Stein ist der Inbegriff von Solidität und Haltbarkeit. Nimmt man jedoch eine längere Zeitspanne hinzu, so ergibt sich auch der Stein den Einwirkungen von Wind, Wetter, Gravitation usw. geschlagen. Auf diesen Sachverhalt möchte der Künstler des im Foto abgebildeten Exponats aufmerksam machen. Wir haben es also mit dem seltenen Fall eines Kunstwerks zu tun, das nicht wie üblich über die Zeiten hinweg durch aufwändige Restaurierungsarbeiten möglichst in seinem ursprünglichen Zustand gehalten wird, sondern dem normalen Gang der Zeit überlassen bleibt. Es ist also ein Kunstwerk, das sich verändert und uns durch die Art der Veränderung, nämlich durch den eigenen Zerfall, vor Augen führt, dass auch Gestein nicht ewig in der Form bleibt, in der es einmal war.
Auf dem Steinquader ist eine – vielleicht noch etwas länger als dieser selbst haltbare – Tafel angebracht, auf der man erfahrt, dass das Kunstwerk „Lengericher Kalksteinblock in Eisen“ benannt ist und vom Künstler Jupp Ernst aus Steinfurt im Jahre 2006 gefertigt wurde. Außerdem ist vermerkt: Der Stein zerfällt in absehbarer Zeit. Der Rahmen hält noch eine Weile die Form.
In der Physik wird die mit dem Zerfall einhergehende Entwertung als Ausdruck des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik verstanden. Demnach kann die mit dem Begriff der Entropie erfasste Entwertung eines abgeschlossenen Systems nur zunehmen. In diesem Fall kommt es vor allem darin zum Ausdruck, dass chemische und physikalische „Beindungen“ zwischen den Teilen des Steinquaders gelöst werden und die dabei freiwerdende Energie an die Umgebung abgegeben wird. Schließlich, wenn der Stein dann auch noch der Schwerkraft anheimfällt und zerbröselt, geht auch noch potenzielle Energie an die Umgebung über.
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Vor etwa 25 Jahren sah ich einen Beitrag über eine Salzskulptur eines Künstlers. Es war hier vorgesehen, daß Rehe und Hirsche diese Skulptur duchs Lecken verändern und abtragen.
Krasser war Yves Klein, der ein Goldblatt, das man für das Restaurieren in Kirchen verwendet, dem Wind und dem Fluss übergab.
Es gibt auf Youtube mehrere Filme, die sich Gedanken um das Ende des Universums machen. In einem wurde gesagt, daß es selbst keine Atome mehr geben würde. Alle organisierte Materie wäre da schon längst verloren. Was da am Schlusss übrig bliebe, wäre etwas, was keinerlei Gedächtnis hat. Einfach ein Kontinuum der Leere, des Nichts.
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Also ist Zerfall trotz Stütze im Käfig nicht aufzuhalten!
Das ist sehr interessant Joachim!
Liebe Grüße Babsi
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Ja, ich finde die künstlerische Idee auch sehr interessant. Ich komme seit Jahren immer mal wieder vorbei und sehe den „Fortschritt“.
Liebe Grüße, Joachim.
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Entropie hat mich immer schon interessiert, weniger aber vom physikalischen Standpunkt als aus Sicht der Politik/Kunst/Literatur. Ich mag deshalb dieses Kunstwerk sehr, lässt es einen doch sehr verwundert und nachdenklich zurück. Danke für den Hinweis!
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Danke für deinen Kommentar und unser gemeinsames, wenn auch anders motiviertes Interesse an der Entropie. Was wäre die Welt ohne Entropie? Es gäbe sie nicht… Aber das ist ein weites Feld.
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