Heute ist auf der Nordhalbkugel der Erde Frühlingsanfang, jedenfalls im astronomischen Sinn. Das ist der Zeitpunkt, wenn Tag und Nacht gleich lang sind (Tag- und – Nachtgleiche). Ab jetzt werden die Tage länger als die Nächte. Der astronomische Frühlingsanfang fällt nicht unbedingt mit dem zusammen, was wir uns vom Wetter her darunter vorstellen. Es kann immer noch Frost geben und auch Schneefälle sind nicht auszuschließen. Das Wetter lässt sich eben nicht so genau voraussagen wie die Stellung der Erde zur Sonne. Daher lasse ich lieber den Dichter sprechen:
Die Wahrheit ist, daß der Frühling die revolutionäre Jahreszeit schlechthin ist; die Vögel singen, die Blumen blühen, aber unter dem stürmischsten Himmel des Jahres. Bei der ersten Wärme glauben wir bereits, der Sommer sei da, obwohl er noch in unendlicher Ferne ist und der Norden nicht aufgehört hat, Hagel und Schnee zu mahlen. Beim ersten Sonnenstrahl wähnen wir, den Winter wie ein Hemd abzulegen und sodann in der Festtagswäsche dazustehen. Das kommt daher, weil wir uns an dem, was ist, im allgemeinen nicht zu erfreuen verstehen und unser Glück immer an Zukunftshoffnungen knüpfen.*
* Jean Giono. Die Terrassen der Insel Elba.
Heute sah ich die japanische Kirschblüte in voller Pracht.
So früh schon, so schnell, fast zu schnell. Zu hurtig werden die Wünsche erfüllt. Und dann?
Was bleibt, wenn alles nahezu sofort erfüllt wird?
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…nicht so viel wie wenn man für die Erfüllung Einsatz zeigen muss und sei es nur, dass man die Geduld des Wartens aufzubringen hat.
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Der Frühling, das ist das Zeigen der Hoffnung: warum nicht, gut so! Liebe Grüße
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Ohne Hoffnung wären wir verloren…
Liebe Grüße, Joachim.
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Gionos Gedanken zum „carpe diem“ an diesem Frühlingsmorgen mit dem eisigen Ostwind zu lesen berührt mich seltsam. Als sei es in diesem Jahr besonders wenig ratsam, das Zukünftige ungeduldig vorwegzunehmen, sondern eher, sich bezüglich der Zukunft warm anzuziehen. Dein Foto hilft, sich am Jetzt zu erfreuen.
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So sehe ich das auch.
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Recht hat er: warum sind wir so ungeduldig, das Morgen zu erreichen? es ist vorbei, sowie wir es berühren. Und schon steht ein neues Morgen in den Angeln – es sei denn, Brecht behält recht: „Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren: Es kommt kein Morgen mehr.“ („Gegen Verführung“, 1925)
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Vermutlich glaubt der Mensch, dass die Probleme morgen vorbei seien. Es ist das ewige Aufschieben bis schließlich Brecht Recht erhält.
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