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Monatsrätsel, Physik im Alltag und Naturphänomene

Rätselfoto des Monats August 2022

Wie entstehen diese Strukturen?


Erklärung des Rätselfotos des Monats Juli 2022

Frage: Was hält die Tropfen fest?

Antwort: Damit ein Tropfen an einem Blatt haftet, muss er mit diesem eine gemeinsame Grenzfläche ausbilden, womit eine Abweichung von der Kugelgestalt einhergehen würde. Auf dem vorliegenden Foto lässt sich jedoch eine solche Abweichung kaum entdecken.
Dieser scheinbare Widerspruch wird dadurch gelöst, dass die Tropfen keinen direkten Kontakt mit einer flächenhaften Blattoberfläche haben, sondern mit kleinen Härchen, die bei manchen Pflanzen vor allem auf der Unterseite der Blätter vorhanden sind. Diese Härchen sind hydrophil, ziehen Wassertropfen an und werden von diesen umschlossen, ohne dass sie dadurch merklich deformiert würden und daher der Kugelgestalt ziemlich nahe kommen.
Man mag darüber staunen, dass der Tropfen durch eine derart kleine gemeinsame Fläche gehalten wird. Das Erstaunen hängt einmal mehr damit zusammen, dass unsere Anschauung im Bereich mittlerer Dimensionen geprägt wurde. Bei so kleinen Tropfen, mit denen wir es hier zu tun haben, ist die die Schwerkraft bestimmende Masse sehr klein im Vergleich zur Oberfläche, durch die die Adhäsionskraft bestimmt wird (Flächen-Volumenrelation). Das nehmen wir offenbar als Missverhältnis wahr.

Diskussionen

22 Gedanken zu “Rätselfoto des Monats August 2022

  1. Die Schwerkraft wanderte also flugs unter die Adhäsionskraft. So hatte sie sich das nicht vorgestellt 😉

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    Verfasst von kopfundgestalt | 1. August 2022, 00:13
  2. Deine Juli-Frage war also auch eine psychologische. Bei mir war die Prägung im Bereich mittlerer Dimensionen jedenfalls mächtiger als das Wissen von Adhäsion 🙂.

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    Verfasst von Ule Rolff | 1. August 2022, 09:05
    • Ja, insofern als man sich mit unserer an alltägliche Dimensionen orientierte Anschauung schwer vorstellen kann, dass eine vergleichsweise schwer erscheinende Wasserkugel an einen winzigen Härchen zu hängen vermag. Rein physikalisch ist es kein Problem, wie es auch kein Problem ist, dass Fliegen überkopf an der Decke laufen können.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 1. August 2022, 09:25
  3. Die Erklärung des vorherigen Rätsels, Bildung hängender Wassertropfen ist ja sehr interessant, Joachim und das Bild zum neuen Rätsel ist auch wieder so schön! Ist diese wunderschöne Oberflächenstruktur durch sanfte Bewegung des Wassers mit einem Ölfilm auf der Oberfläche oder ähnliches entstanden? 🙄
    Bin schon gespannt auf die Lösung des Rätsels und wünsche dir einen guten Start in die Woche 🍀🌻

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    Verfasst von hanneweb | 1. August 2022, 09:43
    • Danke, liebe Hanne! Die sanfte Bewegung des Wassers ist schon wichtig. Heftigere Wellen würden die blanke Oberfläche zerstören. Öl ist dabei allerdings nicht im Spiel, obwohl dort, wo man besonders farbenprächtige Strukturen beobachten kann, auch schon mal Ölschichten zu sehen sind.
      Auch dir eine schöne Woche und liebe Grüße, Joachim.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 1. August 2022, 11:02
  4. Danke für die Auflösung. Doch zu den neuen Fotos fällt mir noch gar nichts ein.

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    Verfasst von Gisela Benseler | 1. August 2022, 13:58
  5. Eine wellige Wasserfläche, wo jeder Bereich ein anderes Spiegelbild abbildet ?

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    Verfasst von Claudia Hinz | 1. August 2022, 16:45
  6. Das 2. Foto ist mir bekannt. Das 1. kommt mir unbekannt vor.

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    Verfasst von Gisela Benseler | 1. August 2022, 19:10
  7. Danke, Joachim, ich habe deine interessanten Erklärung gerne gelesen. Ich denke, wenn der Mensch die Häarchen erkennen würde, dann würde es nicht zur Wahrnehmung des Missverhältnisses kommen. Da die Häarchen aber so gut wie unsichtbar sind, sieht es auch, als ob die Situation aus dem Gleichgewicht gebracht ist. 🙂
    Komme gut durch den Freitag, liebe Grüße von Susanne

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    Verfasst von Susanne Haun | 5. August 2022, 06:08
    • Die Wahrnehmung ist in der Tat ein sehr komplexes Phänomen. Sie hängt von vielen Vorerfahrungen und darauf beruhenden Einschätzungen ab. Eine Wasserkugel, die scheinbar durch nichts gehalten wird, erscheint uns äußerst ungewöhnlich. Vielen Dank! auch dir eine schönen Tag und liebe Grüße, Joachim.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 5. August 2022, 08:44
      • Wenn ich diese Situation male oder zeichne, Joachim, sagen alle Betrachterinnen und Betrachter es wäre surreal. Niemand glaubt, dass diese Situation auf Realität beruht.
        LG Susanne

