
Ich setze mich auf eine Holzbank und schaue auf das Gestrüpp neben der Bank. Es gefällt mir sehr gut, weil es nichts als sein eigenens Ausharren ausdrückt. Ich möchte so sein wie dieses Gestrüpp. Es ist täglich da, es leistet Widerstand, indem es nicht verschwindet, es klagt nicht, es spricht nicht, es braucht nichts, es ist praktisch unüberwindbar.*
* Wilhelm Genazino. Ein Regenschirm für diesen Tag. München 2003, S. 93f
Es lebt ganz aus sich heraus
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…und weist aber irgendwie über sich hinaus. Ich fühlte mich beim ersten Anblick sofort angesprochen, ansonsten hätte ich die Bank nicht fotografiert.
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…und es braucht keinen Beifall und nimmt uns nichts… das pure Sein… wir können lernen so zu sein….. ist das nicht wunderbar? Ein Zenmeister würde sagen: „Angekommen “. Liebe Grüße Marie
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Danke, liebe Marie, für deinen eingängigen und passenden Kommentar. Liebe Grüße, Joachim.
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Gerade hatte ich in den News aus der CH einen Bericht über Mitholz und den Film darüber gelesen: https://mitholz-film.ch/
Dazu passte die verlassene Bank und das Gestrüpp irgendwie und irgendwie doch nicht: Wie schön-schwer ist es doch, so zu sein wie die Natur.
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Das Symbolische der zugewachsenen Bank war auch für mich das erste, was mir bei ihrem Anblick in den Sinn kam. Der Ausspruch von Genazino kam dann wie von selbst dazu. Danke für den Hinweis auf Mitholz.
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Guten Morgen, Joachim, Genazino ist einer meiner Lieblingsschriftsteller. Ich erlebte ihn bei einer Lesung in Freiburg und war begeistert, dass sein trockener Humor und seine Beobachtungsgabe spontan zu Tage trat, er war wie er schrieb.
Liebe Grüße von Susanne
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Ich habe ihn zwar nie persönlich kennengelernt, aber seine Art die Dinge zu sehen und zu beschreiben faszinierten mich bereits, als er noch ziemlich unbekannt war und – ich glaube in „Die Zeit“ – wöchentlich einen Ausspruch von anderen Schriftstellern geistreich kommentierte,
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Was Du alles schon goutiert hast! 🙂
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Ich neige zur Verzettelung… 😉
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Du autsch?!
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😉
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Willkommen im Club. Mein Motto: Wer sich verzettelt kommt aber viel rum in der Welt der Gedanken, oder der Dinge, oder der Orte. Selbst der meditierende Buddah ist ja niemals an dem Ort an dem man ihn wahnimmt..:-)))
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Danke für die Argumente. Die kann ich gerade noch gebrauchen, um den ordnungsliebenden Teil in mir zu besänftigen.
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Ja, man ist ja auch beides: hier Chaotisch dort Ordnungsliebend…Selten ist man „nur“…Aber hinter allem liegt schon ein „Hang, eine Trend zu…“. ( der sich „natürlich“ mit dem Fingerabdruck meiner prä- und postnatelen Tättovierung weiter ergründen ließe :-))))
Es gibt ja eine ganze Reihe von Modellen, um Menschen nach dominanten resp. vermiedenen Handlungen zu beschreiben. Das wohl bekannteste ist das Riemann-Thomas-Modell. Es kreist um die Zeit-Raum-Achsen und deren Pole von: a) Wechsel vers. Dauer und b) Nähe vers. Distanz. Als Ergebnis ist man dann „eine ganz individuelle Konstellation“ in diesem Feld mit den Vor- und Nachteilen. Eine besondere „Einsicht“ erhält man, wenn das Verhaltensprofil auch rollenspezifisch ausgewertet wird.
Eine gute Übersicht gibt es hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Riemann-Thomann-Modell
Ich habe zusätzlich gerne das hier genutzt: https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/LernstileHerrmann.shtml
Letzteres besonders ergiebig für Methodiker/Didaktiker !!
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Danke für die Hinweise. Ich werde mir die beiden Stellen ansehen.
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Ja, Joachim, es ist schade, dass er doch recht früh gestorben ist. 😦
Einen schönen Sonntag von Susanne
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Danke, dir auch! LG, Joachim
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Ach, das erwähnte Buch diente hier als Bügellektüre und wurde letztens erst beendet. Der Satz ist einer der Beispiele, wie genau er betrachtet und beschreibt. Davon gibt es einige Stellen im Buch, das mich allerdings ansonsten nicht begeistert hat. Obwohl die Idee mit dem Institut schon klasse ist… 😉
..grüßt Syntaxia
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Genazino, der ja viele Literaturpreise bekommen hat u.A. den Georg-Büchner-Preis und Kleist-Preis, ist in der Tat nicht jedermanns Sache. Ich mag ihn wegen seiner präzisen Beschreibungen, der überraschenden Vergleiche zwischen ganz unterschiedlichen Lebensbereichen und der Unaufgeregtheit seines Personals sehr gern. Zwischendurch darf es dann gern auch mal ein anderes sein. 🙂
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Ich kannte Genazino nicht. Habe aber mal nach ihm gesucht und u.a. einen Nachruf gefunden:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/wilhelm-genazino-nachruf-schriftsteller-1.4253310
Dort schreibt der Nachrufer u.a.:
In seinem Roman „Die Liebesblödigkeit“ aus dem Jahr 2005 war der Held von Beruf „freischaffender Apokalyptiker“. Als Experte für das Ausweglose hält er Wochenendseminare, es geht um die Katastrophe, auf die wir alle zusteuern, und das Interesse ist übermächtig. Im ganzen Buch begegnete man Berufsbildern wie „Panikberatern“, „Ekelreferenten“, „Schockforscherinnen“ oder „Empörten-Beauftragten“.
oder:
Im Roman „Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman“ hält der jugendliche Held seiner Freundin einmal eine feurige Rede über Kafka. Dann erfahren wir: „Erst kurz vor der Haustür der Souterrainwohnung endete mein heutiger Vortrag. Ich ging mit Gudrun in den Hausflur und küsste sie mit einer Erregung, von der wir glaubten, sie sei ein Zeichen unserer Liebe und unserer Zukunft. In Wahrheit ahnte ich, dass ich durch Gudrun hindurchküsste und im Hintergrund Franz Kafka dafür dankte, dass er mich wieder so lebendig gemacht hatte.“
Ich werde mal weiter nach ihm suchen, wiewohl ich nur ausnahmsweise und wenn mit Mühe Romane lese. Aber solche könnte mich „bekehren“!!
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PS: gegen die „Apokalyptik“ gibt es nun https://squirrel-news.net/de/
Squirrel News ist ein kuratierter, konstruktiver Nachrichtendienst.
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Vielen Dank! Ich schau mir die App mal an.
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Auf deren Website kann man auch zunächst einfach die Newsletter beziehen..
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Danke, ich werde mich am Wochenende darum kümmern.
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Danke, dass du mich so nett mit Informationen versorgst. Genazino war ein Vielschreiber. Ich habe vieles von ihm gelesen. Obwohl es immer um dasselbe Problem drehte, fand ich es nie langweilig. Dennoch kann ich verstehen, dass Menschen, die mehr Action und Idealismus wünschen, ihm nicht viel abgewinnen können.
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Genazino hat mich mit „Liebsblödigkeit“ schon sensibilisiert. Soeben fand ich einen „neuen, realen“ Beruf:
„https://klimacoach-gutsche.de/
:-)))
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Das hätte Genazino gefallen
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