
Als wir früher das lustige Lied: „Ein Storch spazierte einst am Teiche…” sangen, glaubte keiner daran, dass so etwas in der Realität passieren könnte. Kürzlich stieß ich jedoch auf eine Publikation* die mir zeigte, dass die Storch-Blindschleichen-Geschichte doch nicht so ganz abwegig ist. Denn es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein Wasserkäfer (Regimbartia attenuata), der von einem Frosch verschluckt wird, dabei meist nicht zu Schaden kommt. Wie die sagenhafte Blindschleiche in unserem alten Lied krabbelt er am andern Ende wieder heraus.
Damit diese unglaubliche Geschichte möglich wird, kommen mehrere Dinge passend zusammen. Der Frosch zerkaut seine Beute nicht, sondern schluckt sie heil herunter. Im Magen gelandet macht der Wasserkäfer sich sofort daran, dem Ausgang zuzustreben. Ihm kommt dabei zugute, dass ihm die Verdauungssäfte nichts anhaben können und er den Sauerstoffmangel mindestens über 6 Stunden übersteht. Denn solange braucht er, um die verschlungenen Pfade zum After-Ausgang zu finden. Es scheint so, als würde sich der Käfer dabei aktiv seiner Beine bedienen.
Vermutlich kommt dem Käfer zugute, dass es auf dem Weg zur Hintertür keine ernst zu nehmenden Abzweigungen gibt, sodass er allein mit der Devise „Immer der Sonn‘ entgegen“ den rettenden Ausgang findet. Oder aber er hat so etwas wie einen Ariadnefaden 😉
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Quelle
* Shinji Sugiura. Active escape of prey from predator vent via the digestive tract. Current Biology 30, R841–R870, August 3, 2020
Was es nicht alles geben kann.
Ich sah Videos von Schlangen, die zu große Beute verschlangen und sie wieder austreiben mussten – natürlich dann mit toter Beute.
Offenbar ist nicht alles sauber abgestimmt.
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Dass nicht nach Plan läuft, macht das Ganze irgendwie sympatisch, menschlich, allzumenchlich 😉
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Na, das wirkt ja skurril. Was es nicht alles gibt!
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Was man für den Ausdruck an blühender Fantasie gehalten hat, wird von der Realität auf ziemlich nüchterne Weise eingeholt…
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Wahrscheinlich heißt der Käfer Jonas 😉. Die roten Linien im Bild (Zweige? Algen?) finde ich ideal in dem restlichen Grün.
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Daran hatte ich auch schon gedacht, nur dass Jona wieder zur vorderen Tür herauskam. Die roten Triebe werden von Schwertlilien über das Wasser ausgesendet und wurzeln – wenn man sie lässt – an anderen Uferstellen. Sie sorgen also für die ungeschlechtliche Vermehrung der Pflanze.
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Wunderbar, eine tolle Geschichte, Liebe Grüße
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Dank dir! Bisher habe ich nicht geglaubt, dass es so etwas gibt. Dir auch liebe Grüße!
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…was es alles gibt…
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…die Natur überrascht immer wieder durch Phänomene, die man kaum für realistisch halten würde.
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Bei Dir lernt man immer was Neues! Hätte es auch nicht für möglich gehalten …
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Danke Claudia. Ich kannte das bislang auch in einem skurrilen Gedicht.
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Oh je, da hat frau doch sofort einen Ohrwurm mit dem Lied. 🎶🎶🎶 Mein jüngerer Bruder lernte es vor ca.35 Jahren in der Schule und mir ist es bis heute im Ohr, wenn ich hier die Störche sehe… 🎶🎶🎶
Aber, dass es wahr sein könnte, erstaunt doch. Naja, der Blindschleiche habe ich es als Kind gegönnt, aber der Storch sollte dennoch satt werden. Das passte irgendwie nicht.
Liebe Grüße,
Syntaxia
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Ich hatte das Lied früher als 10jähriger bei den Pfadfindern gelernt und es verfolgt mich seitdem immer mal wieder, was sich darin zeigt, dass ich die Verse heute noch auswendig weiß. (Lieber würde ich wichtigere Dinge besser behalten). Dass mich diese Geschichte nun noch durch den Fund der wissenschaftlichen Untersuchung auf fast märchenhafte Weise einholt, ist schon merkwürdig.
Liebe Grüße, Joachim.
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Wie war das? Seltsam, aber so steht es geschrieben…
Man fragt sich, ob der arme Frosch je satt wird. Und vergleicht das mit Maiskörnern in der menschlichen Verdauung. Die freilich hinterher nicht einfach davonkrabbeln. Sollen.
Und man kommt ins Überlegen, wie das wohl damals mit dem großen Labyrinth auf Kreta war.
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Ja, mir kommt es auch so vor als habe der Käfer so etwas wie einen Ariadnefaden, der ihn durchs Labyrinth führt. Wenn man sich eine Zeichnung des Verdauungstrakts des Frosches anschaut, scheint der Weg nicht gerade einfach zu sein…
Zum Glück hat der Frosch noch einige andere Tierchen auf dem Speiseplan, denen die Flucht nicht gelingt. 🙂
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Ich lese deinen Blog und sofort fängt das Kopfkino an zu laufen. Ich sehe überall im Frosch-Darm grüne EXIT-Schilder aufblinken. 😂
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Das ist schön gesagt und erinnert ein wenig an die Labyrinthe, die es in meiner Kindheit auf dem Jahrmarkt gab. Ich denke, wenn man erst mal im Darm ist, ist die Suche gelaufen. Da gibt es dann nur noch einen Ausweg… 😉
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