
Diese Eisstruktur beobachtete ich auf einem Feld mit Wintergetreide. Hier lag ein wenig Schnee, der tagsüber bei Sonnenschein teilweise schmolz. Die Rückstände gefroren während der Nacht, sodass schließlich diese filigrane Eisskulptur entstand. Die gläserne „Ente“ (oder was auch immer) auf der linken Seite ist nur wenige Zentimeter hoch.
Obwohl das figürliche Ensemble sehr zerbrechlich aussieht (z.B. Hals der Ente), ist es relativ stabil. Entscheidend für diese Stabilität ist die sogenannte Flächen-Volumen-Relation, die ich früher bereits ausführlicher beschrieben habe (siehe z.B. hier). Als Beispiel denke man sich ein Insekt. Unter Beibehaltung seiner Proportionen auf die Größe eines Menschen vergrößert, würde es unter dem eigenen Körpergewicht zusammenbrechen.
Auffällig sind weiterhin die (schwachen) Farbeindrücke der an sich transparenten Eisskulpturen. Wie bereits in früheren Beispielen gezeigt (z.B. hier) sind sie auf die Wirkung des polarisierten Lichts des Himmels zurückzuführen. Da die Polarisationswirkung des Himmels im Vergleich zu einer Polaroid-Brille schwach ist, sind die Farben hier nur andeutungsweise zu erkennen. Auch frische Risse in einer Eisschicht können sich farblich bemerkbar machen.
Das Seepferdchen ist nett, es zeigt, welche Wege Evolution manchmal gegangen ist. Nicht einen zielgerichteten Weg zu grösserer Harmonie und Vollendung, sondern einen von aussen bizarr erscheinenden eher zufälligen Weg.
Die Stabilität der Brücken hattest du schon ab und an betont.
Mit Ton ließen sich solche auch konstruieren, habe ich auch schon gemacht, das Problem dabei ist aber immer der Transport eines Objekts, das nur aus Zungen aufgebaut ist.
Sonst würde ich ab und an solche filigranen Dinge bauen.
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Da du nicht der einzige Leser meiner Beiträge bist, und immer mal wieder neue Leser hinzukommen, muss ich ab und zu einiges wiederholen. Ich selbst „leide“ wohl am meisten dabei (das hast du doch schon x-mal beschrieben).
Was deine Tonarbeiten betrifft, so bist du automatisch in einer Größenordnung, in der Graziles schwer herzustellen ist. Im Millimeterbereich wäre alles viel einfacher, allein dir fehlen die passenden Hände und passendes Material.
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Das wiederholen sollte dich nicht bekümmern, denn a) gibt es neue Leser und b) lese ich durchaus gerne schon „bekanntes“, d.h. schon mal gehörtes. Wer weiss denn, ob das Gehörte wirklich zur Gänze verstanden ist. Denn die
Flächen-Volumen-Relation erweist sich immer noch als spannend für mich.
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Ja, ich weiß, dass du nichts gegen Wiederholungen hast. Es ist eher eine Rechtfertigung vor mir selbst.
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Ich finde, du löst diese Wiederholungszwickmühle immer ganz elegant mit den Verlinkungen 🙂
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Danke, Ule! Du hast mich durchschaut. Die Verlinkungen haben den Vorteil, dass ich mich an dieser Stelle nicht widerholen muss. Und wer unbedingt mehr wissen will, könnte auf den Link zugreifen.
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Vielleicht ist es der eisige Geist einer Ente, die derzeit in der Bratröhre landen…. was wissen wir schon von der Seelenwanderung vom Federvieh. Eine Freundin von mir geht vor den Festtagen an einem Gänsehof vorbei und warnt die Tiere und ruft Ihnen zu:“Versteckt euch“ …. Liebe augenzwinkernde Grüße
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Auch wenn ich deine Freundin nicht kenne, ist sie mir sehr sympatisch. Auch ich würde das Federvieh am liebsten warnen. Da ich als Kind mit Hühnern und Enten aufwuchs und seitdem kein Geflügel esse, ist meine Sympathie ganz auf ihrer Seite. Vielleicht bin ich deshalb auf diesen schon wegen seiner Winzigkeit übersehbaren Geist der Ente gestoßen. Herzlich zurückzwinkernd… Joachim
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Fragil: wehe, es kommt der Sonnenschein
Selbstreferentiell: Es ist aus sich selbst gewachsen! -Ist es nur selbstgesteuert? War da nicht das „Gesetz“? Gehorcht es nur diesem wunderbar kreativen Gesetz?
Autopoietisch: Ist es nicht ein wunderbares in sich selber verliebtes, mit sich selbst kommunizierendes Etwas
Und ist es das alles nur, weil ich es so „will“? Oder ist mein Auge polarisationswirksam?
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Ja, diesmal ist keine Plazenta im Spiel, sondern nur Zufall und Notwendigkeit. Dennoch findet dieses „Wesen“ unsere Aufmerksamkeit. Ist das nicht irre?
Unsere Augen können in der Tat rudimentär polarisiertes Licht wahrnehmen, auch ohne die Spieglungen an dem glatten Eis. Siehe z.B.: https://hjschlichting.wordpress.com/2009/04/06/das-sehen-der-polarisation/
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Das sind ja auch keine Säugetiere. Noch nicht einmal eine Geburt aus einem Ei im Freien…Das erscheint mir eher als eine Notgemeinschaft aus Kälte und Nturgesetzengeboren. Allerdings eine bezaubernde. Aber sag: vermisst Du etwa etwas?
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Nein, eigentlich nicht, denn die Eisstrukturen sind für mich eine Ausgeburt aus Kälte und Wasser, während die Lebewesen eher Wäme und Wasser zur Grundlage haben. Es sind also gewissermaßen Strukturantipoden unserer selbst.
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Eine Ausgeburt der Hölle oder eine Ausgeburt der Frivolität oder aus dem Design der Natur, eine Ausgeburt an Kunst und Künstlichkeit? Ach, wenn wir doch nur wüssten warum es das alle gibt und nicht nur einfach Nichts…Aber das mit der Strukturantipode gefällt mir, denn wir erkennen die Dinge oft erst aus ihrem Gegensatz. Was wäre der heimatliche Herd, wenn er ebenso eiskalt wäre?
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Wohl wahr! Ich sitze gerade am offenen Kamin… 🙂
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Wie anrührend weihnachtlich dieser Beitrag auf mich wirkt, ganz ohne ausdrückliche Erwähnung, sogar ohne impliziten Bezug auch. Seltsam. Schön.
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Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass man mit diesem Beitrag am 2. Weihnachtstag zu weihnachtsfreien Themen überleiten könnte. Dass dieser unausgesprochene Bezug zu Weihnachten, ohne davon direkt zu handeln, von dir so gesehen wird, finde ich erstaunlich.
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Vielleicht sind solche Eisstrukturen ursprünglich die Inspiration für kristallenen Christbaumschmuck gewesen?
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Das ist gut möglich. Bei dem Eiskristallband (das ich vorgestern zeigte) bin ich mir wegen der zum Verwechseln großen Ähnlichkiet (zumindest bei Betrachten von Fotos) fast sicher, die Natur Vorbild war. Die Jahreszeit spricht auch dafür. Statt Blumen hat man die ästhetisch ansprechenden Froststrukturen vor Augen. Das wird frühere Künstler zu entsprechenden Nachbildungen angeregt haben.
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