
Eine Knospe, in der bereits alles angelegt und vorbereitet ist für den Frühling, wird von vereinzelt fallenden Schneeflocken besucht. Sie verhaken sich ineinander und schmelzen an der Berührstelle zusammen.
Von der Statik her scheint die Situation etwas ungewöhnlich bzw. unvertraut. Denn unsere im Bereich der alltäglichen Größenordnungen geprägte Anschauung erscheinen derartige Konstrukte als äußerst fragil, wenn nicht gar unmöglich. Aber dank der Flächen-Volumenrelation handelt es sich gemessen an den in dieser Größenordnung auftretenden Kräften um eine äußerst stabile Konstruktion. Vorsichtiges Pusten auf die an den Lämmerschwänzchen anhaftenden Flocken, brachte die Schwänzchen zwar ins Schwanken, fügte aber der Schneestruktur keinen Schaden zu.
Wieder ein schönes Beispiel, danke! 🙂
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🙂
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Ich könnte im Bild von einer anderen Referenz aus betrachtet DNA Strukturen, Gehirn-Nervenbahnen oder das Kinderspiel „Stapelmännchen“ erkennen. Dann dächte ich vielleicht, dass die Knospe sich ein Gehirn zugelegt hätte und ich würde davon träumen, vor der Rudolf-Steiner-Gesellschaft einen Vortrag über das ewige Gedächtnis alles Seienden sprechen oder mit Heidegger über den Sinn von Sein und Zeit referieren und die These aufstellen, dass der Sinn von Zeit darin besteht, aus Wassertropfen Schneeflocken zu machen, aus Zufall zeitlich bedingte Notwendigkeit.
So hätte ich mir das „Fremde“ vertraut gemacht und würde wohlig schmunzelnd meiner Wege gehen und denken: Ach wie ähneln sich doch überall die Strukturen. Alles „kehrt ewig wieder“. „Wie schön ist es auf der Welt zu sein sagt der Igel zu dem Stachelschwein, Dich an allem freu’n und alles sehen … und doch nie alles sehen…!
Dieses „Unlogische“, das die Logik (…ungewöhnlich bzw. unvertraut, äußerst fragil, wenn nicht gar unmöglich..) irritiert, ist „für den Menschen nöthig“, lebensnotwendig: Es steckt so fest in den Leidenschaften, in der Sprache, in der Kunst, in der Religion und überhaupt in Allem, was dem Leben Werth verleiht, dass man es nicht herausziehen kann, ohne damit diese schönen Dinge heillos zu beschädigen. […] Auch der vernünftigste Mensch bedarf von Zeit zu Zeit wieder der Natur, das heisst seiner unlogischen Grundstellung zu a l l e n D i n g e n . (Nietzsche: „Menschlich allzu Menschliches“
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Deine Assoziationen zeugen davon, dass wir Menschen offenbar nur einen begrenzten Vorrat an Strukturen zur Verfügung haben und daher bestimmte „Paradolien“ immer wieder in den Vordergrund treten.
Ja, wir sind dazu ausersehen, die unlogische Grundstellung zu rektifizieren 😉
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Das bestimmte Paradolien stärker als andere – ob zeitlich bedingt, Ereignis bedingt, Situation oder Anlass bedingt in den Vordergrund treten ist doch der „Normalfall“. Der Volksmund sagt: „wovon das Herz voll ist davon läuft der Mund über“. Das Gehirn ist ja auch ein Energiesparer und erinnert gerne das Naheliegende. Aber das bedeutet überhaupt nicht, dass andere nicht vorhanden sind. Es gibt ja auch welche, die vorhanden sind, aber nicht in die Erinnerung treten wollen oder können.
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Manchmal wundert man sich selbst, warum nun gerade diese Gestalt oder dieser Gedanke Aufmerksamkeit erheischt, der aus irgendwelchen Gründen aktualisiert wird.
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Vielleicht ist der Denker ja bloß zum Gedanken hinzugedichtet damit der einen „Träger“ hat…Sind wir für den Gedanken nur der Wirt damit er unbefragt zur „Aufführung“ kommen kann. „Denken heißt Danken“ schreibt der leider in seinem Denken kurz verirrte Heidegger. Vielleicht meint der das übliche Danken des Wirts bei seinem Besucher? Was genau geschieht mit einem „Täter“ wenn er behauptet, die Tat „so“ nicht gedacht oder gewollt zu haben?
Aber sei es drum: das alles verhindert zum Glück nicht, das sich uns hier etwas, dass wir beide von langer Hand festgelegt „Schnee“ nennen, offenbart, der wie „Mondlicht süß auf den Knospen schläft“ und von zwei dorischen Säulen bewacht wird.
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Das hört sich ein wenig so an, als wären Gedanken so etwas wie Viren. Um überspringen zu können, müssen sie nur laut ausgesprochen werden…. 😉
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Oder ihre Zeit muss gekommen sein oder sich im Vergehen andeuten um sie „nie mehr“ auszusprechen. Für Letzteres benötigt man, um daran nicht zu verzweifeln- eine besondere „Kunst und Kraft“. In den Unzeitgemässen Betrachtung „Vom Nutzen und Nachtheil der Historiefur das Leben„ nennt Nietzsche es die Kunst und Kraft vergessen zu können und sich in einen begrenzten Horizont einzuschließen. Das Denken hat an dem „von Zeit zu Zeit“ selbst seine Grenze: „so denken wir heute über das Denken: morgen vielleicht anders.“
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Vergessen zu können erfordert in der Tat Kunst und Kraft. Das ist ein guter Gedanke…
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Oder ihre Zeit muss gekommen sein oder sich im Vergehen andeuten um sie „nie mehr“ auszusprechen. Für Letzteres benötigt man, um daran nicht zu verzweifeln- eine besondere „Kunst und Kraft“. In den Unzeitgemässen Betrachtung „Vom Nutzen und Nachtheil der Historie fur das Leben„ nennt Nietzsche es die Kunst und Kraft vergessen zu können und sich in einen begrenzten Horizont einzuschließen. Das Denken hat an dem „von Zeit zu Zeit“ zu denken selbst seine Grenze: „so denken wir heute über das Denken: morgen vielleicht anders.“
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Ja, der historische Kontext ist stets zu berücksichtigen.
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