Die Sonne ist kaum aufgegangen und schickt ihr gelbliches Licht flach über die Hänge der Sanddünen. Dabei hebt sie eine feine Miniskulptur aus dem Sand hervor, die ich ansonsten wohl kaum wahrgenommen hätte. Diese kleine langgezogene Sandzunge erzählt mir dann eine kleine Geschichte, die ganz oben an der feinen Spitze beginnt.
Man sieht dort das Ende der Spur eines Käfers, die direkt in die Zunge übergeht. An der Stelle löst das Tierchen diese seiner Größe entsprechende kleine Sandlawine aus. Sie gelangt aufgrund der konkaven Wölbung des Abhangs schnell in den unterkritischen Bereich der Neigung und kommt zum Stillstand: Der Sand, der im oberen Teil der Lawine im Bewegung kam, und eine entsprechende Vertiefung hinterließ, finden sich hier als volumenmäßig gleich große Erhöhung wieder: Konkaves wird konvex.
Die Geschichte geht aber noch ein wenig weiter. Den Spuren auf der Sandzunge zufolge hat sich das Tierchen schnell aus der unfreiwilligen Fahrt mit dem Sand-Paternoster befreit, findet schnell wieder Tritt und hat nichts besseres zu tun, als die nunmehr zum Stillstand gekommene Sandzunge zu überqueren. Es sieht so aus, als hätte der Käfer völlig ungerührt seinen ursprünglich eingeschlagenen Weg ein wenig parallel verschoben fortgesetzt.
So eine schöne GuteNachtGeschichte! Und morgen wieder raus 🙂.
Danke! …jedenfalls eine Geschichte mit gutem Ausgang 🙂
Das ist ja eine ganz besondere Geschicht vom Käfer mit dieser Lawine und dann zu einem wunderschönen Sandkunstwerk geworden!
Eine Geschichte, die sich selbst in den Sand geschrieben hat.
Ein Käfer löste sie aus. Er weiß nur nicht, wie schön das Kunstwerk ist, das dadurch entstanden ist.
Er ist ja offenbar ein Stück auf dem abgehenden Sand mitgerutscht. Vielleicht war dieses Erlebnis für ihn eindrücklicher als ästhetische Betrachtungen… 😉
Ja, aus der Sicht des Käfers.
Aus höherer Sicht aber ist da dies Kunstwerk, und da fragt man sich, ob der Käfer nicht vielleicht in einem größeren Wirkungszusammenhange unbewußt etwas tut oder auslöst, was zu diesem größeren, höheren Ganzen gehört.
Bestimmt. Wenn ich allerdings nicht zufällig vorbeigekommen wäre, hätte es keiner gesehen. Denn kurz danach kam ein Sandsturm auf, der alles wieder auf Null zurücksetzte…
So war es auch „Fügung“, daß Sie genau im richtigen Moment da waren.Also kurz vor der Zerstörung des Kunstwerkes der Natur: durch die Natur. Stillstand gibt es da nicht, nur dauernde Bewegung.
Ja, so ist es. Was wir Menschen schön finden, ist für das Wirken in der Natur weitgehend irrelevant.
Und doch folgt die Natur den Gesetzen der Schönheit. Diese ist nur nicht beständig sondern flüchtig. Was wir Menschen „schön“ finden, ist natürlich nicht der Maßstab.Doch in der Regel finden wir das besonders schön, was diesen natürlichen Schönheitsgesetzen entspricht.
🙂
Naja, zu viel darf ich da auch nicht hineinlegen.🐞
Das stimmt! Es ist halt eine Geschichte…
Ein Moment in der Ewigkeit.
🙂
Sehr ästhetische Form ist bei diesem Käferspaziergang entstanden. Wundert mich bei manchen Wesen – Ameisen, Käfer, Kellerasseln- wie sie trotz Hindernissen ihren Weg fortsetzen, als hätte es keine Störung gegeben.
Irgendwie hat man den Eindruck, dass darin eine ganze Portion „Lebensweisheit“ steckt, von der wir Menschen noch lernen könnten.
Fabelhafte Beobachtung! Aus konkav wird konvex – hier wird’s zum Erreichnis!
Vielen Dank! Zu Erreichen war die „Geschichte“ nur schwer. Jede Erschütterung durch Annäherung löste Lawinen mit Verschüttungen aus. Ich musste aus gehörigem Abstand fotografieren.
Das du konntest!
🙂
Gestern um 21:20 sah ich eine Katze auf dem Dachfirst eines Hauses klettern. Sie wollte dann die Ziegel runterklettern, geriet aber ins Rutschen und auch der letzte Versuch , sich ans Ende einer Regenrinne zu klammern schlug fehl. So stürzte sie jäh in die Tiefe, das alte Haus war sehr hoch, vielleicht 15 m bis zu den Ziegeln.
Landete auf dem Pflaster unversehrt und setzte seinen Streifzug fort.
Wir können jedenfalls „nicht wie die Katzen fallen“.
Wegen der Flächen-Volumen-Relation ist die Katze von der Masse her fast an der Grenze derer, die einen solchen Sturz durch ausgeklügelte Technik unversehrt überstehen. Danach helfen nur noch technische Hilfsmittel…