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Physik im Alltag und Naturphänomene, Physikalisches Spielzeug & Freihandversuche

Die Sehnsucht nach Licht und Wärme

Die dunkle und kalte Jahreszeit lässt die Menschen seit Urzeiten an die Bedeutung des Lichts und des Feuers denken. Es hat für die Entwicklung zum modernen Menschen eine große Rolle gespielt. Unabhängig davon, wie der Mensch zum Feuer oder das Feuer zum Menschen kam – ob durch den göttlichen Prometheus oder durch einen vom Gewitter entfachten Brand oder… – fortan entwickelte der Mensch ganz unterschiedliche Methoden, diese chemische Reaktion der Verbrennung in Gang zu setzen, aufrecht zu erhalten und für die unterschiedlichsten Verrichtungen zu nutzen.
Obwohl die Verbrennung ein sich selbst aufrecht erhaltender Vorgang ist, solange Brennstoff zur Verfügung steht, bestand für die Urzeitmenschen eine große Herausforderung darin, erst einmal die Entzündungstemperatur zu erreichen, um das Feuer in Gang zu setzen. Zur Aufrechterhaltung musste dann nur noch geeignetes Brennmaterial beschafft werden.

Eine Methode Feuer zu machen bestand darin zwei Steine aufeinanderzuschlagen und den dabei entstehenden  Funken „einzufangen“, indem man mit ihm leicht entzündliches Material, wie etwa den Zunderschwamm, zum Glimmen brachte. Als Steine wurden der Feuerstein (sic!) und Pyrit (Schwefelkies) benutzt. Wenn der Zunder „wie Zunder“ brannte, konnte man das Feuer auf andere für den jeweiligen Zweck (z.B. Licht, Wärme…) spezifische Materialien übergehen. Wer das heute nachmachen will, wird erfahren, welche „technischen“ Schwierigkeiten unsere Altvorderen damit zu bewältigen hatten.
Eine andere, meines Erachtens einfacher zu handhabende Methode bestand darin, Reibungswärme zu nutzen. Dass es beim Reiben glühend heiß werden kann, erfährt man beispieslweise, wenn man mit einem stumpfen Bohrer versucht, ein Loch in ein Stück Hartholz zu bohren. Auf ganz ähnliche Weise wurde früher ein mit beiden Händen gedrillter Holzstab in eine passende Vertiefung eines weiteren Stücks Holz gedrückt wurde, bis es zum Glimmen kam.

Diese Vorgeschichte steckt vermutlich tief verwurzelt im menschlichen Bewusstsein. Ich kenne kaum einen Menschen, der nicht vom Feuer eines Kamins beeindruckt ist oder sich von der Flamme einer Kerze verzaubern lässt. Die heutigen Lichterketten und anderen elektrisch betriebenen Leuchtkörper sind gewissermaßen legitime Abkömmlinge dieser tiefen Sehnsucht des Menschen nach Licht und Wärme in dieser dunklen Jahreszeit, auch wenn vieles inzwischen zum bloßen Ritual erstarrt ist.
Die Begeisterung des modernen Menschen für das Licht drückt sich auch in modernen Lichtinstallationen und anderen Performances aus, oft sogar in eigens dafür eingerichteten Museen und im öffentlichen Raum.

Diskussionen

13 Gedanken zu “Die Sehnsucht nach Licht und Wärme

  1. Meine Frau friert jetzt „gerne“, obwohl die Temperatur im Wohnzimmer gleichmässig zu sein scheint. Es scheint einfach ein Unbehagen über diese lichtarme Zeit zu sein.
    Für sie ist es auch ein Schlag, wenn der Tag so elendig kurz ist. Schon um 16:00 beginnt sich der Tag schon zu senken.
    Für mich sind diese lichtarmen Tage unangenehm, für meine Frau und andere wie ein Abschnürren.
    Ohne Lichtenergie auch kaum Insekten. Da dann leide ich besonders.

    Sagte man nicht, daß zufälliges Feuer durch Blitzeinschlag die „Initialzündung“ der Nutzung des Feuers durch Menschenhand war?
    Vermutlich fand man dann auch Getier, das, ein Opfer des Feuers, besser zu verdauen war.
    In jedem Falle trug man dieses Wissen eifrigst weiter – man war da anders gestimmt, als mit dem Atomgedanken oder anderen physikalischen Erkenntnisse, die man „Äonen“ versacken lies.