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        Verfasst von Susanne Haun | 10. August 2022, 19:23
      • Das kann ich mir gut vorstellen. Aus diesem Foto sind die gespiegelten Originale nicht mehr auf einfache Weise rekonstruierbar. Ich habe mal eine Serie gemacht mit einer zunächst sanften Wellenbewegung, bei der ein Gegenstand nur leicht deformiert gespiegelt wurde, dann etwas stärker, so dass es schon schwierig war, das Original zu erkennen und dann so chaotisch wie in diesem Beispiel. Da macht unser Gehirn nicht mehr mit. Beim Zeichnen macht man offenbar sofort die unterstellte Willkür der Zeichnerin verantwortlich für das Surreale. Dem Fotoapparat gesteht man Objektivität zu und akzeptiert, dass es real ist, wenngleich man das dahinterstehende Reale nicht erkennt.
        Ja, das ist ein interessanter Unterschied den du da feststellst. Der Maschine traut man mehr zu als dem Mensche…
        Liebe Grüße, Joachim.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 10. August 2022, 21:48
      • Ja, Joachim, das ist schon wunderlich, dass der Maschine Fotoapparat mehr Objektivität zugetraut wird als dem Menschen.
        Ich glaube, dass vielen Menschen die Beobachtungsgabe fehlt. Sie schauen sich die Vorgänge, die du beschreibst an, sie sehen sie aber nicht. Jeder hat eine Vorstellung von den Dingen. Und wenn ich im Workshop sage, malt die Sonnenblume auf dem Tisch, dann schauen die meisten nicht hin sondern malen eine Sonneblume nach ihrem inneren Bild.
        So lernen die Workshop Teilnehmerinnen bei mir als aller erstes das Sehen 🙂
        Ein schönes Wochenende wünscht dir Susanne

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        Verfasst von Susanne Haun | 13. August 2022, 06:59
      • Liebe Susanne, du sprichst genau das an, was ich auch schon seit langem beobachtet habe. Viele Menschen machen sich nicht mehr die Mühe, genau hinzusehen oder hinzuhören. Dazu fällt mir eine schöne Passage von Luigi Pirandello ein:
        „Entschuldige! Wieso siehst du das nicht? Bist du denn blind?“
        Und er will und will es nicht sehen, denn er sieht etwas ganz anderes, während Sie glauben, er müsse das sehen, was Sie sehen, und so, wie Sie es sehen. Er aber sieht es, wie er es sieht, für ihn sind Sie der Blinde.“
        Als Jugendlicher habe ich mal einen Kurs für Zeichnen mitgemacht. Dort bestand eine Übung darin, einen vertrauten Gegenstand abzuzeichnen und zwar einmal normal und einmal auf dem Kopf stehend. Ich war damals fasziniert, dass die Kopfsteh-Zeichnung den Gegenstand wesentlich besser wiedergab. Die Abziehbilder im Kopf fehlten.
        Auch dir dien schönes Wochenende und liebe Grüße, Joachim.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 13. August 2022, 09:28
      • Ja, Joachim, die Kopfsteh-Zeichnung Technik wende ich oft mit meinen Schülerinnen und Schüler an. Sie ist von Betty Edwards, sie hat sie im Buch „Garantiert zeichnen lernen: das Geheimnis der rechten Hirn-Hemisphäre und die Befreiung unserer schöpferischen Gestaltungskräfte“ bekannt gemacht. Es ist erstaunlich, welche Ergebnisse man damit erreicht. Ich denke, der Streß des genauen Hinschauen des Gegenstands fällt weg.
        Ich hätte übrigens früher nie für möglich gehalten, dass das Sehen subjektiv ist.
        Einen schönen Donnerstag von Susanne

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        Verfasst von Susanne Haun | 18. August 2022, 08:29
      • Vielen Dank für deine Hintergrundinformation. Es kommt also beim kreativen Zeichnen darauf an, die „vorgeformten“ Bilder im Kopf zu überlisten. Ganz lassen die sich wohl kaum ausschalten und sollten es vielleicht auch gar nicht. Denn die KünstlerInnen legen je auch ihre eigenen Ideen und Aussagen in die Zeichnungen/Gemälde. Auch dir noch einen schönen Tag, Joachim.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 18. August 2022, 10:42
      • Lieber Joachim, ja, diese „vorgeformten Bilder“ sind schwer zu überlisten, dienen jedoch der Betrachterin bzw. dem Betrachter als vertrautes Element, als Identifikation, von der aus sie in die Fantasie der Künstlerin eintauchen können.
        Einen schönen Sonntag von Susanne

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        Verfasst von Susanne Haun | 21. August 2022, 07:24
      • Liebe Susanne, das hast du schön formuliert. Vor dem Hintergrund dieser vorgeformten Bilder wird die kreative Abweichung überhaupt erst so richtig wahrnehmbar. Auch dir einen schönen Sonntag, Joachim.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 21. August 2022, 08:18

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