus, dem Knaben gleich, der Disteln köpft* zu Werke gehen musste, um die beabsichtigte Richtung einzuschlagen?
* Johann Wolfgang von Goethe. Prometheus
Wege scheinen derzeit Themen zu sein, die uns be…wegen. Vom „rechten“ Weg abkommen zum Beispiel, wie du es beschreibst. Gut, dass du heimgefunden hast. Ich wünsche dir eine gute Woche. Marie
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Wobei die Zeckengefahr nicht zu unterschätzen ist…
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Das ist in der Tat eine nicht zu unterschätzende Nebenwirkung. Besonders in den Farnen lauern die kleine Ungehäuer. Nach so einer Wanderung gilt es immer: hinterher Zecken absuchen. Und wenn es denn abends juckt, hat sich doch die eine oder andere festgebissen.
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Aber man hat hinterher was zu erzählen… :-). Und an Wanderungen, auf denen man sich „verlaufen“ und daraufhin misslungene „Abkürzungen“ eingeschlagen hat, erinnert man sich viel länger, als an „normale“ Wanderwege ;-).
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Das ist absolut richtig! Und erzählt habe ich es, nun auch im Blog. Überhaupt scheint die positive Wirkung, etwas überstanden zu haben oft einen größeren Eindruck im Gedächtnis zu hinterlassen als ein positives Erlebnis. 🙂
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kraftvoll und entschlossen seinen weg gehen, das ist doch was. ich wünsche dir gutes vorankommen! und einen sonnenhut, jetzt bei der hitze. 🙂 gute woche dir!
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Vielen Dank, den Wunsch kann ich gut gebrauchen und für einen Sonnenhut ist auch gesorgt. Auch dir eine gute Woche. Gruß, Joachim.
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Das getraue ich mich nicht, die mögliche Borreliose macht mir Angst. Gegen die Hirnhautentzündung bin ich geimpft.
Naturgemäss wage ich mich näher ans Grün als früher, aber solch ein Bad, wenn auch höchst verführerisch, kommt bei mir nicht in die Tüte
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Wer neue Wege beschreiten will, muss sie sich manchmal bahnen. Das ist nicht immer einfach und erfordert manchmal die Konfortzone zu verlassen.
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einen Weg einschlagen – die Sprache ist doch immer wieder verblüffend anschaulich, wenn man nur drauf achtet. Ich bin sehr oft auf „Abkürzungen“ unterwegs, die sich als Sackgassen, Um- und Abwege erwiesen, und trotz mancher harten Lehren schrecken sie mich nicht, sondern locken mich bis auf den heutigen Tag. Merkwürdigerweise hab ichs überlebt. 🙂
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Liebe Gerda, das geht mir genauso. Man sagt ja, durch Schaden wird man klug, das scheint auch bei mir nicht recht zu funktionieren. Ich habe vor vielen Jahren in den Bergen von Mallorca mit einer damals 72 jährigen Frau (für die ich mich als 36Jähriger verantwortlich fühlte) bei Einbruch der Dämmerung eine Abkürzung versucht, die sich als Sackgasse erwies… Wir mussten dann in der Dunkelheit ohne entsprechende Ausrüstung zurück. Um Mitternacht waren wir dann im Hotel. Im Nachhinein empfanden wir ein großes Glücksgefühl, was uns ohne diese Strapaze (nichts zu trinken und zu essen) nicht zuteil geworden wäre. Hätten wir vorher gewusst, was uns erwartet, wären wir auf Nummer sicher gegangen… Wenn ich so nachdenke, gibt es weitere Beispiele…
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Danke für diese wunderbare, symbolische Erzählung!
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🙂
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