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    Verfasst von kopfundgestalt | 20. Dezember 2021, 00:29
    • Obwohl wir heute in unserer Gesellschaft ja technisch in der Lage sind, die Nacht zum Tag zu machen und durch moderne Heizungen zumindest im Hause sommerliche Verhältnisse schaffen kann, schränken uns das spärliche Licht, das Fehlen des Vogelgesangs und des Summens der Insekten doch sehr stark ein. Das geht nicht nur euch so. Die Gedanken sind bereits jetzt, wo der Winter offiziell ja erst morgen beginnt, iin die Zukunft gerichtet, auf den Frühling und Sommer auf die Verheißung von Licht und Wärme…
      Wie das Feuer „wirklich“ zum Menschen kam, weiß keiner genau, aber man glaubt zu wissen, ab wann der Mensch das Feuer nutzte. Das Paradoxe daran ist, dass dessen Nutzung der Entwicklung einen Schub gab aber auch in gleichem Maße den Anfang der Umweltkrise begründete…

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 20. Dezember 2021, 09:53
  2. Oder man geht einfach wieder ins Freie, sucht sich eine Feuerstelle im Wald (ja, ja, die Schweiz und Skandinavien!) und setzt sich vor ein selbstgemachtes Feuerchen, wärmt sich dabei, brät eine Wurst und sieht zu wie das Holz verbrennt und entlang seiner Strukturen zerfällt. Es hat was, unzweifelhaft, besonders jetzt im Winter!

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    Verfasst von tinderness | 20. Dezember 2021, 00:33
  3. Ja, einerseits die Sehnsucht nach Licht und Wärme, andererseits das „lichtscheue Gesindel“ und die „kochende Wut“. Denn, die d u n k l e und die k a l t e Jahreszeit lässt die Menschen seit Urzeiten an die Bedeutung des erhellenden Lichts und des wärmenden Feuers denken, wenn die Kälte draußen von der Wärme drinnen konterkariert wird und dadurch erst recht zur Geltung gelangt. So entsteht aus diesen Gegensätzen die doppelte Wirkung des einen wie des anderen. Dann erfriert dem Obdachlosen das Herz, wenn er in warme Stuben schaut und der von Sorgen gepeinigte, wie ds Eis erstarrte Mensch denkt sich das Obdachlos sein als Befreiung.

    Auch Nietzsche fragt zwar:
    „Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir die Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?“
    Aber Nietzsche resigniert davor nicht, sondern es lässt den Zarathustra u.v.a.m. aus seine Feder fließen. Er nutzt heiße, harte Worte, die doch eigenartigerweise wieder erwärmen, erhellen können. Er springt zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen verklärenden und aufklärenden Worten die in einer Perspektive münden, nicht lehrerhaft eher hinweisend. Aber keinesfalls den Doppelcharkater von Allem verleugnend.
    So erlebe ich auf der Urlaubsfahrt in den Süden immer wieder diese großen verbrannten Waldflächen, auf denen „das klärende Feuer“ loderte und im nächsten Jahr das frische Grün versöhnend zu neuem Leben erwächst. Es scheint so, als denke es nicht an die ewige Wiederkehr des Feuers. Aber auch über und durch „die Menschheit“ sind so viele Feuer gezogen die nicht erwärmten und trotzdem gibt es immer mehr als weniger. Sind wir doch „naturnäher“ als wir meinen.? Ist die „Lust am(n) Feuer“ doch so groß?

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    Verfasst von paulpeterheinz | 20. Dezember 2021, 10:28
    • Die Griechen zählten das Feuer zu den vier Elementen. Daran mag man schon die Bedeutung auch in der abendländischen Kultur erkennen. Die Beziehung zu diesem Element ist immer zwiespältig gewesen, was nicht verwundert, wo das Feuer sowohl lebenserhaltend auch auch tödlich sein kann. Die Kulturgeschichte, Philosophie … sind voll von Beispielen. Du nennst Nietzsche. Es gibt weitere.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 20. Dezember 2021, 12:08
  4. Die Sehnsucht nach der Wiederkehr des „Himmels-Lichts“ spiegelt vielleicht sogar eher die Angst der Menschen vor dem Feuer (als der einzigen Lichtmöglichkeit in der dunklen Jahreszeit). Feuer als Element steht in östlichen Traditionen für das Herz. Es ist eine der wichtigsten menschlichen Lebensaufgaben, dieses Feuer zu hüten. Wenn es ausgeht, verfällt der Mensch in Depression. Wenn es lichterloh brennt, kann es gefährlich sein, auch für andere, denn das kann Fanatismus (und Krieg) bedeuten … . 🧨

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    Verfasst von lachmitmaren | 20. Dezember 2021, 12:41
    • Andererseits fühlt man sich angezogen vom Feuer, auch wenn man sich daran verbrennt: J’adore ce qui me brûle.
      Wenn man so will, ist der Mensch auch physisch eine mehr oder weniger lodernde Flamme. Das „Material“, das er zum Leben zu sich nimmt, ist von der gleichen Art wie Holz, dass verbrannt wird und im Körper spielt sich in der Summe ein ähnlicher „Verbrennungsvorgang“ ab wie bei einem Feuer. Nicht von ungefähr wird der Mensch oft mit einer Kerzenflamme verglichen.
      Insofern wundert es mich nicht, wenn auch in der Metaphorik und (vor allem fernöstlichen) Mythologie dem Feuer eine große Bedeutung beigemessen wird.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 20. Dezember 2021, 14:27

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