
Das Geheinmis liegt hier nicht nur hinter den Fenstern als vielmehr darin, welches Fenster ein wahrhaftiges Fenster ist und welches nur eine Spiegelung. Man muss sich schon ganz schön in die Situation hineinfuchsen, um ein in sich stimmiges inneres Bild von den äußeren Bildern zu gewinnen. Oft bin ich selbst vor der Situation mir nachträglich klarzumachen, was ich denn beim Fotografieren realiter vor mir hatte. In einigen – allerdings seltenen Fällen – bin ich später sogar zum Original zurückgegangen, um meine Vorstellung zu überprüfen.
Diese Erfahrung wirft ein bezeichnendes Licht auf die Selektivität und die damit verbundene Einschränkung der Wahrnehmung. Denn während des Fotografierens sind einem häufig noch nicht alle Aspekte präsent, die bei der späteren Betrachtung des Fotos interessant werden.
Deshalb lösche ich nie Originale.
In einigen Fällen kann ich nachträglich Grössenverhältnisse nachliefern.
Ebenso wichtig ist, die Fotos möglichst am gleichen Tag zu sichten, um evtl zurückkehren zu können.
Das Foto selbst hier ist famos, ich kann es auf dem phone zumindest nicht enträtseln !!
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Diese Regeln befolge ich inzwischen nach leidvoller Erfahrung auch. Dennoch gibt es immer wieder neue Aspekte.
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Was meinst Du damit?
Unerwähnt war von mir, daß ich etwas auf einem Foto ausserhalb seines Zentrums entdecke, das ich bei Serienaufnahmen um dieses Foto rum, hoffe zufällig deutlicher zu sehen.
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Mit neuen Aspekten meine ich, dass man später etwas entdeckt, das einem beim Fotografieren noch nicht aufgefallen war und daher nicht ausreichend dokumentiert ist. Zum Beispiel die drei dunklen Linien, die quer durchs Bild laufen.
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Das könnten Strassenbahnoberleitungen sein?!
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Ja, sind es. Hatte ich aber nicht mehr in Erinnerung, weil ich nur auf die Fenster achtete.
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Wie gestern, mit meinen Söhnen im Museum, machen sie vor fünf leicht geneigten, hintereinandergestapelten und von Holzklötzen auf Distanz gehaltenen Glasplatten in der Spiegelung die uns damit verzerrte eine Foto von uns drei.
Während ich so bei mir dachte: Oh, die Handwerker sind gestern nicht fertig geworden, hatte mein Sohn die Objektbeschreibung entdeckt und flüsterte „Das ist ja ein Richter“ …https://www.museum-ludwig.de/de/ausstellungen/rueckblick/2013/gerhard-richter.html
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Als ich den Scheibenstapel vor Jahren im Museum Ludwig gleich als eines der ersten Kunstwerke sah, hatte ich ähnliche Gedanken. Inzwischen weiß ich, dass es solche Scheibenstapel in verschiedenen Museen mit unterschiedliche Scheibenzahl gibt. Wenn ein Richter so etwas hinstellen lässt ist es halt Kunst.
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Ich mag Richter eigentlich sehr, aber habe eine Ausstellung in Köln oder Düsseldorf in Erinnerung , sicher vor 2013, in denen große Portraits hingen. Eine Portraitreihe hing sehr hoch an einer Längswand, das verstand ich nicht.
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Ich mag ihn auch, aber der Sinn der schräg abgestellten Fenster, wie ich sie während der Bauphase fast identisch bei uns zu Hause an der Wand lehnend hatte, ist eher eine Alltäglichkeit. Aber vielleicht ist sie so alltäglich, dass sie zwangsläufig zur Kunst wird… 😉
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Manchmal bräuchte man einen Führer…
ich erinere mich an ein kürzlich gelesenes Fragment über eine Ausstellung 1915 in NY, wo jemand ein sogennantes Readymade (ein Urinal) ausstellte. Es soll aber noch nicht Duchamps gewesen sein.
Der Punkt ist, dass eine im Grunde ein und diesselbe Idee durch die Zeitläufte eine andere Aussage (mitbekommt).
Heutzutage wird schon die Idee zur Kunst – man muss sie garnicht mehr selbst umsetzen oder sie vielleicht sogar nicht umsetzen. Die Idee beinhaltet ja schon alles.
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Ich weiß, was du meinst. Ich habe mal vor vielen Jahren eine exzellente Führung durch eine Beuys-Ausstellung erlebt. Da ging ich als Saulus rein und kam als Paulus heraus.
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Zum Urinal:
Indem die Ausstellung Besucher (durch ein Urinal) in Bewohner verwandelt, spiegelt sie die Vorteilgründe, in der die Museumswelt sich an die eigene Lebenswelt angleicht und so alles zu einer Ausstellung ohne Ausgang wird: Auch dort, wo du lebst, ist bereist „alles“ zum Museum/Komfort geworden.(Es gibt Menschen die leben ohne Urinal ! ) Das „gemeinsame Haus des Luxus“ ist in Millionen von Mikroinstallationen relativ entlasteten Lebens in „Milieus“ oder Zonen ähnlicher Ausstattung verzweigt. (Sloterdijk)
Ilya Kabakovs Toilette auf der Dokumenta 1992 war dafür der Ausgangspunkt: Eine komplette „Wohnung“ in einer Toilette des damaligen Moskaus, in dem er mit seiner Mutter leben musste, wollte sie als Reinigungskraft überleben. Da das eine massenhafte Erscheinung im damaligen Russland war, galt eben diese Toilette als Spiegelung der realen „Lebenswelt“. So wie Boys die Honigpumpe als Spiegel für die „Verwöhn-Gesellschaft“ nutzte.
So erklärt die Kunst der Gesellschaft ihre Gesellschaft.
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🙂
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Danke. Da mein Sohn Richter-Fan ist , bin ich da grob „auf dem Laufenden“ und „erkenne“ ihn auch immer öfter.
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Dann war er bestimmt schon in Münster, wo ein Foucaultsches Pendel die Erddrehung anzeigt, und durch dunkle Spiegel „reflektiert“ wird.
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Richter erkennt man meist…
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Ich war ja auch wegen des „geteilten Picasso“ im Museum Ludwig. Den erkenne ich ja im Dunklen, weil er seit 50 Jahren mein „künstlerischer Nachbar“ ist. Den Richter verwechsele ich immer mit meiner achtjährigen Enkeltochter.
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Richter ist weltweit die Nummer 1 der Künstler – las ich vor kurzem. Vielleicht wird aus deiner Enkelin ja nochmal eine große Künstlerin 😉
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Deine Spiegelbilder sind immer sehr faszinierend!
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Vielen Dank, Claudia!
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