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Physik im Alltag und Naturphänomene, Strukturbildung, Selbstorganisation & Chaos

So schön, dass ich nicht darauf zu treten wage…

Die Spuren im Sand zeugen von der Komplexität des vorangegangenen Sandsturms zum Zeitpunkt als dieser sich beruhigt hatte und diesen Anblick hinterließ. Natürlich lässt sich daraus nicht die Struktur der Luftströmungen ablesen, denn wir haben hier ja nur das Muster des Zusammenwirkens von willenlosen Sandkörnern, die nicht viel mehr als ihre Größe, Dichte (Farbe) und Gewichtskraft einzubringen hatten.
Es ist kein Chaos im Sinne von stochastischer Zufälligkeit entstanden, sondern ein wohgeformtes, von teilweise entmischten hellen und dunklen Sandkörnern untermaltes ästhetisch ansprechendes Rippelfeld.
Ich zögerte auch dann noch, es zu betreten, als das Foto bereits im Kasten war, um es nicht zu zerstören. Diese Hemmung ist natürlich nicht frei von Irrationalität, denn für wen sollte es erhalten bleiben? Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in der nächsten halben Stunde jemand hier her verirrt und der sich auch noch von den Strukturen angesprochen gefühlt hätte, war äußerst gering. Außerdem hätte danach der immer noch gemächlich über die Rippel streichende Wind vermutlich schon wieder Neues hervorgebracht.

Diskussionen

14 Gedanken zu “So schön, dass ich nicht darauf zu treten wage…

  1. Wunderschön. Findet man dafür die passenden Worte? Können wir diese Schönheit wirklich erklären? Dennoch ist solch eine Schönheit kein Zufall sondern Ausdruck von Gesetzmäßigkeiten. Ob es wohl auch Gesetze der Schönheit gibt? Oder Gesetze von Strömungen und Bewegungen?

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    Verfasst von Gisela Benseler | 7. Januar 2023, 06:29
  2. „Es ist kein Chaos im Sinne von stochastischer Zufälligkeit entstanden …“ – genau richtig, Ilya Prigogine (Nobelpreis 1977) nannte es „dissipative Strukturen“. Es ist immer wieder erstaunlich, wie aus den zufälligen turbulenten Luftbewegungen und ebenso zufälligen Bewegungen der Sandkörner darin solche wunderbaren Strukturen entstehen können. Mich faszinieren sie auch immer wieder. Danke für diese schöne Beobachtung!

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    Verfasst von Dr. Bernhard Weßling | 7. Januar 2023, 07:42
  3. Ich hatte als Vorschulkind einen Frauenkopf in den Sand am Rand der Strasse geritzt – und der ist erstaunlich gut gelungen gewesen. Ich zeigte ihn meiner Mutter. Am nächsten Tag waren schon einige über diese Stelle gegangen.
    In Fuerteventura bat ich ein Päarchen herbei, um ihnen zu zeigen, daß die Fliege auf der Kaktusblüte mellierte Augen hatte. Diese sieht man nur, wenn man von ihnen weiß. Ohne diese Kenntnis sieht man nur „Fliege“.

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    Verfasst von kopfundgestalt | 7. Januar 2023, 10:00
  4. Wunderschön sieht das aus. Klar, dass man da nicht reintrampeln mag. Erinnert mich an mein Wasserfallkragenhemdchen…das sieht vorne ähnlich aus, aber in Schwarz. Und es ist auch keine Brise drübergefegt.-

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    Verfasst von wildgans | 7. Januar 2023, 10:06
  5. Unglaublich schön! Es nicht zerstören zu wollen zeigt ja auch eine gewisse Ehrfurcht vor den formenden Kräften, die hier ihr Wirken zeigen…. und ja, diese Künstler lehnen sich nicht zurück und betrachten wohlwollig ihr Werk… weiter geht’s der Wandel ist stetig, wenn auch mal schneller oder langsamer 😅

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    Verfasst von Johanna | 8. Januar 2023, 10:45

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