
Beim Blick aus dem Fenster des Zuges in die verregnete abendliche Dämmerung baut sich ein imposanter Regenbogen auf. Er wird durch die Spiegelung der Leuchtstoffbeleuchtung des Zuges geschnitten und gibt mit der unvermeidlichen Überlagerung durch weiteres Störlicht aus dem beleuchteten Innenraum ein bemerkenswertes Bild ab. Ohne diese Erklärung hätte das Bild wohl auch als (mehr oder weniger gelungenes) Gemälde durchgehen können.
Tatsächlich macht die weiße Linie es zum Kunstwerk. Denn Kunst ist ein Produkt menschlicher Einwirkung auf die Natur. Sonst wäre es (nur?) ein sehr schönes Naturereignis.
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Danke für die Bestätigung. So hatte ich mir das auch gedacht, als ich das Ergebnis des Fotografierens sah.
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So einen harten Kontrast habe ich noch nie auf Kunstwerken gesehen, es sei denn bei Lichtkunst.
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Bin ich auch mit einverstanden: Dann ist es eben Lichtkunst. Natur + Technik 😉
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Auf dem Handy wirkte dein Foto nicht so überzeugend wie hier auf dem Laptop-Bildschirm. Das ist im übrigen öfters so…man sollte das Handy steckenlassen…
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Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. 😉
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Dennoch schreibe ich gerne gleich um Mitternacht etwas…
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Dann kann ich das aber erst morgen kommentieren… 😉
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Zur Kunst wird es wohl durch die Wahl des Ausschnitts – die Harmonie der Flächenaufteilung macht hier viel aus.
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Das stimmt. Aber das ist eher zufällig so entstanden, weil ich es auf den Regenbogen abgesehen hatte und das störende Kunstlicht in dem Moment gar nicht sah. 😉
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Das führt ja gleich wieder zu der Frage, ob Kunst überhaupt versehentlich entstehen kann (Schönes kann natürlich absichtslos entstehen, tut es in der Natur dauernd). Braucht es für ein Kunstwerk nicht das Wollen, das absichtsvolle Gestalten? Nicht in jedem einzelnen Schritt (siehe Flow), aber als Grundimpuls?
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Ich denke schon, dass das absichtsvolle Gestalten seitens Künstler*innen wichtig ist. Für den Betrachter mag es indessen anders aussehen.
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Doch, Kunst kann versehentlich entstehen. Zumindest im entscheidenden Impuls im Werk. In der Wissenschaft kann das Nachdenken über ein Problem zur Lösung in einem anderen führen, weil quasi der Nährboden des zweiten Problems angereichtert wurde.
Ebenso in Therapie, in der man zu einer Lösung gelangen KANN, wenn man in einem unabsichtlichen Nebenweg unbewusst einen Beztrag zur Klärung in einem Hauptpropblem schafft/schaffen kann.
Es gibt ja auch den Begriff „(zufällige) Intervention im Alltag“, der ungewollt/gewollt als Katalysator dient.
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Für Wissenschaft und Therapie will ich die Möglichkeit von zufälligen „Seiteneffekten“ als kollaterale Problemlösung nicht ausschließen. Auch in der künstlerischen Arbeit kann natürlich ein Teilproblem sich zufällig, also assoziativ lösen, aber im Rahmen eines absichtsvollen Schaffensprozesses. Nicht in Form eines willenlos entstehenden, losgelösten Einzelwerks.
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Sicher hast Du recht. Mir schwebte z.b. ein schwarzer (japanischer) Pinselstrich vor, nicht ein komplexeres Werk. Da käme der Affe natürlich nicht hin.
Oder auch im konkreten Umfeld, vielleicht auch im Informel stelle ich mir spontanes vor.
Eine Serie meiner Köpfe (ich bin kein Künstler) setzte ich Deformationen aus,, klatschte sie gegen Stufen, Ecken und Boden. Dabei kamen oft interessante Effekte raus. Diese verzerren, verdellten Köpfe hatten was.
Ein alter Hut, ich weiß.
Ich stelle mir auch einen expressiven Maler vor, der auf einer Großleinwand wütet. Er kann ja in einem Moment innehalten und schauen, ob er es so lässt oder stattdessen wildes Gelb in einer bestimmten Ecke reinbringt. Der Punkt ist also eine gewisse Kontrolle. Aber wenn er schlicht Wut und Verzweiflung darstellen will, macht er (vermutlich) wenig Korrekturen.
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Aber es war dein absichtliches Handeln, deine Entscheidung, die Köpfe irgendwo gegen zu „klatschen“.
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Was du sagst ist bedenkenswert und führt zu der alten Frage, ob ein Affe mit einem Pinsel und Farbtopf ausgestattet ein Kunstwerk herstellen kann.
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Wenn es da einen Willen zur Schöpfung gibt, dann kann der Affe das auch! Aber er will wohl nur klecksen und Millionen Jahre können wir nicht warten.
Der Begriff „Kunst“ ist ja enorm weit gefasst. Schon eine bloße Idee kann heute als Kunst angesehen werden (, oft zurecht).
In herkömmlicher Sicht fügt der Mensch einem Werk eine Seele zu, er läd das Stück auf. Ein Affe kann das in zufälliger Weise auch. Der Mensch aber gezielt. Aber es kann sogar NACH ihm eine Bedeutung gewinnen, die er garnicht urspr. reingelegt hat.
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Ja, so sehe ich das auch. Der Kunstbegriff ist zu weit gefasst (siehe Joseph Beuys: Jeder ist ein Künstler) und viele verstehen etwas anderes darunter. Ein alter Freund und Kollege sagte mir mal (dem Sinne nach): Kunst ist für mich das, was mich im Innersten betrifft (positiv oder negativ) auch wenn ich nicht gleich genau weiß warum. Dem kann ich etwas abgewinnen.
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Da gehört wohl Jeff Koons nicht dazu oder?
Manche Bedeutung von Kunst ist so versteckt, daß sie einen nicht sofort betreffen kann. In Koblenz sah ich z.b. mal auf den Boden aufgezeichnete Rechtecke.
Es stellte sich für mich heraus, daß dies standardisierte Maße von Zellen waren.
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Dein letztes Beispiel zeigt, dass Kunst manchmal auch erst dann entsteht, wenn Informationen hinzukommen.
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Ja, wie ein schönes Gemälde wirkt es. Aber wer kann einen Regenbogen so malen?
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Für Kunstmaler:innen wird es schwierig sein, so etwas hinzubekommen, weil so ein Bogen ja nicht stillhält. 😉
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