
Zu Beginn der Neuzeit mutierte das Gemälde zum Fenster. Emile Zola sollte später einmal über diesen Wandel sagen: Jedes Kunstwerk ist wie ein Fenster, das auf die Schöpfung hinaus geöffnet ist.
Wenn ich so durch die Straßen einer Stadt flaniere, wird für mich umgekehrt so manches Fenster zum Kunstwerk. So auch die in diesem Foto festgehaltenen Fenster. In einem kräftigen Gelbton variieren sie ein abstraktes Gemälde. Jedenfalls kann man es so sehen.
In Wirklichkeit liegt folgende Situation vor: Es ist Abend, das helle Gebäude reflektiert diffus das blaue Himmellicht. Die Fenster können mehr, sie reflektieren spiegelnd das vom oberen Stockwerk eines gegenüber liegenden Gebäudes diffus reflektierte Licht eines farbenprächtigen Sonnenuntergangs.
Die abstrakte Strukturierung des realen Geschehens verdankt sich der Doppelverglasung der Fenster. Infolge des Unterschieds zwischen dem Luftdruck innerhalb des von den beiden Scheiben gebildeten Hohlraums und dem der Außenwelt mutieren sie zu leicht konkaven und konvexen Spiegeln. Daher erscheinen die abgebildeten Gegenstände nicht nur von jedem der Scheiben auf eigene Weise deformiert, sondern bringen diese deformierten Abbilder auch noch zur Überlagerung mit dem Ergebnis des im Foto festgehaltenen Gemäldes.
Man kann auch Gesichter sehen.
Das ganz rechte Fenster zeigt mir ein Gesicht, das sich stolz zeigt über diese Effekte.
In der Fotografie gibt es manchmal Effekte, die man sich nicht erklären kann. Noch viel weniger konnte man sich vor Jahrhunderten etwa den Heiligenschein erklären, wenn man frühs über eine benetzte Wiese schaut.
Es muss eine Sammlung solcher Effekte geben, die in grauer Vorzeit zu kritischen oder mystischen Zeichen mutierten.
Das Gesicht erinnert sogar ein wenig an deine jüngst gezeigten Kreationen. Ich erkenne auch noch im Fenster davor ein Gesicht.
Hier zeigt sich wieder der menschliche (wohl nicht nur menschliche) Drang in scheinbar bedeutungslosen Ansichten Strukturen zu erkennen. Eigentlich sind da sogar echte Abbildungen des beleuchteten Gebäudes, nur wurden sie durch die deformierenden Fenster so verändert, dass es uns leichter fällt, Strukturen zu sehen, die absolut nichts zu tun haben mir dem tatsächlich abgebildeten Original.
Das ist ja ungewöhnlich schön! Ein Sonnenuntergang wird hier also gespiegelt! Unglaublich!🌞
Danke! Mich beeindruckte vor allem die die Farbintensität, mit der ein leuchtendes Zeichen in den allmählich herabsinkenden Abend gesetzt wurde. Das veranlasste mit die Kamera aus dem Rucksack hervorzukramen, um davon noch einen Schimmer festzuhalten…
Ja, solche „Lichtblicke“ überraschen“ uns immer wieder neu. Wie gut, wenn wir dann eine Kamera dabeihaben, um diesen besonderen Moment einfangen zu können. Natürlich gehört dazu auch ein “ Blick“, um das zu sehen.👁️
Ja, es lohnt sich sehenden Auges durch den Alltag zu gehen…
👁️💚
Klasse! Mit Photoshop müsste man für solchen Effekt lange arbeiten – die Natur macht’s mit einer stillen Drehung der Erde (unter Assistenz des Glasers). Prächtig.
Das ist wieder einmal schön ausgedrückt. Da die Sonne sich relativ schnell bewegt (etwa in 2 Minuten um ihren eigenen Durchmesser), war das Foto ein kleiner Wettlauf mit der Zeit.