Die oft erhobene Forderung, die Form zu bewahren, erinnert mich an diesen armen Apfel, der es auf irgendeine für mich undurchschaubare Weise geschafft hat, sich ohne zu verfaulen vom verschmähten Fallobst in den Winter zu retten. Ich bin sicher, dass er es auch bis in die nächste Jahreszeit hinein schafft. Jedenfalls fühlt er sich hart und widerstandsfähig an. Natürlich erinnert er in seiner völlig apfelunähnlichen Farbe und Konsistenz eher an eine Apfelmumie als an eine genießbare Frucht. Und ich möchte nicht wissen, wie es in seinem Innern aussieht.
Es soll damit nicht behauptet werden, dass die Formvollendung im (mit)menschlichen Bereich mit dem Verhalten des Apfels gleichzusetzen ist, aber – wie gesagt – irgendwie werde ich manchmal an den Apfel erinnert.
Abgesehen von diesen eher metaphorischen Überlegungen würde ich allzu gerne wissen, wie es manchen gefallenen Äpfeln im Vergleich zu den vielen anderen Leidensgenossen gelingt, so formvollendet über den Winter zu kommen. Kennt sich da jemand aus?
Das ist seltsam.
Das Wort „Konsistent“ nutze ich heute in einer Email, aber kam in einer Frage dazu nicht zum Ziel, weil ich mich verschrieb.
A denkt heute den Inhalt Z und morgen denkt A den Inhalt W. Daß Z und W nicht zusammenpassen, fällt ihm nicht auf.
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Nicht zusammenpassende Dinge zu denke, ist ja ansich noch nicht bedenktlich, selbst dann nicht wenn dazwischen keine Zeitspanne liegt. Erst wenn man nach beiden Gedanken handeln würde, ergäben sich möglicherweise Probleme. Ich kenn aber Menschen, denen es nicht einmal auffällt, wenn sie nach entgegengesetzten Prinzipien handeln…
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Das meinte ich ja! Und darauf jemand hinweisen macht meist keinen Sinn.
Vielleicht schreibe ich mal was dazu…
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…dazu möchte ich dich ausdrücklich ermuntern. Vielleicht kannst du das ja mal in einer deiner schönen Geschichten unterbringen 😉
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ok 🙂
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🙂
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ihm wurde sogar das Gesicht eines Apfelkindes aufgemalt.
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Dazu muss man allerdings schon Eidethiker mit einer Pareidolienaffinität sein, um das zu sehen 🙂
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Sehr lohnenswerte Überlegungen.
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Vielen Dank! Es ist schon interessant wohin durch bestimmte Anblicke gedanklich geführt werden kann…
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Es hat wohl etwas mit der angemessenen – eher kühlen- Temperatur zu tun und wohl auch mit der jeweiligen Sorte. Auf meinen Spazierwegen im Winter finde ich sowohl leergefegte /leeregpflückte wie auch noch mit Äpfeln behangene Bäume. Sie scheinen wie „Waisenbäume“ die gewaltsam vom Sommer getrennt wurden, das aber nicht wollten. Sie blieben am Baum, wurden Über-Äpfel. Legten mir nahe, auch meine „Buntheit“ mir mitten im einfarbigen Winter zu erhalten.
In diesem Jahr haben wir einige abgefallene, aber noch sehr rote Äpfel mitgenommen und zu Hause im Garten in eine flache Schale gelegt und mit etwas Tannengrün umlegt. Nun strahlen uns diese Früchte seit Wochen an. Sie faulen noch kein bisschen. Die Vögel tun ihnen nichts, als wenn sie uns den aufmunternden Anblick nicht verderben wollten. So ahnen wir mitten im Winter etwas vom Sommer.
Wie konnte die Idee der absoluten Harmonie nur so unter Angriff geraten? Wie waren wir in den „Krieg“ zwischen Welt, Natur und Mensch geraten? Wie vergaßen wir, dass sich die Dinge auch in unserem Gefühl widerspiegeln?
Wo in meinem Gefühl lag das Handy, bevor es da war? Wo zum Teufel steckt in mir ein Web-Server? Was in mir spiegelt die Atombombe? Wo stecken die Genozide, die Gaskriege, die Weltkriege? Liegt das auch an einer bestimmten Temperatur, dass sie in mir auf- und überleben? Wodurch zerstreute sich der ein- und mitfühlende Zusammenhang von allem und allen? Vielleicht steht der Mikrokosmos dem Makrokosmos nur dadurch, gegenüber, dass das Verhältnis von Individuum und Welt unklar ist, das Eine dem Anderen als ein Anderes erscheint.
Das Trennende entstand oder wurde zumindest verstärkt durch einen Methodenstreit aus dem die naturwissenschaftliche Variante als „Sieger“ hervorging. Nun galt nur noch das objektiv messbare als das reale. Das allein empfundene, gefühlte, gespürte wurde in den Keller gelegt. Dort hat es aber offensichtlich -wie die Äpfel- überlebt. Immer wenn es zu kalt wird, lebt es auf und strahlt wie die roten Äpfel und aktiviert unser unhintergehbares Gefühl für „seltene Harmonien“.
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Ja, die Äpfel haben schon eine besondere Beziehung zu uns Menschen und umgekehrt. Das begann ja bekanntlich bereits beim Sünden fall.
Der Sieg der naturwissenschaftlichen Variante ist m.E. aber nur vordergründig. Man denke nur an die Irrationalismen, die gerade zurzeit fröhliche Urständ feiern…
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Naturwissenschaft wird oft mit dem Teufel zusammengebracht, immer noch und immer wieder.
Ich las ja kürzlich ein Büchlein Von Wuketits: Animal irrationale.
Der meinte m.E. zu meinen, daß unser (im esentlichen) Steinzeitgehirn nicht (mehr) mit der Komplexität des Aussen zurecht komme und daher zu schlichten Interpretationen des Aussen neige.
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Da ist was wahres dran. Die Neigung zu einfachen Lösungen ist fatal. Das Schwarz-Weiß-Denken ist bequem, weil es die Menschen eigentlich des Denkens enthebt. Und wenn man in dieser Schlichtheit auch noch von vermeintlich höherer Stelle unterstützt wird, kann es gefährlich werden.
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„Es verachtet Verstand und Wissenschaft,
des Menschen allerhöchste Gaben-
es hat dem Teufel sich ergeben
und muß zugrunde gehn“
So prognistiziert G. W. F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, S. 270f
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Der Spruch passt gut in die aktuelle Zeit…
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