Im Sommer sind die Blätter der Bäume so ausgerichtet, dass sie eine möglichst große Fläche bilden, mit der Sonnenlicht aufgefangen werden kann. Wenn man sich unter einen Baum stellt und nach oben blickt, sieht man nur wenige und oft überhaupt keine Öffnungen, durch die Licht bis an den Boden dringt. Unter diesem natürlichen Baldachin findet man sowahl Schutz vor der heißen Sonne als auch kurzfristig vor einem Regenschauer. Es ist erstaunlich, wie dicht das Blätterdach in einem solchen Fall sein kann. Im linken Foto ist an der hellen Färbung der Asphaltstraße gut zu erkennen, dass die Straße unter dem Baum nach einem Regenschauer trocken geblieben ist. Man kennt das aus Erfahrung; erst wenn der Regenschauer länger anhält, tröpfelt nach und nach das Wasser von den Blättern und es regnet durch.
Im Herbst, wenn die ersten Blätter fallen und die Nebel den Anblick prägen, kann es demgegenüber zu völlig entgegengesetzten Situationen kommen. Die Straße ist trocken und unter dem Baum ist es nass. Auch hier ist die Färbung der Straße wieder ein untrügerisches Zeichen. Wodurch entsteht dieser jahreszeitliche Wechsel?
Wenn die Nächte länger und kühler werden, wird so manches Mal der Taupunkt unterschritten. Das Wasser kondensiert dann an Teilchen in der Luft (Nebel) und an Stellen, die besonders kalt werden. Das sind vor allem Stellen, die einerseits so exponiert sind, dass nachts die Wärme zum kalten Weltraum gestrahlt werden kann und andererseits klein genug (geringe Wärmekapazität), um verhältnismäßig schnell und stark abzukühlen. Dafür sind die (restlichen) Blätter der Bäume ideal geeignet. An ihnen kondensiert der Wasserdampf. Und wenn erst einmal Tropfen an den Blättern entstanden sind, so bilden diese ideale Keime für die weitere Kondensation von Wasserdampf. Die Tropfen wachsen und fallen schließlich herab. Sie benetzen den Boden (rechtes Foto) und schaffen auf diese Weise auf der Straße das „Gegenbild“ zum Sommer.
nachts die Wärme zum kalten Weltraum gestrahlt werden kann…
An diese Formulierung erinnere ich mich in Zusammenhang mit einem Auto und einem Monatsrätsel…Das Auto verliert nachts sehr schnell Wärme…
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Du hast ein gutes Gedächtnis. Weil für die Energiestrahlung nur die Hülle des Autos (nicht die Luft im Innenraum) interessant ist, verhält es sich in der Tat ähnlich wie ein Blatt…
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Und dann gibt es noch den „zweiten Regen“. Wenn nach einem Regen der Wind die von den Blättern und auch von Tannennadeln festgehaltenen Tropfen freigibt.
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Das ist sehr gut beobachtet. Dieser zweite Regen ist insofern besonders interessant, weil es sich dabei oft um die Auslösung von regelrechten Wasserlawinen handelt. Dazu ist meist nicht einmal ein starker Wind nötig… Ich habe früher dazu einen kleinen Beitrag geschrieben: https://hjschlichting.wordpress.com/2017/07/31/vom-nieseln-zur-katastrophe/
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Bei dem Beitrag war es besonders das erwähnte „Potzengesetz“ das immer wieder zu denken geben sollte. Wie gerne übersieht man die kleinen Zeichen. Nur fällt es oft schwer kleine Zeichen irgendeinem einem drohenden größeren (Un)Heil zuzuordnen? Auch das plötzliche Faßüberlaufen gilt ja nur für bestimmte Systeme.
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Da die meisten klein beginnenden Vorgänge im Rahmen bleiben, ist man nicht darauf gefasst, dass unter ihnen auch solche sein können, die den Virus des Exponentiellen in sich tragen, der sich oft erst dann zeigt, wenn es zu spät ist. Du Dusche unter dem nachtröpfelnden Baum ist da noch die harmloseste Variante…
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nun, ich habe es auch schon bemerkt, dass die aufgesammelten Walnüsse,egal an welche vermeintlich trockenen Stellen ich sie bringe, früh am Morgen mit Nässe bezogen sind, also müssen sie woanders hin!
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Unter freiem Himmel ist jedenfalls nicht gut, denn man will die Walnüsse je trocknen und nicht nässen 😉 In der warmen Stube ist auf jeden Fall besser – so meine Erfahrung.
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spannend …
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🙂
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