
Nachdem ich einige Erfahrungen mit der künstlerischen Gestaltung von Sand am Strand mit maßgeblicher Unterstützung von Ebbe und Flut gesammelt und dabei einige schöne Ergebnisse dieser Kooperation zweier so ungleicher Partner erzielt habe (z.B. hier und hier ) , versuche ich es in diesem Winter mit dem Zufrieren von natürlichen und künstlich erschaffenen Pfützen. Während sich in der warmen Jahreszeit der Strand als Betätigungsfeld geradezu anbietet und man auf die verlässliche Wiederkehr der Flut rechnen kann, ist man in diesem Fall auf den Wetterbericht angewiesen. Außerdem zieht sich die Bildung der Eisstrukturen über mehrere Tage hinweg, wobei die finalen Strukturen die reichhaltigsten sind. Die Parameter, die die Entstehung der Froststrukturen mitbestimmen, sind vor allem die Geschwindigkeit, mit der das zufrierende Wasser versickert, die Temperatur und ihr Wechsel während der Frosteinwirkung, der Verlauf der Sonneneinwirkung am Tage und die Struktur des Pfützenuntergrunds. Vor allem auf die Gestaltung dieses Untergrunds bezieht sich meine bescheidende Mitwirkung. In diesem Fall kam es mir insbesondere darauf an, einige Linien und Halbmonde zu initiieren. Das scheint halbwegs gelungen.
Allzu bescheiden, lieber Joachim. Die Idee ist schon mal großartig, und auch die Muster sehr gelungen.
Dank dir, liebe Gerda. Inzwischen hat sich alles wieder verflüssigt und ist restlos versickert. Ich warte auf neues Material von oben und anschließend frostige Nächte – keine trivialen Erwartungen. 😉
Das erinnert mich vage an eine Salzskulptur, die nan dem Zugriff von Wild bewusst aussetzte.
Das hatte ich vor Jahren auch interessiert zur Kenntnis genommen, später aber nichts wieder davon gehört.
Die Linien und Halbmonde haben eine wunderbare Eleganz. Pfützenkunst scheint mir ein bei weitem unterschätzter Zweig der künstlerischen Systematik zu sein. Hier ist sie ja sogar verbunden mit zarten Beispielen der Ritzkunst.
Wenn man nach dem Event, also in der Tauphase, die Eisschollen vorsichtig heraustrennt, hat man das zusätzliche Vergnügen, die bislang verborgenen 3D-Linienstrukturen freizulegen, die man vorher nur durch die die glatte Eisschicht hindurch sah.
Meine größten Widersacher sind übrigens die Menschen (die Pfützen befinden sich auf einem durch Spaziergänger genutzten Weg), die meinen, dass jede Eisschicht zertreten werden muss.
Das ist in meinen Augen im Grunde Vandalismus…
Nein, das sind physikalische Experimente 😉
Das Heraustrennen der Eisschollen, um sie von unten zu betrachten, habe ich noch nie probiert. Wie merkwürdig, auf wie viele Idee man im Laufe eines Lebens nicht kommt …
Stimmt, derartige Erfahrungen mache ich auch immer mal wieder und wundere mich darüber…
Das ist ja DIE Auferstehung der Fluxuskunst oder besser gesagt DIE eigentliche wahre Fluxusschule:
Denn Fluxus leitet sich von Fließen, Fluss‘, vergehn‘. Sie ist eine von George Maciunas begründete Kunstrichtung, bei der es nicht auf das Kunstwerk ankommt, sondern auf die schöpferische Idee. Der letzte bekannte Fluxuskünstler war Christoph Schlingensief. „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ war sein „Fluxus-Oratoriumvon.
PS: Somit könnte man Dein Werk als ein spätes Echo auf Heraklits „panta rhei“ einstufen.
Ja, darunter lasse ich es gern einstufen. Die Struktur der zugefrorenen Pfütze ist demnach nur ein Zwischenstadium des Regenwassers vom Himmel ins Grundwasser – aber gilt das nicht für alle Strukturen, wenn man sich auf den Energiefluss bezieht?
Zu viel der Ehre! Geflossen ist in dieser Pfütze allenfalls Wasser. Zunächst um sie zu bilden. Dann beim Versickern. Fluktuationen kamen aber beim Phasenübergang vom flüssigen in den festen Zustand vor. Sie sind jedoch nicht sichtbar in Erscheinung getreten.