Drei Sonnen sah ich am Himmel steh’n,
Hab‘ lang und fest sie angeseh’n;
Und sie auch standen da so stier,
Als wollten sie nicht weg von mir.
Ach, meine Sonnen seid ihr nicht!
Schaut ander’n doch ins Angesicht!
Ja, neulich hatt‘ ich auch wohl drei;
Nun sind hinab die besten zwei.
Ging nur die dritt‘ erst hinterdrein!
Im Dunkeln wird mir wohler sein.*
* Wilhelm Müller (1794 -1827)
Das Gedicht von Wilhelm Müller wird der einen oder dem anderen durch den Liederzyklus Winterreise bekannt sein, der von Franz Schubert (1797 – 1828) vertont wurde. Daran wurde ich vor ein paar Tagen erinnert, als ich die tiefstehende Sonne mit zwei Nebensonnen erleben durfte.
Im Englischen heißen Nebensonnen auch „sundogs“, womit wohl zum Ausdruck kommen soll, dass die Sonne ihre beiden Hunde ausführt. Wie dem auch sei, ich sitze im Garten betrachte das Himmelsschauspiel, lausche „gedanklich“ Schuberts Vertonung und bin nur dadurch etwas beunruhigt, dass ich um diese Jahreszeit bei bereits tiefstehender Sonne und einer Temperatur von 20°C im Garten sitze.
Wer sich u. A. für die physikalischen Hintergründe und andere Aspekte des Phänomens interessiert, sei auf frühere Blogbeiträge verwiesen (z.B. hier und hier und hier).
Gab es auch weitere Zeugnisse als die von Wilhelm Müller in alten Zeiten? Und wenn ja, wie las man die Phänomene?
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Die Nebensonnen als Teil eines komplexen Halosystems sind bereits vor unserer Zeitrechnung bekannt und beschrieben worden. Lange Zeit wurden diese Erscheinungen als göttliche Zeichen beschrieben. Eine erste physikalische Beschreibung stammt von Descartes (Mitte des 17. Jh.) und eine im Sinne der neuzeitlichen Physik korrekte Erklärung ist erst seit Ende des 19. Jh. verfügbar.
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