
In den letzten Wochen machen vermehrt morgendliche Nebel darauf aufmerksam, dass der Sommer zuende geht und der Herbst heimlich, still und leise Einzug hält. Wenn die Nebel nicht allzu dicht und hoch sind, hat die Sonne die Gelegenheit, ihrer Sichtbarkeit mit Hilfe der winzigen Wassertröpfchen, aus denen der Nebel besteht, eine besonders eindrucksvolle Form zu geben, nämlich als Sonnenstrahlen. Dieser Begriff ist ein wenig irreführend, weil er suggeriert, als würde man die Strahlen der Sonne, die an ganz anderen Stellen den Boden treffen von der Seite oder schräg von vorn sehen. Das ist so aber nicht richtig. Denn wir sehen nur Gegenstände, dessen Licht direkt in unsere Augen fällt. Allerdings gehen die von Löchern im Blätterdach der Bäume aus dem Sonnenlicht herausgefilterte Strahlen nicht ungehindert durch den Nebel. Sie treten in Wechselwirkung mit den Wassertröpfchen und werden dabei vor allem nach vor und seitlich abgelenkt (Mie-Streuung, Tyndall-Effekt). Auf diese Weise gelangt das Licht der Sonne in unsere Augen, ohne dass wir in die Sonne blicken. Wir sehen die Sonnenstrahlen also nur indirekt dadurch, dass die Tröpfchen oder auch andere Aerosole in der Atmosphäre das Sonnenlicht ablenken. Den Effekt der Vorwärts- und Seitwärtsstreuung kann man erkennen, wenn man um die „Sonnenstrahlen“ herumgeht und feststellt, dass sie von vorn gesehen am intensivsten strahlen, zur Seite hin immer schwächer werden und von hinten meist gar nicht mehr zu sehen sind.
In vielen Fällen kann man dort, wo die Strahlenbündel der Sonne auf dem Boden auftreffen, ovale Lichtflecken sehen – Sonnentaler.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, ich war etwa 12 Jahre alt, da erlebte ich häufig so etwas wie Trancezustände in der Natur. Bilder wie diese erinnern mich daran. Ich glaubte, der „liebe Gott“ zeige mit dem Finger auf uns herab, wenn die Strahlen so fächerförmig durch die Bäume strahlen. Ein bisschen ist ja auch so… nur würde ich es heute nicht mehr so benennen. Liebe Grüße Marie
LikeGefällt 1 Person
Der emotionale Gehalt solcher Naturphänomene ist in der Tat höher als man glaubt. Und die Metaphorik, die darin zu sehen ist, dass man das Eigenliche (nämlich hier die Sonnenstrahlen) direkt gar nicht zu sehen bekommt. LG, Joachim.
LikeLike
Frappant, diese Bahnen.
Wieso gürten sie sich so?
LikeLike
Wenn man den Baum wegnähme, würden die Lichtbahnen genauso aussehen. Im Grunde sich sie nahezu parallel, sehen aber aufgrund der perspektivischen Verkürzung konvergierend aus.
LikeGefällt 1 Person
Dieser Kommentar gehört zum Beitrag vom 30.10. Entschuldige! Ich hatte das „gürten“ ohne Nachdenken auf den Baum bezogen. Vielleicht kannst du das „Gürten“ noch etwas erläutern?
LikeLike