
Die beiden Steine sinken mit dem auf- und ablaufendem Wasser am Strand immer etwas tiefer in den Sand. Das geht langsam, die Natur hat Zeit. Infolge des immer wieder anströmenden Wassers wird der Stein unterspült und findet sich schließlich in einer kleinen Vertiefung wieder. Dieser Vertiefung strebt das im Sand gespeicherte Wasser zu. Aber es tut dies mit System. Nicht jede Wasserportion wählt ihren eigenen Weg, sondern den bereits von anderen gebahnten, wodurch ein kleines Rinnsal entsteht. Und dieses Rinnsal fließt in ein größeres und das größere Rinnsal in ein noch größeres. Warum so umständlich? Nur um dem Menschen einen naturschönen Anblick zu bieten? Das Wasser strebt auch hier wieder der tiefsten Stelle zu, weil dadurch Energie an die Umgebung abgegeben werden kann. Die bereits vorhandenen Rinnsale sind lokal gesehen die tiefsten Stellen.
Interessanterweise wird die Energie nicht irgendwie, sondern auf – ich möchte sagen – „ökonomische“ Weise abgegeben, indem pro Zeiteinheit so wenig Energie wie möglich an die Umgebung übergeht.
Das Ergebnis sind Strukturen, die in den meisten Fällen von den Menschen als geordnet oder ästhetisch ansprechend empfunden werden.
Eine physikalische Vertiefung dieser Überlegungen findet man hier.
Dies sieht einfach wunderschön aus. Das kann kein Zufall sein und nicht nur physikalisch zu erklären, meine ich.
Es sind ja „Urformen der Kunst“ und überall in der Natur wiederzufinden.
Warum aus diesem einfachen Gesetz der Schwerkraft so Schönes entsteht, erschließt sich mir vorläufig noch nicht.
Neu ist, dass die Physik sich seit einigen Jahrzehnten dieser „fraktalen Geometrie der Natur“ annimmt.
Ist das wirklich neu? Oder war das schon immer so?
Dieser Bereich der sogenannten nichtlinearen Physik hat sich erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts entwickelt, vor allem weil die Rechnungen auf den Computer angewiesen sind, den es vorher nicht gab.
Ich habe diesen Beitrag einmal bei mir sichtbar gemacht.
Das freut mich.
Danke, das freut mch auch.
🙂
Steine mit Geweih 🙂
Energie muss also abgeschüttelt werden wie ein lästiger Juckreiz. Auch da gilt: Moderates Kratzen ist besser 🙂
So könnte man es sehen…
Die Mini-Flusslandschaft als Zeichen für die Gestaltungskraft der Natur.
Solche fraktalen Gebilde gehören für mich zum Allerschönsten. An den Darstellungen der Mandelbrotmenge, aber auch diesem Romanesco-Blumenkohl kann ich mich gar nicht sattsehen.
Geht mir ähnlich. Diese Strukturen lassen sich durch ganz einfache Algorithmen reproduzieren. Die Mandelbrotmengen und Co. gehören zu jenen physikalischen Objekten, die auch mal außerhalb der Physik Anklang gefunden haben.
Meiner Erinnerung nach gibt es auch eine neuzeitliche Musikgruppe des Namens, die in Echtzeit Musik programmiert, direkt auf der Bühne.
Das ist ja interessant!
Ich habe 2 Alben von ihnen:
https://www.the-mandelbrots.de/
Danke für den Hinweis. Ich habe übrigens Benoit Mandelbrot noch persönlich kennengelernt und mich anlässlich einer Tagung eine halbe Nacht mit ihm angeregt unterhalten. Aber das ist lange her.
Du bist schon ein Glückspilz!
Vermutlich war ich nur ein interessierter Zuhörer beim informellen Teil der Tagung. Die anderen waren froh, dass ich diesen Part übernommen hatte.
So gesehen…
Wunderschön! Ich dachte zunächst, die Rinnsale wären Abdrücke von Pflanzen …
Vielen Dank! Solche Dendriten sind ja auch nach dem pflanzlichen Vorbild so benannt.
Es ist schön, deinen Erklärungen zu diesen kleinen Kunstwerken zu folgen. Mich erinnern diese Formen auch an Algen.
Vielen Dank für deine Einschätzung!