Bei uns regnet es nun schon eine Weile ohne Unterlass. Und da wegen des feuchten Gedränges kaum noch Gelegenheit besteht, von der Straße in die Vorfluter zu gelangen, bleibt das Wasser einfach auf der Straße und schafft sich ein neues Bett. Aber das geschieht von Natur aus alles in regelrechter Ordnung. Das fließende Wasser schickt sich sogar an, sich mit einer naturschönen Kräuselung zu versehen.
Da das strömende Wasser zu den ansteigenden Rändern hin eine größer Reibung mit dem Untergrund erfährt und daher an diesen Stellen stärker geschert wird als weiter innen, wird es gewissermaßen nach außen hin gebrochen. Dort wird es dann an der ansteigenden „Böschung“ in Richtung Strommitte reflektiert, schießt dann aber Trägheit übers Ziel hinaus zur anderen Seite, wo es in spiegelverkehrter Weise dasselbe Schicksal erfährt. Rein optisch zeigt sich dieses Hin und Her in einem schön anzusehenden Muster.
Das Wort „scheren“ in diesem Zusammenhang ist mir unklar. Bedeutete das neudeutsch „gestresst“?!
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„Scheren“ kennt man z.B. vom „Ausscheren“ eines Fahrzeugs aus einer Reihe. In der physikalischen Bedeutung heißt das, dass ein Gegenstand, in diesem Beispiel eine Wasserschicht, unten gebremst und oben verschoben wird. Eine Schere macht ja beim Haareschneiden etwas Ähnliches – das Haar wird von dem einen Scherblatt in die eine und vom anderen in die andere Richtung geschoben und dabei durchtrennt. „Stress“, was ja im Englischen soviel heißt wie „Druck“ oder „Spannung“ hängt physikalisch gesehen damit zusammen. Z.B. gibt es das Wort „shear stress“.
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Danke, Joachim!
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Gerne. 🙂
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Ja, toll! Solche über Asphalt rinnenden Regenfluten faszinieren mich auch immer wieder wegen der Formbildungskraft des Wassers. Hier ein kleines nicht so tolles Beispiel: https://gerdakazakou.com/2019/01/25/regen-auf-asphalt/
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Ja, ich erinnere mich, dass du das damals gebracht hast und einen ausgezeichneten Blick nicht nur für diese Strukturen hast. Leider sind bei monochromem Himmel die Feinheiten der Musterung im an sich ja transparenten Wasser nicht gut zu sehen. Dazu bedürfte es der Reflexion von Wolken Bäumen u.Ä.
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Lauter Kreuzungsmuster, – sehr schön, was die Natur im strömenden Wasser da wieder formt, ganz gesetzmäßig.
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Ja, die Natur kann nicht anders als gesetzlich verfahren, auch wenn wir es nicht immer durchschauen.
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Und was wir dann sehen, ist schön! Da fragt man/frau sich: wie kommt das Gesetz der Schönheit in die Natur? Und ebenso kann man sich fragen: Was ist Natur eigentlich?
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Das erinnert mich an die Weizsäckersche Definition von Philosophie: Nicht aufhören weiterzufragen.
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Statt immer weiter zu fragen, sollte man nur schauen.
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🙂
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Toll, diese natürlichen Strukturen können begeistern. Immer findet sich eine Ordnung.
Liebe Grüße,
Syntaxia
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Vielen Dank! Manchmal ist die Ordnung nicht so leicht zu erkennen.
Liebe Grüße,
Joachim
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