
Um die Schönheit solcher Tropfen genießen zu können, muss man sich auf das Niveau der Grashalme herablassen. Weil die Kamera oder das Auge den Tropfen in den Fokus nimmt, verschwimmt die Welt dahinter in einem Einerlei von Grüntönen. Aber die Strukturen gehen einem nicht ganz verloren, weil der Tropfen zumindest einen Teil des aus dieser Hinterwelt kommenden Lichts wie eine Lupe fokussiert und auf diese Weise die schon dem Blick verloren geglaubten Gräser mit einiger Schärfe wieder rekonstruiert. Das Ergebnis eines solchen Wechsels zwischen scharf und unscharf ist vermutlich ein weiteres ästhetisches Detail, das vielleicht unbewusst zur Schönheit des Gesamteindrucks beiträgt.
Es gibt aber auch noch kleinere Tropfen, die selbst in dieser Vergrößerung nicht mehr in allen Details zu erkennen sind. Sie kommen aber dem Ideal einer Kugel näher als die größeren.
Wieso sind kugelförmige Tropfen ein Ideal? Eine Antwort auf die Frage sind physikalische Prinzipien, denen sich auch die winzigen und daher kaum bemerkten Tropfen nicht entziehen können.
Die Wassertropfen stehen gewissermaßen unter dem Zwang die Kugelgestalt anzunehmen, weil das Volumen einer Portion Materie in Form einer Kugel von der kleinstmöglichen Oberfläche begrenzt wird. Damit wäre aber auch die zur Oberfläche proportionale Oberflächenenergie minimal. Und da jedes (abgeschlossene) System auf dieser unserer Welt so beschaffen ist, dass es so viel Energie wie unter den jeweils gegebenen Umständen möglich an die Umgebung abgibt, wäre damit diesem sogenannten Entropieprinzip Genüge getan.
Aber ein Tropfen ist nicht allein auf dieser Welt, er unterliegt folglich äußeren Einflüssen, die eine ideale Kugelgestalt der Wassertropfen unmöglich machen. Wir sehen also im Grunde so etwas wie energetische Kompromisse – aber sie sind es, die die Welt vielfältig, anregend und schön erscheinen lassen.
Ja, die Kompromisse…
In der Welt da draussen gibt es Kompromisse, die gar niemand helfen. Gebe einem hungrigen Kind ein Reiskorn!
Bestimmte Kompromisse helfen niemand, sie verschleppen nur, Und da werden Kompromisse heiss bejubelt, weil jedweder sein Sagen gehabt hat.
Wohin Du schaust….
Heute las ich, daß schon in den 60ern ein weiblicher Diakon in der kath. Kirche vorgeschlagen wurde. 60 Jahre später scheint man keinen Deut weiter zu sein.
Ebenso mit dem Umweltschutz. Um 1850 herum hat Fourrier gezeigt, was CO2 anrichtet, wenn es vermehrt in die Atmosphäre kommt. Was macht man?!
FAULE Kompromisse!
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Faule Kompromisse mag ich ebenso wenig wie faule Pflaumen. Wohlverstandene Kompromisse müssen m.E. immer unter der Prämisse eines allgemein akzeptierten Wertesystems stehen. Aber eigentlich wollte ich dieses Fass gar nicht öffnen und beschränkte mich daher auf rein physikalische Aspekte.
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Das ist wirklich wunderbar: das Foto vor allem mit den großen und kleinen Tropfen am Grashalm vor dem verschwommenen Hintergrund, der andererseits klar im Tropfenrund in neuer Schönheit widergespiegelt erscheint.
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Danke, das ist sehr schön wiedergegeben, was dieses Foto zeigt.
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Bezauberndes Foto, Joachim. Und dein Gedanke, dass es die Kompromisse seien, welche die Welt anregend und schön machen, überrascht mich, bewegt mich.
Hab einen schönen Sonntag.
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Danke, liebe Ule. Ich habe in der Tat gezögert, das Wort „Kompromiss“ in diesem Kontext zu benutzen. Aber wie anders sollte es zugehen, wenn die Verwirklichung eigener Ideale (Kugelgestalt) die der anderen zu verhindern droht?
Auch dir einen schönen Sonntag. LG, Joachim.
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