Schaut man sich diese pflanzlichen Strukturen genauer an, so erkennt man ein ästhetisch ansprechendes Ensemble von Kurven und Geraden. Ich denke, dass ich nicht allein bin es schön zu finden – naturschön – und stelle die Frage: Ist unser ästhetisches Empfinden durch die Natur geprägt worden oder sind es die künstlichen, kulturell entwickelten geometrischen Formen, die mich/uns hier besonders ansprechen?
da gibt es bestimmt die ein oder andere Studie dazu…
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Ich habe bislang nichts Überzeugendes gefunden, was allerdings nichts bedeuten muss.
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So spät nachts würde ich sagen:
„Geometrie“ hat einen Wert in der Natur. Das sieht man etwa beim Werben oder der Balz.
Chaotische Farbenzusammenstellung scheint nicht der Renner zu sein, um einen Partner zu finden.
Ein vollkommen gespiegeltes Gesicht beim Menschen (eine Seite des Gesichts geklappt auf die andere) wird als unharmonisch empfunden, vielleicht sogar irritierend.
Heute sah ich einen Katalog eines unterfr. Künstlers. Seine Plastiken wirken grob – nicht auf die Art von Hrdlicka, aber irgendwie zufällig grob. Will das jetzt nicht ausführen…
So etwas wird kaum toleriert! Eine grössere Plastik von ihm wurde verschmiert, kaum stand sie vor einer Halle.
Kann ein Ausdruck nur gelten, wenn er bestimmten allgemeinen Prinzipien huldigt? Da wären wir arm dran.
Die Plastik dort vor der Halle gefiel mir, aber vielleicht wurde den Menschen zuviel zugemutet.
Meine Insekten, die ich zeige, finde ich schön. Unumwunden. Andere empfinden sie primär als hässliche Krabbler.
Ich hatte mal eine Blume nicht gezeigt, weil sie zu perfekt symmetrisch war. Zeigte sie dann doch, aber mit dem Hinweis, daß ich so etwas sonst nicht zeige. Ich war da sehr ambivalent. Aus heutiger Sicht empfinde ich diese Blume eher als hässlich. (Was den Kreis zum Portrait schliesst, das ich vorhin erwähnte).
Zu deinen Halmen: Schön wirkt so etwas meist dann, wenn eine kleine Störung drin ist. So wird etwas lebendig. Der Kopf muss es dann erst „perfekt“ machen. Ein guter Künstler baut so etwas ein.
Das war es in Kürze 🙂
Schönen Tag Dir
Gerhard
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Danke, lieber Gerhard, das ist ja fast ein eigener Beitrag. Allerdings sprechen deine Posts ja für sich/dich und bestätigen, was du hier nochmal beispielhaft zusammengestellt hast. Man könnte also die Natur zu den guten Künstlern zählen… 😉
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Kommen nicht alle Formen aus der Natur bzw gibt es sie dort nicht alle ?
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Ja, mit dieser Frage wird es grundsätzlich. Ich glaube, dass Künstler seine Aktivitäten nicht darauf beschränken lässt, aus der Natur zu schöpfen, auch wenn er als Naturwesen letztlich nicht anders kann – wenn du diese Parodoxie erlaubst.
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Ja, aber Künstler sind Menschen und daher selbst ein Teil dessen, was wir als Natur bezeichnen. Auch ihr Unterbewusstsein schöpft aus der Natur. Woraus sonst …
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Wenn man es so allgemein nimmt, ist auch der Künstler Teil der Natur und was er hervorbringt damit nichts Künstliches, sondern Natürliches. Aber in dieser Allgemeinheit lässt sich Kunst und Natur nicht mehr voneinander trennen. Die Künstler, die ich kennen und über die ich gelesen habe, würden ästhetisch ansprechende Hervorbringungen der Natur nicht als künstlerisch bezeichnen… 😉
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Über Definitionen der Kunst lasst es sich vortrefflich streiten. Aber es ging hier ja um die Inspiration zu Formen
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Genau, das Problem ist, dass man leicht ins Grundsätzliche abgleitet…
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Das Unterbewusste wird durch die vorgefundenen Formen gespeist und der Mensch macht dann sein Eigenes daraus.
Im Extremfall ist es so, daß ein naturgetreuer Schachtelhalm aus Plastik und grün angestrichen, als öffentliche Skulptur eine andere Aussage hat als der Schachtelhalm in der Natur. Das ist das Plus, das der Mensch einbringt.
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Die Inspiration für den Plastikschachtelhalm kommt auch aus der Natur
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Ja, aber den Plastikschachtelhalm würde man ja nicht aufstellen, um ihn zu kopieren, sondern um dadurch etwas auszudrücken. Das ist das Plus des Menschen.
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Die Strukturen, die wir hier in diesem schönen Foto sehen, sind m. E. nicht „künstliche, kulturell entwickelte Formen“. Rein künstliche, rein geometrische Formen würden uns nicht so ansprechen. Es sind meiner Meinung nach die in der uns umgebenden Welt der Nicht-Gleichgewichtssysteme und -prozesse entstehenden komplexen Strukturen, die wir „schön“ finden. Ich habe hier https://www.bernhard-wessling.com/komplexitaet-complexity auch ein Beispiel gebracht.
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Kann man das so generell sagen? Immerhin gibt es die Kubisten, es gibt Picasso… Auch diese Bilder werden als schön empfunden. Wie dem auch sei, bevor ich große Fragen erneut stelle, bedanke ich mich für die schönen Ansichten, auf die der Link führt…
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Natürlich gibt es Kunst, die mit „künstlichen, kulturell entwickelten Formen“ arbeitet. Aber das spricht m. E. nur eine Minderheit an (und die vielleicht eher nur rational, nicht emotional, aber das ist nur mein Gefühl). Die Strukturen, die Sie oben in Ihrem Foto zeigten, sind ja nicht solche künstlichen, exakt geometrischen, geschweige denn kulturell entwickelte Formen. Wie andere hier in den Kommentaren auch geschrieben haben, sind es eher die leicht, aber deutlich von der Exaktheit abweichenden Formen, die uns in der Natur ansprechen. Diese Formen sind die Ergebnisse von Prozessen fernab vom Gleichgewicht, die Prigogine „dissipative Strukturen“ nannte.
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Wie auch die übrigen Kommentare zeigen, sind die Grenzen zwischen künstlerischen und natürlichen Hervorbringungen offenbar fließend. Man kommt leicht in eine Grundsatzdiskussion inklusive der kaum zu lösenden Frage, was Schönheit ist, die schon viele kluge Menschen zum Nachdenken gebracht hat. Ich habe zahlreiche Bücher und Publikationen, die sich mit den Problemen auseinandersetzten. Für mich sind die meisten nicht gelöst.
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