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Physik im Alltag und Naturphänomene, Physik und Kultur, Strukturbildung, Selbstorganisation & Chaos

Wasservogel

Dieser Wasservogel (zumindest der Kopf besteht aus Wasser) ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch physikalisch interessant. Tropfen tendieren dazu, so weit wie möglich Kugelgestalt anzunehmen und können nur durch äußere Bedingungen daran gehindert werden, dieser Tendenz voll und ganz nachzugeben. Dem großen Tropfen auf der Blattspitze ist es auch weitgehend gelungen. Das Blatt ist offenbar ziemlich hydrophob (wasserabweisend), sodass der Kontaktwinkel zwischen Tropfen und Blattoberfläche weit über 90° beträgt. Dafür verantwortlich sind kleine Blatthärchen, auf denen der Tropfen hockt und gar nicht erst in großflächigen Kontakt mit dem eigentlichen Blatt kommt. (Die Physiker sprechen vom Cassie-Baxter-Zustand).
Erstaunlich ist weiterhin, dass die Blattspitze mehr zur Wasserliebe (Hydrophilie) neigt, denn der Tropfen weicht hier deutlich von der Kugelgestalt ab und lässt sich von der Spitze ein wenig in die Länge ziehen. Schuld daran ist weniger der Drang, die Ähnlichkeit mit einem Vogelkopf zu vergrößern (aber wer weiß?) als vielmehr die Tatsache, dass die noch im Wachstum befindliche Spitze noch keine Härchen ausgebildet hat und daher die Hydrophilie der nackten Blattoberfläche mehr zur Geltung kommen kann.
Das was unter dem Wasserkopf wie eine Art Kropf hervorscheint, ist ein weiterer Wassertropfen, der die gräserne Umgebung spiegelt.

Diskussionen

8 Gedanken zu “Wasservogel

  1. Eines meiner prickelnsten Aufnahmen ist die einer Schwebfliege, die auf de3n Borsten einer Seidenpflanze gelandet ist. Sie steht dort auf wohl drei dieser Spitzen. Stehen ist nicht richtig, denn sie umgreift die Spitzen. Mit den Enden umfasst sie diese hohen Minidornen. Wobei die Enden ja nicht primitiv sind, sondern ausgeklügelt.
    Nun sage mir mal einer, wie das dieses dumme Ding an Fliege schafft?

    Bei deiner Aufnahme stellt sich die Frage, wieso die Spitze des Blatts nahezu haarfrei ist? Du sagst, weil sie verholzt ist. Das Verholzen widerspricht also der Nutzung von Haaren. Wo Holz, da keine Nadeln.
    Ein fliessender Übergang. Ein Mechanismus regelt das. Jemand in den Genen misst und bestimmt: Hier keine Haare mehr. Oder er bildet sie, aber sie können nicht reüssieren.
    Anyway, food for thoughts 😉

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    Verfasst von kopfundgestalt | 6. Dezember 2022, 00:13
    • Vielleicht ist die Idee mit dem Verholzen gar nicht so gut. Vielmehr würde ich nach einer neuerlichen Inspektion des Fotos sagen, dass die neu hinzugewachsene Spitze, die noch nicht einmal grün geworden ist, die Härchen noch gar nicht ausgebildet hat. Aber auch das ist spekulativ.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 6. Dezember 2022, 08:52
  2. Ein wunderschöner Vogel! Und doch nur ein kugelförmiger Wassertropfen auf einem Blatt, der zur Blattspitze hin einen „Schnabel“ bildet. Außer dem „Kropf“ ist sogar ein Auge angedeutet. Ein sehr schönes Foto!

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    Verfasst von Gisela Benseler | 6. Dezember 2022, 08:07
    • Das ist wieder einmal so ein Zufallsfund, der allerdings nicht möglich gewesen wäre, wenn ich mir nicht gelegentlich auch die kleinen Dinge etwas genauer anschauen würde. Naja, und dann gehört auch noch ein wenig Fantasie dazu, „artfremde“ Gebilde darin zu sehen.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 6. Dezember 2022, 09:01
  3. Wieder etwas sehr „Naturschönes“ 🙂 Dein besonderer Blick auf die Dinge macht Freude!

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    Verfasst von Seelengedicht | 6. Dezember 2022, 13:08
  4. fantastisch, ein super Bild!! und ein toller und immer interessanter Blog, vielen Dank!

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    Verfasst von xtendedline | 6. Dezember 2022, 15:48

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