
In der letzten Zeit sieht man von den Mohnblumen meist nur noch die Samenkapseln, die allerdings an Schönheit und Interessantheit den Blüten kaum nachstehen. Bläst man gegen die kleinen Öffnungen unterhalb des Kapseldaches, so kommen die inzwischen entstandenen winzigen Samen vom Luftstrom angehoben und beschleunigt geradezu herausgeschossen. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Fixativspritze, bei der man durch Pusten Flüssigkeiten versprüht. Daher lagern die Samenkörner auch in kleinen Kammern, die strahlenförmig um die Symmetrieachse der Kapsel angeordnet sind. Denn je kleiner der Querschnitt, desto größer die Geschwindigkeit der Strömung. Durch diese Technik erreicht der Mohn, dass die Samenkörner bis zu einigen Metern von der Pflanze entfernt fliegen, wodurch eine weitere Ausbreitung gewährleistet wird.
Die vorliegende Kapsel ist 15 mm hoch und hat 12 Kammern. Die Zahl variiert von Pflanze zu Pflanze und kann einige Kammern mehr oder weniger haben. Hält man die Kapsel ans Ohr und schüttelt sie vorsichtig, so hört man ein sehr feines Rasseln der winzigen Körnchen. Wenn man eine noch gefüllte Kapsel vorsichtig auf einem Blatt Papier entleert, ist man meist erstaunt, wie viele Körnchen darin Platz haben. Ich habe sie nicht gezählt, aber es sollen 2000 bis 5000 Stück sein. Sie sind aber auch sehr klein, meist kleiner als 1 mm im Durchmesser.
Kapseldach ist ein sehr schönes Wort. Rasseln auch. Mohnblumen habe ich ewig nicht gesehen. Vielen Dank für den wieder interessanten Ein-Über-Draufblick.
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Vielen Dank! Die Mohnblumen an den Getreidefeldern sind in der Tat seltener geworden, dasselbe gilt erst recht für die Samenkapseln, weil sie wesentlich unauffälliger sind als die Blüten.
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Der zarte wilde Mohn verbreitet sich mit meinem Einverständnis seit einigen Jahren stark in unserem Garten. Seine Saison ist zwar schon seit Wochen vorbei, aber heute werde nach einem restlichen Halm suchen, um unter das Kapseldach zu blasen 🙂.
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Wenn nicht der Wind schon für Ebbe gesorgt hat….
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Vor 2 Monaten hatte ich den Spaß, an einem üppigen fliederfarbenen Speisemohnfeld zu fotografieren. Auch da gab es schon weite Batterien leergefegter Blüten.
An die Kapseln ging ich damals nur fotografisch. Da bin ich eigen – weder schneide ich etwas ab noch öffne ich etwas. Auch windbewegte Halme stelle ich beim Fotografieren nie ruhig.
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Du versuchst also so weit möglich authentisch zu sein. Manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden, zumindest bei den Fotos etwas nachzuhelfen, z.B. wenn der Weißabgleich völlig daneben ist.
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Das schon.
Das habe ich zuletzt öfters gemacht, etwas nachzuschärfen. Um eine Gestalt herauszuheben, die meinem Gefühl nach zu sehr eingesunken war ins Umfeld.
(Kann sein, daß meine Rotgrünschwäche da immer mitwirkt.)
Einen Stengel anfassen, dazu lasse ich mir kaum Zeit. Zudem haben Insekten feine Augen. Ich schiesse gewöhnlich auch bei Wind.
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der Erfolg gibt dir recht!
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Ich bin in dem Fall sehr einverstanden mit deinem anatomischen Vorgehen, Joachim, denn so habe ich die Kapseln des Mohns noch nie betrachtet. Die Geometrie solcher Querschnitte – auch anderer Früchte – ist immer aufschlussreich und oft überraschend
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„Anatomisch“ ist gut. Aber du hast Recht, so ist es, allerdings im positiven Sinn der Entdeckung einer verborgenen Ästhetik.
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